Allemani C, Minicozzi P, Morawski B, Lima CA, Bennett D, Pongnikorn D, Petrova D, Innos K, Girardi F, Alvarez YG; Schaffar R, Dal Maso L, Molinié F, Valkov M, Phillips K, Siesling S, Schultz A, Daubisse-Marliac L, Marcos-Gragera R, Di Carlo V, VENUSCANCER Working Group (2025) Global variation in patterns of care and time to initial treatment for breast, cervical, and ovarian cancer from 2015 to 2018 (VENUSCANCER): a secondary analysis of individual records for 275792 women from 103 population-based cancer registries in 39 countries and territories. Lancet 10/2025, doi:10.1016/S0140-6736(25)01383-2
Die internationale VENUSCANCER-Analyse untersuchte Daten von über 275.000 Patientinnen aus 39 Ländern im Zeitraum 2015–2018. Sie zeigt: Der Zugang zu leitliniengerechter Behandlung und die Zeit bis zum Therapiebeginn variieren stark. Während in vielen Ländern Tumoren in frühen Stadien zügig und entsprechend der Empfehlungen behandelt werden, erhalten ältere Betroffene und Patientinnen in Ländern mit niedrigem Einkommen seltener eine leitlinienkonforme Ersttherapie. Das Hamburgische Krebsregister lieferte als einziges deutsches Register Daten für diese Untersuchung.
- Große Spannweite bei Leitlinientreue: Bei Brustkrebs im frühen Stadium (I–II) reicht der Anteil an brusterhaltender Operation + Bestrahlung international von 13–82 Prozent. Für fortgeschrittenen Zervixkrebs (III–IV) reicht der Chemotherapie-Einsatz von 18–90 Prozent. Bei metastasiertem Ovarialkrebs (IV) erhalten 9–53 Prozent Operation + Chemotherapie.
- Unterschiedliche Wartezeiten: Je nach Land vergehen zwischen < 1 Monat und bis zu 1 Jahr bis zur Ersttherapie – besonders lange bei Zervix- und Ovarialkrebs.
- Frühe Diagnose bleibt entscheidend: In Ländern mit niedrigerem und mittlerem Einkommen werden weniger als 20 Prozent der Brust- oder Zervixkrebsfälle in frühem Stadium (I–II) erkannt – in wohlhabenderen Ländern liegt der Anteil bei über 33 Prozent.
- Hamburg im internationalen Vergleich: Sehr kurze Zeit bis zur Operation bei frühen Brustkrebsstadien (I–II) und hohe Leitlinientreue bei der adjuvanten Therapie.
Die Studie verdeutlicht, dass strukturelle Unterschiede in der Versorgung und beim Zugang zu Diagnostik entscheidend für Behandlungsergebnisse sind. Eine frühzeitige Diagnose, Investitionen in onkologische Infrastruktur und stabile Krebsregisterfinanzierung sind zentrale Hebel, um die Versorgung von Frauen mit Krebs weltweit zu verbessern.