Hamburg kauft im großen Stil ein – von Klopapierrollen und Laptops, Gutachter-Expertise, Kantinen-Kaffee oder Polizeiuniformen. Alle diese Anschaffungen sollen möglichst nachhaltig und umweltfreundlich sein und CO2 sparen, dazu hat sich die Stadt ab 2016 mit dem ersten Umleitleitfaden für den öffentlichen Einkauf verpflichtet. Seit 2025 gilt dessen Weiterentwicklung: der Nachhaltigkeitsleitfaden. Dieser sagt: Wenn die Stadt shoppt, sollen – wo immer möglich – Kriterien wie Rohstoffverbrauch, CO2-Fußabdruck, Langlebigkeit, Reparaturmöglichkeit, Recyclingfähigkeit oder auch Transport und Verpackung berücksichtigt werden. Doch nicht nur ökologische Aspekte, sondern auch soziale Kriterien wie faire Arbeitsbedingungen, die Einhaltung von Menschenrechten und die Förderung sozialer Gerechtigkeit spielen eine wichtige Rolle und werden in den Beschaffungsprozessen stärker berücksichtigt. Rund 340 Millionen Euro geben allein die Behörden der Stadt Hamburg pro Jahr für Waren und Dienstleistungen aus, der Baubereich ist dabei noch nicht einmal mitgerechnet. Fünf zentrale Beschaffungsstellen gibt es in den Behörden, und jede hat sich auf bestimmte Produkte spezialisiert. So werden an einer Stelle Druckerzeugnisse eingekauft, woanders geht die Bestellung für Bürostühle oder für Lebensmittel raus. Denn je mehr gekauft wird, desto mehr kann die Stadt mitreden. Je größer der Auftrag, desto stärker ist die Verhandlungsposition, auch für den Umwelt- und Klimaschutz. Die Einkaufspolitik von Behörden, Ministerien und öffentlichen Institutionen hat bundesweit ein Milliardenvolumen und ist daher ein starker Hebel für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Sie setzt Anreize für mehr grüne Produkte, sie schafft sichere Absatzmärkte und fördert grüne Technologien und Innovationen.
Der Nachhaltigkeitsleitfaden gilt verpflichtend für die Hamburger Behörden und ihren Einkauf; empfohlen wird er auch den städtischen Betrieben. Viele sind bereits an Bord und wenden die Kriterien an. Ein möglicher Weg ist, dass sich die Behörden künftig mit den öffentlichen Unternehmen mehr zusammentun, um als Einkaufsgemeinschaften ihre Marktmacht weiter zu steigern. Der Bund rechnet vor, dass die öffentliche Beschaffung deutschlandweit ein Volumen von rund 500 Milliarden Euro hat. Wie groß die Wirkung für den Klimaschutz sein kann, zeigt eine Studie des Weltwirtschaftsforums: Würden alle Länder der Erde grün einkaufen, ließen sich rund 15 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen einsparen.
Wenn nicht nur der Staat, sondern auch Unternehmen bei Büromaterial, Rohstoffen oder Fuhrparks auf Nachhaltigkeit achten, wird der Hebel noch größer.
Wie geht’s weiter bei dem Thema? Die Einführung des Leitfadens wird von einem umfassenden Schulungskonzept begleitet. Die Umweltbehörde und die Finanzbehörde beraten alle Behörden zu konkreten Beschaffungen und Kriterien und arbeiten gemeinsam mit den anderen Bundesländern und dem Bund, um das Thema voranzubringen – denn mehr Nachhaltigkeit lohnt sich, für das Klima und für Hamburg.
Beraten lassen
Viele Hintergründe und Kniffe rund um das Thema Nachhaltigkeit kennen die Beratenden der Handels- und Handwerkskammer sowie das Netzwerk der UmweltPartnerschaft Hamburg. In der BUKEA stehen Friederike Mieß und Jana Burmeister für Fragen zur Verfügung: nachhaltigkeitsleitfaden@bukea.hamburg.de
Zum Weiterlesen
Jede Menge praktische Tipps für die nachhaltige öffentliche Beschaffung liefert der Kompass Nachhaltigkeit.
Wofür die vielen Nachhaltigkeitssiegel stehen, lässt sich auf dem Portal Siegelklarheit prüfen.
Die Kompetenzstelle für die nachhaltige Beschaffung hat sich den Wissenstransfer und -austausch für die rund 30.000 Vergabestellen in Deutschland auf die Fahnen geschrieben.