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Umkehr der Ampel-Priorisierung an der Bundesstraße

Evaluation zeigt verbesserte Grünzeiten für Fuß- und Radverkehr sowie verkürzte Reisezeiten für ÖPNV-Busse

16. März 2023 Pressemitteilung

Zum ersten Mal in Hamburg wurde Ende des vergangenen Jahres eine erste Ampel-Priorisierung umgekehrt: Der Fuß- und Radverkehr wird seither an der Kreuzung Kaiser-Friedrich-Ufer/Bundesstraße bevorzugt – damit wurde die Ampelschaltung der tatsächlichen Verkehrsnutzung vor Ort angepasst. Die Achse entlang der Alster ist stark von Fußgänger:innen und Radfahrenden frequentiert. Der motorisierte Individualverkehr fordert nun „Grün“ an der Ampel an. Die Evaluation der Umkehr bestätigt, dass die Maßnahme wirkt: Die Grünphasen für Zu-Fuß-Gehende und das Fahrrad wurden erhöht, die Reisezeiten für die Busse des ÖPNV verkürzt. Vor diesem Hintergrund soll die Priorisierung des Fuß- und Radverkehrs an weiteren Ampeln in Hamburg erfolgen, um den Umweltverbund nachhaltig zu stärken.

Hinkelmann

Für die Evaluation der Prio-Umkehr wurden die Betriebsdaten der Lichtsignalanlage an der Bundesstraße, eine Auswertung von so genannten „FC-Daten“ (Floating Car Data) und eine Vergleichsmessung der Reisezeiten von Bussen der Hamburger Hochbahn herangezogen. Zwei festgelegte Zeiträume wurden dabei miteinander verglichen, so dass ein Vorher-Nachher-Vergleich ausgewertet werden konnte.

Das Ergebnis: Mit der Prio-Umkehr hat sich die Grünzeit des Fuß- und Radverkehrs im Mittel von 8,6 auf 16-17 Sekunden verlängert. Die Grünzeiten für den Rad- und Fußverkehr sind nun also etwas höher als die des Kfz-Verkehrs (im Mittel von 50 auf 11-14 Sekunden reduziert).

Ausgewertet wurde auch die insgesamte Freigabezeit in Stunden pro Tag (die Auswertung pro Tag bezieht sich auf den Zeitraum 6:00 Uhr bis 22:00 Uhr). Somit ergibt sich insgesamt ein „Gesamtampelschaltbudget“ von 16 Stunden. Hier hatten der Kfz-Verkehr vor der Umsetzung der Prio-Umkehr circa 11,5 Stunden und der Rad- und Fußverkehr circa 1,5 - 2 Stunden Freigabezeit pro Tag erhalten. Dieses Verhältnis hat sich nun auf circa 5 - 6 Stunden Freigabezeit für beide Gruppen angeglichen – und damit der tatsächlichen Verkehrsnutzung vor Ort. Die Verkehrszahlen an der Kreuzung vor der Umkehr hatten ergeben, dass 7.000 Menschen aktiv den Weg am Kanal entlang nutzen und 6.000 Kraftfahrzeuge auf der Bundesstraße unterwegs sind (Zeitfenster 6-19 Uhr). Schon vor der Maßnahmen waren also vor allem Radfahrer:innen und Fußgänger:innen dort unterwegs.

Im Zuge des Umbaus für die Prio-Umkehr wurde an der Ampel auch die Blindensignalisierung ergänzt. Damit Menschen mit Sehbehinderungen sicherer queren können, bleibt die Anlage seit der Umschaltung durchgängig an – also auch nachts. Bis zur Umsetzung der Prio-Umkehr war die Lichtsignalanlage nachts nicht aktiv und wurde ab 22 Uhr abgeschaltet. Um einen Vergleich zu ermöglichen, bezieht sich die Auswertung deshalb auf Zeiträume von 6 bis 22 Uhr.

Die Bordrechnerdaten der Busse des ÖPNV haben gezeigt, dass es darüber hinaus ebenfalls eine Verbesserung der Reisezeiten im Bereich Kaiser-Friedrich-Ufer für die Busse gibt. Für die Busse des ÖPNV gilt nach wie vor hohe Priorität, damit Verspätungen möglichst vermieden werden können. Sie fordern „Grün“ nicht wie die Autofahrenden über die an der Ampel installierte Wärmebildkamera an, sondern über bestimmte Meldepunkte – so kann ein flüssiger Verkehrsablauf für den ÖPNV gewährleistet werden.

Die Auswertung von FC-Daten (Floating Car Data) der Firma Inrix vor und nach Einführung der Maßnahme hat ergeben, dass sich keine signifikanten Änderungen in den Reisezeiten für den Kfz-Verkehr ableiten lassen. Es gibt also keine spürbaren Auswirkungen auf den Verkehrsfluss für Kfz.

Mehrere Vorteile ergeben sich für Zu-Fuß-Gehende und Radfahrende aus der verlängerten Grünzeit und der damit ausbleibenden Wartezeit: Ständiges Abbremsen und Beschleunigen vor und nach der Ampelanlage werden reduziert. Mit gleichbleibender Geschwindigkeit können die Wartezeiten verringert und der Komfort somit deutlich erhöht werden. Die Dauer der Grünphasen für den Kfz-Verkehr kann abhängig vom Verkehrsaufkommen gesteuert werden: Bei einem höheren Andrang gibt es länger Grün für den Kfz-Verkehr. Es wird aber nicht per se der Kfz-Verkehr priorisiert, sondern der überwiegend vorherrschende Verkehrsträger, wie hier die Radfahrenden.

Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende: „Die Umkehr der Ampelpriorisierung an der Bundesstraße ist ein kleine Maßnahme, mit großer Wirkung: Sie zeigt, dass wir mithilfe der Digitalisierung flüssigeres Radfahren mit weniger Stopps in der Stadt erreichen können – ohne dass es zu Nachteilen für andere Verkehrsteilnehmer, insbesondere den ÖPNV, kommt. Gleichzeitig erhöhen wir auch den Komfort für die vielen Fußgängerinnen und Fußgänger, die entlang des Kaiser-Friedrich-Ufers unterwegs sind. Auf der Grundlage dieser Erfahrungen wollen wir weitere Grünphasen und Priorisierungen an Ampeln für den Radverkehr und zu Fußgehende in der Stadt umsetzen.“

In 2023 werden im Rahmen des Projektes „Prio Bike“ durch weitere Maßnahmen Radfahrende an Ampeln priorisiert, um ein komfortableres Radfahren ohne lange Wartezeiten zu ermöglichen: So wurden bereits auf der Bogenstraße und Bleickenallee sowie dem Ballindamm Grüne Wellen umgesetzt.

Weitere Grüne Wellen sind beispielsweise auf dem Eppendorfer Weg (5 Ampeln) sowie der Pop-Up-Bike-Lane Hallerstraße (4 Ampeln) für zweite Quartal 2023 geplant. Neben der Prio-Umkehr auf der Bundesstraße wurde zudem südlich der Kreuzung Jahnring/Saarlandstraße die Ampelschaltung der Veloroute fünf zur Querung der Saarlandstraße für den Radverkehr optimiert. Durch eine automatisierte Dauer-Anforderung müssen Radfahrer:innen nun nicht mehr bis an die Ampel heranfahren, um „Grün“ anzufordern, sondern bekommen dort automatisch Grün. Die Wartezeit wird dadurch signifikant verringert.

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