Nur zwei Wochen nach dem Gipfeltreffen von Städten und Automobilindustrie im Hamburger Rathaus sind heute in der Handelskammer mehr als 100 Vertreter von Hamburger Unternehmen und öffentlichen Institutionen zusammengekommen, um eine Zwischenbilanz zur Elektromobilität in ihren Unternehmen zu ziehen und ihre jeweiligen Erfahrungen im Dialog mit Praxis und Politik zu präsentieren.
In keiner anderen Stadt in Deutschland sind bei Unternehmen und im kommunalen Sektor so viele Elektroautos im Einsatz wie in Hamburg. Von insgesamt 1.800 batteriebetriebenen Fahrzeugen in Hamburg und der Metropolregion fahren mehr als 800 in Unternehmensfuhrparks und 500 E-Fahrzeuge bei kommunalen Trägern. Allein das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur als nationales „Leuchtturmprojekt“ mit rd. 9,65 Mio. Euro seit 2013 geförderte Modellvorhaben Hamburg - Wirtschaft am Strom umfasst mittlerweile 775 Elektrofahrzeuge im Alltagseinsatz.
Vor diesem Hintergrund liefern aus Sicht von Bundesregierung und Senat die in Hamburg erzielten Erkenntnisse wichtige Anhaltspunkte für die Gesamtentwicklung der Nachfrage nach Elektroautos in lokalen Wirtschaftszusammenhängen und sind beispielgebend für die Steuerung der Nachfrage nach schadstoffarmen Antriebstechnologien.
Frank Horch, Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation:
„Das bisher Erreichte zeigt eindrucksvoll, wie erfolgreich und sinnvoll der Einsatz von Elektroautos in Unternehmen und öffentlichen Institutionen sein kann. Der Name ist Programm: Hamburg – Wirtschaft am Strom ist Ausdruck einer hohen und in voller Breite über viele Branchen angelegten Innovations- und Investitionsbereitschaft der Hamburger Wirtschaft. Wir in Hamburg sind der frühe Markt! Ich danke allen hieran Beteiligten und vor allem aber der Bundesregierung für ihre kontinuierliche und vertrauensvolle Unterstützung unserer Aktivitäten.“
Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur:
„Wir wollen die Elektromobilität auf die Straße bringen und den Markthochlauf unterstützen. Das tun wir u.a., indem wir praktikable Lösungen mit den Beteiligten vor Ort entwickeln und im Alltag testen. In Hamburg zeigen wir gemeinsam, wie es geht. Das Bundesverkehrsministerium hat die Entwicklung der Elektromobilität in Hamburg bisher mit mehr als 41 Millionen Euro unterstützt. Dank eines breiten Bündnisses mit der lokalen Wirtschaft ist es gelungen, E-Flotten in Unternehmen und im öffentlichen Sektor fest zu etablieren. Mittlerweile ist Hamburg - Wirtschaft am Strom zu einem der größten elektromobilen Flottenprojekte Deutschlands herangewachsen.“
Trotz der erfolgreichen Projektumsetzung in den Betrieben und der positiven Resonanz in der jeweiligen Mitarbeiterschaft, gibt es weiterhin eine Reihe offener Fragen, über die beim Anwendertreffen in der Handelskammer ausgiebig diskutiert wurde. So gilt es, die gängigen Leasing-Geschäftsmodelle weiter zu entwickeln, hierzu für bestimmte Nutzergruppen mit sehr hohen Laufleistungen wie z.B. Taxi-Unternehmen praktikable Alternativen aufzuzeigen sowie die Situation an den öffentlichen Ladesäulen nach der im vergangenen Jahr erfolgten Rechtsänderung noch konsequenter im Vollzug umzusetzen, denn viele Nutzer beschweren sich weiterhin über das unrechtmäßige Blockieren der Ladeplätze durch konventionelle, verbrennungsmotorische Fahrzeuge.
Weitere Stimmen aus dem Kreis der Diskussionsteilnehmer:
Olivier Gaudefroy, Vorstandsvorsitzender der Renault Deutschland AG:
„Renault bekennt sich zu seiner Verantwortung, Elektroautos nicht nur in ihrer technologischen Reife weiter zu entwickeln, sondern auch praxisnahe Vertriebskonzepte voranzubringen. In Hamburg arbeitet Renault sehr partnerschaftlich mit verschiedenen Unternehmen, insbesondere mit der Hafenwirtschaft zusammen. Wir treffen in der Hansestadt hervorragende Voraussetzungen an, da Politik und Wirtschaft das Thema dort mit hoher Priorität behandeln und vorhandene Netzwerke effektiv nutzen. Hier wird nicht nur geredet, hier wird gehandelt – und das allein ist für die weitere Marktentwicklung in der Elektromobilität entscheidend.“
Prof. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg:
„Das jahrelange Engagement unserer Kammer bei der Elektromobilität zahlt sich aus, denn wir haben nun hier in Hamburg eine erste Ausbaustufe in der lokalen Wirtschaft erreicht, die einen guten Grundstein für die kommenden Jahre bildet. Wir müssen aber realistisch bleiben: ein wirklicher Durchbruch in Richtung Elektromobilität ist nur erreichbar, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen und die Automobilindustrie sich noch stärker in unserer Beschaffungsinitiative Hamburg macht e-mobil engagiert, der Senat den Ladeinfrastrukturausbau zeitnah voranbringt und es unserer Kammer noch stärker gelingt, unsere Mitgliedsunternehmen von den Vorteilen der E-Mobilität zu überzeugen.“
Ursula Wingfield, Vorsitzende der Geschäftsführung von Alphabet Deutschland:
„Elektrofahrzeuge sind für viele Fuhrparks eine sinnvolle Ergänzung zu konventionellen Fahrzeugen – auch vor dem Hintergrund, dass die meisten Flottenfahrzeuge pro Tag nicht mehr als 150 Kilometer zurücklegen. Solche Strecken lassen sich am wirtschaftlichsten mit E-Fahrzeugen absolvieren. Mit Hilfe von Förderprojekten wie ePowered Fleets Hamburg treiben wir das Thema voran und bauen etwaige Berührungsängste ab. Hamburg setzt hier Maßstäbe: Allein mit ePowered Fleets Hamburg haben wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern bereits über 300 Elektrofahrzeuge in Flotten in der Region integriert, Tendenz steigend. Die positiven Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt unterstützen uns dabei, die Technologie in Unternehmensfuhrparks weiter zu etablieren – auch über Hamburgs Grenzen hinaus.“
Hintergrund:
In Hamburg (einschließlich Metropolregion) sind derzeit mehr als 1.800 Elektroautos im Einsatz, davon rd. 500 im kommunalen Sektor, rd. 800 Fahrzeuge bei Wirtschaftsunternehmen, rd. 100 Carsharingfahrzeuge und Taxis sowie etwa 400 Fahrzeuge bei Privaten.
Das insgesamt bis Mitte 2017 laufende Vorhaben Hamburg - Wirtschaft am Strom hatte Ende 2015 die mit dem Bund vereinbarte Zielzahl (740) erreicht und hat diese nun mittlerweile deutlich überschritten. Das Projekt hat zugleich maßgeblich dazu beigetragen, dass im Januar 2016 die europaweite Höchstmarke von 500 Fahrzeugen in Verwaltungseinheiten und öffentlichen Unternehmen der FHH und der Metropolregion (MRH) realisiert werden konnte.
Zusammen mit dem Parallelprojekt ePowered Fleets Hamburg, bei dem derzeit rd. 320 E-Fahrzeuge in der lokalen Wirtschaft (Hamburg und Metropolregion) im Einsatz sind, bildet Wirtschaft am Strom die Basis für Hamburgs Vorreiterstellung bei der Elektromobilität in Deutschland (mehr als 1.000 geförderte Flottenfahrzeuge im Einsatz).
In Hamburg und der Metropolregion sind mittlerweile 490 Unternehmen aller Größen und Branchen, behördliche Dienststellen und anderweitige Organisationen in die Projekte eingebunden und setzen Elektrofahrzeuge in ihren jeweiligen betrieblichen Abläufen ein.
Im Stadtgebiet sind derzeit 209 öffentlich zugängliche Ladeplätze für Elektrofahrzeuge in Betrieb. Diese Anzahl soll nach dem Masterplan des Senats auf fast 600 Ladeplätze ausgebaut werden.
Das Großprojekt Hamburg - Wirtschaft am Strom wird derzeit mit den folgenden Partnern umgesetzt:
Technische Universität Hamburg-Harburg (wissenschaftliche Leitung), RCI Banque (konzerneigener Finanzdienstleister der Allianzpartner Renault/Nissan), Mercedes Benz Bank, Volkswagen Leasing GmbH Europcar Autovermietung International GmbH, Finanzbehörde Hamburg, Handelskammer Hamburg, Hamburg School of Business Administration, Vattenfall Europe Innovation GmbH, hySOLUTIONS GmbH (Projektleitung).
Im Projekt ePowered Fleets Hamburg arbeiten die hySOLUTIONS GmbH (Projektleitung), die Alphabet Fuhrparkmanagement GmbH (eine Tochter des BMW Konzerns) und das Öko-Institut e.V. mit einer Vielzahl an Umsetzungspartnern in Unternehmen, Betrieben und kommunalen Stellen zusammen. Das Projekt zielt auf den Einsatz und das wissenschaftliche Monitoring von 450 Elektrofahrzeugen und wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) mit rd. 3,8 Mio. EUR gefördert.