Es handelt sich um das Vordeichland auf Höhe der Stromkilometer 594 bis 598 sowie um zwei kleine, sehr schmale Binnendeichflächen (Carlsbrack und das Vogelschutzgehölz Riepenburger Brack), die sich vom Deich bis zum Marschbahndamm erstrecken. Das Naturschutzgebiet befindet sich im unmittelbaren Einflussbereich der Tide- und Auendynamik. In diesem Bereich kommt es zur regelmäßigen Änderung der Strömungsrichtung des Wassers und damit einhergehenden Hoch- und Niedrigwasserständen. Diese laufen heutzutage ebenfalls erheblich schneller auf und ab, fallen gleichzeitig aber auch höher aus und treten deutlich häufiger auf, als dies beispielsweise vor 50 Jahren der Fall war. So kommt es im Gebiet Zollenspieker inzwischen im Jahresschnitt zu 40 bis 60 Überflutungen, bei denen das gesamte Deichvorland unter Wasser steht.
Den größten Teil des Naturschutzgebietes machen die zwischen 100 und 400 m breiten Vordeichflächen aus. Als tidebeeinflusster Auenstandort stellen sie die Restfläche einer ursprünglichen Elbauen-Landschaft dar, die aufgrund der Siedlungsentwicklung bereits seit dem Mittelalter und den im Elbraum damit einhergehenden Maßnahmen zur Landgewinnung und -nutzbarmachung kontinuierlich verdrängt wurden. Vordeichflächen wie die des NSG Zollenspieker sind nicht nur in Hamburg höchst selten geworden und stellen aufgrund ihres besonderen Artenreichtums ausgesprochen erhaltens- und schützenswerte Feuchtbiotope dar. Auch in den Buhnenfeldern zwischen den Steinschüttungen entwickelten sich in der Folgezeit für den Naturschutz ausgesprochen wertvolle Biotope. Hierzu gehören u.a. Süßwasserwatten, Röhrichte und Flachwasserzonen, in denen es zur Sedimentation von Schlick kommt.
Pflanzenwelt
Die regelmäßigen Überschwemmungs-, Erosions- und Sedimentationsprozesse führen zur Entstehung eines Extremstandortes. Insgesamt rund 150 tideabhängige Pflanzenarten können hier gefunden werden. Eine bemerkenswerte Besonderheit ist dabei das Nebeneinander von atlantischen, mit der Tide stromaufwärts transportierten Arten und kontinentalen, tideunbeeinflussten Stromtalpflanzen. Dazu gehören seltene Arten wie Elb-Spitzklette und Einjähriger Beifuss. Der Schierlingswasserfenchel, eine Art die weltweit nur im hamburgischen salzfreien Tidebereich vorkommt, soll hier neue Lebensstätten finden. Hier wächst die nur an der Elbe vorkommende Wiebelsschmiele in großer Anzahl. Auch diese ist eine weltweit einzigartige Pflanzenart, deren gegenwärtiger Lebensraum als unersetzbar eingestuft werden muss.
Tierwelt
Die extensiv genutzten Grünland- sowie Weideflächen der Elbaue bieten Lebensraum für eine artenreiche Vogelwelt - z.B. Kiebitz, Bekassine, Wiesenpieper. Seltene Wiesenvögel wie Uferschnepfe und Rotschenkel kommen jedes Jahr aufs neue von ihren Überwinterungsgebieten hierher zurück. In diesem Bereich kommen auch Eisvogel, Pirol und Wendehals vor. Natürlich brütet hier der Weißstorch, der auf den bei Hochwasser überfluteten Elbwiesen Jagd auf Kleintiere macht. Bei Niedrigwasser dient das Deichvorland zahlreichen Vogelarten als Nahrungs-, Sammel- und Rastplatz. Dazu zählen Gänsesäger sowie Brand- und Krickenten. Die dem Einfluss der Stromelbe unterliegenden Priele, Rinnen und ehemaligen Hafenbecken der Gemüse-Ewer stellen daneben auch die Kinderstube für seltene Elbfische dar.
Die Naturschutzgebiets-Verordnung finden Sie hier.
Information
Das Naturschutzgebiet Zollenspieker erstreckt sich entlang des Elbehauptdeiches bei Zollenspieker. Es ist zu erreichen über den S-Bahnhof Tiefstack, von dort weiter mit der Buslinie 120 bis Haltestelle Zollenspieker, Fähre. Die Busfahrt dauert ca. 30 Minuten, verläuft aber immer entlang des Hauptdeiches mit Aussicht auf die Elbe sowie dem Hohendeicher See (Oortkaten). Mit dieser Buslinie kann man weiter Richtung Geesthacht fahren und erreicht schon bald die Borghorster Elblandschaft. Eine andere Möglichkeit ergibt sich mit der S-Bahn-Linie 21 bis Haltestelle Bergedorf und weiter mit der Buslinie 223 bis Haltestelle Zollenspieker, Fähre. Ausflugstipp: eine Fahrt mit der Elbefähre Richtung Hoopte. Ausreichende Parkmöglichkeiten gibt es am Zollenspieker Fährhaus. Der Hochwasserschutzdeich bietet elbaufwärts wie elbabwärts vielfältige Aussichtspunkte.