Zu Niedrigwasserereignissen kommt es vor allem bei lang anhaltenden Trockenzeiten mit Niederschlagsmangel und starker Verdunstung in den Einzugsgebieten der Gewässer. Mit den Abflussdaten vom Pegel Neu Darchau, der – oberhalb des Wehres Geesthacht gelegen – die Abflussverhältnisse in der nicht mehr von der Tide beeinflussten Mittelelbe abbildet, lassen sich die Niedrigwassertage ermitteln. Dabei handelt es sich um Tage, an denen der mittlere Abfluss geringer ist als die über die Sommer- und Winterhalbjahre des Zeitraums 1991 bis 2020 gemittelten Niedrigstwasserstände des Pegels. Da unterhalb von Neu Darchau bis zur Tideelbe keine Nebengewässer mehr in die Elbe münden, entscheidet der Abfluss am Pegel Neu Darchau auch über die in der Tideelbe ankommende Wassermenge.
Niedrigwasser in der Elbe hat zum einen ökologische Konsequenzen, denn bei geringerem Wasservolumen und verringerten Fließgeschwindigkeiten erwärmt sich das Wasser stärker. Dies beeinflusst grundlegende physikalische, chemische und biologische Prozesse im Gewässer. In der Regel führt eine Erwärmung zu einer Beeinträchtigung der Gewässerqualität bis hin zu Fischsterben wegen Sauerstoffmangels. Zum anderen schränkt Niedrigwasser auch Gewässernutzungen ein. Bei niedrigen Wasserständen kann es zu Einschränkungen der Schiffbarkeit kommen, da die Abladetiefe reduziert und die Unfallgefahr erhöht sind. Neben der Schifffahrt selbst hat dies auch Folgen für diejenigen Wirtschaftszweige, die auf den Gütertransport angewiesen sind. Auch die Einleitung von Abwasser bedeutet bei geringen Abflüssen und einer damit verbundenen geringeren Verdünnung eine zusätzliche Belastung. Dies gilt auch für Kühlwassereinleitungen aus den Kraftwerken entlang der Elbe, für die es wasserrechtliche Auflagen gibt. Einleitungen werden demnach begrenzt, wenn kritische Wärmelasten überschritten werden. Im Hamburger Hafen erschwert Niedrigwasser die Wassertiefenunterhaltung oder macht diese aufwändiger. Bei anhaltend niedrigen Abflüssen der Mittelelbe rückt die Trübungszone der Tideelbe stromauf vor und die Sedimentation ist begünstigt. Zudem können bei Unterschreitung kritischer Sauerstoffgehalte im Hafen aus Gewässerschutzgründen Sedimentumlagerungen nicht mehr stattfinden.
Während sich von 1961 bis 1990 die Niedrigwassertage noch annähernd gleich auf das Sommer- und Winterhalbjahr des Wasserhaushaltsjahres verteilten, fielen im Zeitraum 1991 bis 2020 mehr als 63 % aller Niedrigwassertage auf das Sommerhalbjahr. Hier hat also eine deutliche Verlagerung stattgefunden. Entsprechend gibt es für das Sommerhalbjahr auch einen statistisch steigenden Trend. Die Jahre mit 200 und mehr Niedrigwassertagen pro Jahr liegen alle nach der Jahrtausendwende. Es sind die Jahre 2003, 2018 und 2019, die als extrem trockene und warme Jahre bekannt sind.
Zur Übersicht des Klimafolgen-Monitorings |
Zurück zur Startseite des Klimainformationssystems