Lang strecken sich die Felder für Freilandgemüse und -blumen hinter den Deichen und spiegeln sich in den Scheiben riesiger Gewächshäuser, in denen unabhängig von der Jahreszeit alles herangezogen wird, was die Menschen der Hansestadt und ihrer Umgebung für Tisch und Vase wünschen. Der markanteste Landschaftsteil aber zwischen Gemüse- und Gartenbau ist eine große Grünlandfläche zwischen Strom- und Goseelbe und den Ortschaften Fünfhausen und Kirchwerder und nach letzterer benannt: die Kirchwerder Wiesen. Sie sind mit 860 Hektar das größte Naturschutzgebiet Hamburgs.
Pflanzenwelt
Die Gräben zwischen der heute vorwiegend als Viehweide genutzten alten bäuerlichen Kulturlandschaft sind das ökologische Filetstück des Naturschutzgebietes. In ihnen und an ihren Randbereichen finden sich viele seltene Tier- und Pflanzenarten.
Im Wasser der Gräben wachsen Unterwasser- und Schwimmpflanzen, die Ränder sind zum Teil mit Röhrichten und Seggen bewachsen, und auch Erlen gibt es mancherorts. Andere Bäume im Naturschutzgebiet sind Stieleichen, Birken und Obstgehölze. Auf den Wiesen gibt es größere Bestände der hübschen Schwanenblume.
Ein für den Naturschutz besonders wertvoller Grabentyp ist der Niedermoorgraben, der aus der Entwässerung ursprünglicher Niedermoore resultiert. Die dort beheimatete überaus artenreiche Pflanzenwelt repräsentiert diesen Biotoptyp mit seinem nährstoffarmen Milieu. Hier finden sich in den Bulten Seggen und Binsen, dazwischen Sumpfblutauge, Krebsschere und Torfmoose. An den Ufern wachsen Sumpfsternmiere, Röhrige Pferdesaat und der Straußgilbweiderich. Die empfindliche, vom sauren Milieu des Bodens abhängige, Flora der Grabensysteme ist auf extensiv betriebene Landwirtschaft angewiesen, denn jegliche Art von Düngung des anschließenden Grünlandes würde sie von anderen Arten überwuchern lassen. Durch entsprechende Verträge, in denen Schutz- und Pflegemaßnahmen festgelegt sind, konnte die Hamburger Behörde für Umwelt und Stadtentwicklung die ansässigen Landwirte für die Extensivierung der Landwirtschaft gewinnen und so mit ihrer Hilfe eine an seltenen Arten reiche Fläche für den Naturschutz sichern.
Tierwelt
Die Kirchwerder Wiesen sind Heimstatt für Vogelarten, die als Lebensraum feuchte und offene grüne Niederungsgebiete brauchen. Auf Wiesen und Weiden finden sich hier Arten, die längst auf der Roten Liste stehen. Dazu gehören Kiebitz, Bekassine, Schilfrohrsänger, Braunkehlchen und Rotschenkel, die Knäkente und die Uferschnepfe, vor allem aber die Trauerseeschwalbe, ein geburtsorttreuer Zugvogel, der hier seinen einzigen Brutplatz auf hansestädtischen Gebiet hat und in Hamburg auf der Artenliste als vom Aussterben bedroht geführt wird.
In und an den Gräben finden auch zahlreiche Amphibien und Reptilien Laichgebiet, Sommer- und Winterquartier. Teich- und Kammmolch, Moor- und Grasfrosch gehören dazu wie auch Waldeidechse und Ringelnatter.
Als Gebiet nach der FFH-Richtlinie wurden die Kirchwerder Wiesen bei der EU gemeldet wegen der Brutbestände der Trauerseeschwalbe und wegen eines kleinen, in den Gräben beheimateten Fisches, dem auf der Roten Liste geführten Bitterling.
Die Naturschutzgebiets-Verordnung finden Sie hier.
Information
Die Kirchwerder Wiesen liegen im Südosten Hamburgs im Bezirk Bergedorf.
Zu erreichen und zu erwandern ist das Naturschutzgebiet über viele Wege:
verschiedene Deiche, den Marschenbahndamm, über die Ortsteile Kirchwerder und Fünfhausen. Dahin gibt es vom S-Bahnhof Bergedorf unterschiedliche Buslinien. Ausflugstipp:
Mit der Buslinie 123, 223 vom Busbahnhof Bergedorf bis Haltestelle "Marschbahndamm" und von dort zu Fuß, entweder Richtung Fünfhausen oder ostwärts Richtung Krauel.
Richtung Krauel befindet sich am alten Gleisdreieck der Marschenbahn auch ein großer Abenteuerspielplatz.