- Behörde für Verkehr und Mobilitätswende stellt Befragung zum Mobilitätsverhalten vor
- Anteil des Umweltverbunds (ÖPNV, Fahrrad- und Fußverkehr) steigt von 64 Prozent auf 68 Prozent Anteil an allen Hamburger Wegen (Modal Split)
- Größte Zuwächse beim Radverkehr (15 Prozent auf 22 Prozent)
- Rückgang beim motorisierten Individualverkehr (36 Prozent auf 32 Prozent)
Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende hat heute eine repräsentative Umfrage zur Mobilität in Hamburg im Jahr 2022 vorgestellt. Über 8.000 Hamburgerinnen und Hamburger wurden dabei zu ihrem tatsächlichen Mobilitätsverhalten befragt. Das Ergebnis zeigt: Im Vorjahr wurden 68 Prozent aller Wege der Bevölkerung Hamburgs mit dem Umweltverbund, bestehend aus ÖPNV, Fahrrad- und Fußverkehr, absolviert. Dies entspricht einem Anstieg um 4 Prozentpunkte gegenüber den Zahlen von 2017. Der Rot-Grüne Senat hat es sich zum Ziel gesetzt, beim Modal Split bis 2030 einen Anteil von 80 Prozent Wege im Umweltverbund zu erreichen.
Der Radverkehr hat in der Untersuchung am stärksten zugenommen: Der Anteil an allen Wegen stieg seit 2017 von 15 Prozent auf 22 Prozent. In nur fünf Jahren ist das eine sehr starke Veränderung. Auch der ÖPNV legte zu, der Anteil am Modal Split erhöhte sich im Vergleich zu 2017 um 2 Prozentpunkte auf insgesamt 24 Prozent. Gesunken ist dagegen der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (36 auf 32 Prozent) und des Fußverkehrs (29 auf 22 Prozent).
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Befragung ist der Rückgang der Mobilität in Hamburg insgesamt. Die Gesamtzahl der absolvierten Wege pro Tag nahm deutlich ab, von 5,8 Millionen in 2017 auf 5,3 Millionen in 2022. Die Corona-Pandemie hat sich hier als Treiber für gesellschaftliche Entwicklung erwiesen, die zumindest bislang auch über die Pandemie hinaus bestehen bleibt. So arbeiteten vor der Corona-Pandemie nur 15 Prozent der Beschäftigten einen oder mehrere Tage im Homeoffice – im Jahr 2022 waren es 40 Prozent.
Der Rückgang der Mobilität zeigt sich nicht nur bei der Anzahl der Wege, sondern auch bei der Verkehrsleistung (Personenkilometern). Von 2017 ist die Verkehrsleistung insgesamt um 14 Prozent gesunken. Besonders auffällig sind die starken Veränderungen beim motorisierten Individualverkehr. Die personenbezogene Verkehrsleistung in einem Auto (MIV-Verkehrsleistung, Fahrer und Mitfahrer) ist um 29 Prozent gesunken. Zum Vergleich: Von 2008 bis 2017 war die MIV-Verkehrsleistung noch um 17 Prozent gestiegen. Der Rückgang der MIV-Verkehrsleistung erfolgte gleichzeitig, obwohl die Bevölkerung in Hamburg seit 2008 um 12 Prozent gewachsen ist.
Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende: „Die Zahlen aus der repräsentativen Befragung zeigen, dass die Mobilitätswende in Hamburg deutlich vorankommt.
Wir sehen einen großen Zuwachs beim Radverkehr und wir können feststellen, dass der Anteil des ÖPNV an allen Hamburger Wegen in den vergangenen fünf Jahren ebenfalls gestiegen ist. Dagegen sinkt die Nutzung des Pkws im Anteil von 36 auf 32 Prozent. Aber noch stärker sieht man es in der absoluten Verkehrsleistung: 9 Millionen Personenkilometer weniger sind 2022 im Vergleich zu 2017 mit dem Pkw gefahren worden – das ist ein Rückgang von fast 30 Prozent.
Zum einen unterstützen die Veränderungen durch Corona und die Zunahme an Homeoffice den Trend zugunsten einer Mobilitätswende. Andererseits zeigen die verkehrlichen Maßnahmen der letzten Jahre Wirkung.
Jetzt gilt es, am Ball zu bleiben, um unser Ziel zu erreichen, bis 2030 vier von fünf Wegen im Umweltverbund zu absolvieren. Dazu werden wir den ÖPNV weiter ausbauen und in den kommenden 20 Jahren 36 neue Bahnhöfe in unserer Stadt bauen. Wir haben gleichzeitig mit dem Deutschlandticket dafür gesorgt, dass der hvv in Hamburg so günstig ist wie zuletzt vor 30 Jahren. Und wir werden beim Ausbau der Radinfrastruktur neben einer hohen Zahl an neu gebauten und sanierten Kilometern auch sehr darauf achten, dass dies qualitativ hochwertig und wo immer möglich baulich getrennt vom Kfz- und Fußverkehr geschieht. Es ist unser Ziel, alle Menschen auf diesem Weg mitzunehmen.“
Der besonders starke Anstieg beim Radverkehr ist unter anderem auch durch eine höhere Verfügbarkeit der Fahrräder in den Haushalten zu erklären. Der Anteil der Haushalte ohne Fahrräder sank von 24 Prozent auf 21 Prozent. Dagegen stieg die regelmäßige Nutzung des Fahrrads (mindestens 1 – 3 Mal im Monat) von 54 Prozent der Haushalte auf 61 Prozent und die tägliche Nutzung von 24 auf 28 Prozent an. Durch einen im Vergleich inzwischen deutlich höheren Anteil von E-Bikes – jeder achte Haushalt hat inzwischen eines – ist Fahrradfahren für neue Nutzergruppen interessant und es werden auch längere Wege möglich.
Um die Daten vergleichbar zu halten, bediente sich die repräsentative Mobilitätserhebung in Hamburg („MobiHam 2022“) derselben Methodik wie die vom Bundesverkehrsministerium beauftragte Verkehrsverhaltensbefragung „Mobilität in Deutschland“, die mit den zuletzt 2017 erhobenen Daten den bisherigen Referenzwert bildete. Durchgeführt wurde MobiHam vom Ingenieurbüro Helmert aus Aachen. Dazu nahmen im Frühjahr und Herbst 2022 insgesamt 8.350 Personen an der Befragung schriftlich, telefonisch oder online teil. Die Basis hierfür war eine Zufallsstichprobe aus dem Melderegister.
Die Umfrage war die erste dieser Art nach der Corona-Pandemie und bietet so wichtige Einblicke in das veränderte Mobilitätsverhalten. Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende plant solche Umfragen zum Mobilitätsverhalten zukünftig häufiger durchzuführen, um so die Entwicklungen in der Mobilitätswende noch regelmäßiger und genauer beobachten zu können.
Die Ergebnisse der Befragung werden neben wichtigen Maßnahmen zur Förderung der Mobilitätswende auch Teil einer Ausstellung im Rathaus sein. Ab dem 17. Mai können sich interessierte Besucherinnen und Besucher im Foyer auf insgesamt 32 Plakaten über die Entwicklung der Mobilitätswende in Hamburg informieren.
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