Hamburg.de Startseite Politik & Verwaltung Behörden ... Wasser Abwasser
KOSTRA-DWD-Regenspende für Hamburg

Niederschlagshöhen als Bemessungsgrundlage

  • Umwelt, Klima, Energie, Agrarwirtschaft
  • Sie lesen den Originaltext

Informationen für Planende und am Bau interessierte Personen

  • Umwelt, Klima, Energie, Agrarwirtschaft
  • Sie lesen den Originaltext
BUKEA

Hintergrund

Seit den 1980er Jahren bestimmt der Deutsche Wetterdienst (DWD) die statistische Eintrittswahrscheinlichkeiten von Starkniederschlagsereignissen. Dabei werden unterschiedliche Niederschlagshöhen und -spenden verschiedenen Wiederkehrzeiten und Dauerstufen zugeordnet. Diese Daten werden im Rahmen von koordinierten Starkregenregionalisierungen und -analysen (KOSTRA) regelmäßig etwa alle 10 Jahre aktualisiert und die Ergebnisse veröffentlicht.

Zum 1. Januar 2023 löste der neue Datensatz KOSTRA-DWD-2020 den bisher gültigen KOSTRA-DWD-2010R offiziell ab. Für die Aktualisierung konnte die Anzahl der berücksichtigten Messstationen mit zeitlich hochaufgelöste Regendaten von etwa 120 auf über 1.500 Messstationen in Deutschland erweitert werden. Des Weiteren wurde die Methodik durch ein Gremium von Fachpersonen aus Wissenschaft und Praxis grundlegend überprüft und überarbeitet. Der Datensatz KOSTRA-DWD-2020 steht nun als 5 km x 5 km Rasterdatensatz mit insgesamt 300 x 300 Rasterfeldern für ganz Deutschland zur Verfügung. Das Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg wird von 49 Rasterzellen abgedeckt.

Wichtige Änderungen aufgrund von KOSTRA-DWD-2020

  1. Mit der Aktualisierung des KOSTRA-DWD-Datensatzes können nun Niederschlagshöhen und ‑spenden anhand eines hochaufgelösten Rasters mit einer Feldgröße von 5 km x 5 km, im Vergleich zu vorher 8,15 km x 8,2 km, abgelesen werden. Die Angaben zu Zeile und Spalte aus veralteten Datensätzen sind daher nicht mehr gültig und neu zu identifizieren.
  2. Im Datensatz KOSTRA-DWD-2020 sind keine Werteklassen (untere und obere Klassengrenze) in Form eines Klassenfaktors, wie noch in DIN 1986-100 gefordert, mehr angegeben.
  3. Der neue Datensatz berücksichtigt weiterhin keine Prognosen zu steigenden Starkregenintensitäten und -häufigkeiten aufgrund des Klimawandels. Um jedoch den Klimawandel bei der Betrachtung von Starkregengefahren und daraus resultierenden Bemessung von Starkregenvorsorgemaßnahmen ausreichend zu berücksichtigen (s. DIN EN 16933-2 und DIN EN 752), ist bei der Dimensionierung von Starkregenvorsorgemaßnahmen in Hamburg ein Klimaänderungsfaktor von 1,2 (Zuschlag von 20%) auf die zur Bemessung zu verwendenden Starkniederschlagshöhen/-spenden des KOSTRA-DWD-2020 ab einer Jährlichkeit von 30 anzusetzen, analog zum Vorgehen in der TRAS 310, siehe BMUV (2023) (nähere Infos in Abschnitt „Klimaänderungsfaktor“).

Klimaänderungsfaktor

Mit dem fortschreitenden Klimawandel wird mit einer Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Starkregenereignissen gerechnet (Donat et al., 2016, Becker et al., 2016). Diese Entwicklung hängt damit zusammen, dass wärmere Luft mehr Wasserdampf enthalten kann und damit größere Niederschlagsmengen bei entsprechenden Wetterlagen entstehen (KLIWA, 2019). Wie stark diese Veränderungen lokal ausfallen werden, kann derzeit jedoch noch nicht präzise projiziert werden. Mit laufender Forschung, zunehmender Rechenleistung und der Weiterentwicklung von Klimamodellen wird sich das in naher Zukunft ändern (Berg et al., 2019). Bei der Bemessung von Starkregenvorsorgemaßnahmen ist es dennoch wichtig, bereits jetzt die möglichen künftigen Veränderungen zu berücksichtigen, denn die Baumaßnahmen, die jetzt umgesetzt werden, sollen lange Zeit erhalten bleiben und auch zukünftig ausreichenden Schutz vor Starkregenereignissen bieten.

Der KOSTRA-DWD-2020-Datensatz ist zwar ein solider Datensatz, im Umgang mit klimawandelbedingten Veränderungen bei Starkregen aber nur eingeschränkt als Grundlage geeignet. Das hat zwei Gründe: Erstens beruht der Datensatz alleinig auf Niederschlagsdaten der Vergangenheit, er berücksichtigt die zukünftigen Veränderungen durch den Klimawandel nicht. Zweitens werden für die KOSTRA-DWD-Daten Messungen aus dem DWD-Stationsmessnetz verwendet, ergänzt um Stationsdaten weiterer Institutionen (u.a. von Hamburg Wasser). Stationsmessungen mit Regenschreiber erfassen logischerweise nur den Niederschlag, der über der Messstation fällt. Sehr lokale Starkregenereignisse werden häufig nicht vom Regenschreiber erfasst, so dass der KOSTRA-DWD-Datensatz in der Hinsicht Ungenauigkeiten enthält. Der Klimaänderungsfaktor hilft, um mit diesen beiden Aspekten umzugehen und den Klimawandel bei der Bemessung von Starkregenvorsorgemaßnahmen ausreichend zu berücksichtigen.

Für Bemessungen auf Basis von Starkniederschlagshöhen mit einer Wiederkehrzeit ab 30 Jahren ist der Klimaänderungszuschlag deshalb zu verwenden. Für die Bemessung von regelhaften Grundstücksentwässerungen mit einer Wiederkehrzeit von unter 30 Jahren ist kein solcher Faktor erforderlich.

Anwenderhinweise KOSTRA-DWD-2020 im Geoportal Hamburg

Der frei verfügbare KOSTRA-DWD-2020-Datensatz kann über den Wasseratlas oder das Geoportal Hamburg abgerufen werden. Über eine interaktive Karte mit den 49 verfügbaren Rasterzellen auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg kann der Datensatz je Rasterzelle, aufbereitet als Excel-Datenblatt, heruntergeladen werden.

Die Excel-Datenblätter enthalten die Starkniederschlagshöhen und -spenden für die Wiederkehrzeiten (Jährlichkeiten) von 1 bis 100 Jahren sowie für 22 Dauerstufen zwischen 5 Minuten und 7 Tagen. Für die Starkniederschlagshöhen/-spenden mit einer Wiederkehrzeit von mind. 30 Jahren wird bereits der durch den Klimaänderungsfaktor von 1,2 beaufschlagte Wert dargestellt. Zu erkennen ist dies an der Bezeichnung (Klima) sowie der dunkelgrauen Hinterlegung.

Literaturverzeichnis:

Becker, P., Becker, A., Daleane, C., Deutschländer, T., Junghänel, T., Walter, A. (2016) Die Entwicklung von Starkniederschlägen in Deutschland - Plädoyer für eine differenzierte Betrachtung, Deutscher Wetterdienst, Offenbach, online unter: https://www.dwd.de/DE/leistungen/besondereereignisse/niederschlag/20160719_entwicklung_starkniederschlag_deutschland.pdf?__blob=publicationFile&v=3 (Zugriff am 29.09.2023)

Berg, P., Christensen, O.B., Klehmet, K., Lenderink, G., Olsson, J., Teichmann, C., Yang, W. (2019) Summertime precipitation extremes in a EURO-CORDEX 0.11◦ensemble at an hourly resolution. .Nat. Hazards Earth Syst. Sci., 19, 957–971

Donat, M.H., Lowry, A.L., Alexander, L.V., O’Gorman, P.A. and Maher, N. (2016) More extreme precipitation in the world’s dry and wet regions. Nature Climate Change, 6 (5), 508-513

KLIWA (2019) Starkniederschläge - Entwicklungen in Vergangenheit und Zukunft – Kurzbericht –, online unter: https://www.kliwa.de/_download/KLIWA-Kurzbericht_Starkregen.pdf (Zugriff am 29.09.2023)

BMUV (2023) TRAS 310 – Vorkehrungen und Maßnahmen wegen der Gefahrenquellen Niederschläge und Hochwasser, BAnz AT 12.01.2023 B5, online unter: https://www.kas-bmu.de/tras-endgueltige-version.html?file=files/publikationen/TRAS/TRAS%20%28endgueltige%20Fassung%29/BAnz%20AT%2012.01.2023%20B5.pdf&cid=1788 (Zugriff am 29.09.2023)

KOSTRA-DWD-2020-Datensatz der FHH

BUKEA

Hier finden Sie den aktuellen KOSTRA-DWD-2020-Datensatz für das Gebiet der FHH sowie viele weitere Daten zur Wasser- und Abwasserwirtschaft.

Wasseratlas Hamburg

Weiterführende Informationen

Dieter Ackermann, LSBG

Regenwasserbewirtschaftung auf Grundstücken

Welche Genehmigungen für die Bewirtschaftung des Regenwassers auf Ihrem Grundstück erforderlich sind, ist abhängig von der Art der Ableitung.

BUE
Einleitungsmengenbegrenzung

Regenwasserrückhaltung und Überflutungsschutz auf Grundstücken

Erfahren Sie welche Aspekte bei einer Einleitungsmengenbegrenzung für Niederschlagswasser planerisch auf Ihrem Grundstück zu berücksichtigen sind.

Foto: Colourbox.de / Evannovostro
Indirekteinleiter

Einleitungen in öffentliche Siele

Die Ableitung von belasteten Niederschlagswasser oder Niederschlagswasser mit Einleitungsmengenbegrenzung ist genehmigungspflichtig.

Foto: Colourbox.de / #2906
Oberirdische Gewässer

Abwassereinleitung, Wasserentnahme

Die direkte Ableitung des Niederschlagswassers in ein oberirdisches Gewässer, sollte, wenn es möglich ist, der Einleitung in das öffentliche Siel vorgezogen werden.

Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft
Ihre Fragen - unsere Antworten

FAQ Starkregenvorsorge

Starkregen werden infolge des Klimawandels und des Temperaturanstiegs zunehmen. Auf dieser Seite finden Sie FAQs zur Starkregenvorsorge in vier Themenblöcken mit unseren Antworten.

BUKEA Wasserwirtschaft

Regenwasser

Der Klimawandel wird das Leben auch in Hamburg zukünftig beeinflussen. Das steigende Risiko durch Hitze- und Trockenperioden einerseits und intensivere Starkregen andererseits erfordern einen verantwortungsvollen Umgang mit Regenwasser. Um Schäden zu vermindern oder zu vermeiden und gleichzeitig die Ressource Wasser optimal zu nutzen, soll in Hamburg nach dem Prinzip der Schwammstadt das anfallende Regenwasser möglichst vor Ort zwischengespeichert, verdunstet, versickert und genutzt werden.