Als moderne Metropole mit ungebrochenem Wachstumspotenzial und hoher nationaler und internationaler Anziehungskraft muss sich Hamburg mit Mobilitätsbedürfnissen und Verkehrsströmen auseinandersetzen, die einer großen Dynamik unterliegen. Eine der größten Herausforderungen ist der Wandel zu einer nachhaltigeren Metropol-Logistik. Aufgrund des anhaltend starken E-Commerce ist mit einem Anstieg der Paketmengen und damit verbunden mit einer weiteren deutlichen Zunahme von Lieferverkehren innerhalb Hamburgs zu rechnen. Während die Emissionen im Prinzip durch den Einsatz von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben sehr weitgehend reduziert werden können, lösen neue technische Antriebskonzepte den zweiten Problemkomplex des urbanen Verkehrs keineswegs: Der Bedarf des motorisierten Verkehrs an öffentlichem Raum hat Dimensionen erreicht, die nur dann befriedigt werden können, wenn andere Nutzungen dafür beschnitten oder andere Verkehrsmittel in ihrer Entfaltung gebremst würden. Insofern sind die Anstrengungen, die gleichen Fahrzeuge lediglich mit emissionsärmeren Antrieben auszustatten, für eine zukunftsfähige Stadt nicht ausreichend. Vielmehr müssen Konzepte entwickelt werden, mit denen die Verkehre effizienter und mit angepassten Fahrzeuggrößen abgewickelt werden können.
Vor dem Hintergrund des bisher erreichten, aber auch angesichts der zuvor geschilderten Herausforderungen hat Hamburg den Anspruch formuliert, Modellregion für die schonende Abwicklung der letzten Meile zu werden und verknüpft dies mit konkreten umweltpolitischen Zielen. Als ein Baustein zur Erreichung dieser Ziele hat der Auftragnehmer ein gesamtstädtisches Konzept zur Abwicklung der letzten Meile erarbeitet, die diesen Ansprüchen gerecht wird. Das Konzept ist inhaltlich mit anderen Strategiepapieren des Hamburger Senats wie z. B. dem „Green City Plan“, der „ITS Strategie“, der „Verkehrsentwicklungsplanung“ oder dem „Luftreinhalteplan“ verzahnt.
Insgesamt sieht die Studie vor, bis 2030 die Emissionen der KEP Dienstleister um 40% zu senken und den Verkehrsfluss spürbar zu verbessern. Dafür sind messbare Unterziele definiert, z.B. das 25% der Lieferungen an private Haushalte und 5% der Lieferungen an Unternehmen über Lastenfahrräder abgewickelt werden sollen. Weitere 30% der Lieferungen an private Haushalte sollen an Packstationen geliefert werden, um Mehrfachzustellungen zu minimieren. Ebenso sollen bis 2030 95% der KEP-Fahrzeuge emissionsfrei fahren.
Insgesamt wurden 24 Maßnahmen vorgeschlagen, welche anhand einer Roadmap in verschiedenen Etappen (ab sofort, bis 2025/2030) umgesetzt werden sollen. Neben der Elektrifizierung des Lieferverkehrs (die federführend von der Branche selbst zu leisten ist) steht die Verlagerung einer möglichst großen Anzahl von Sendungen auf Lastenräder im Zentrum der Umsetzung, da durch den Einsatz kleinerer Fahrzeuge nicht nur die Emissionen gesenkt werden, sondern auch große Teile der Infrastrukturkonflikte aufgelöst werden können. Voraussetzung dafür ist ein umfassendes Netz von Micro-Hubs, von denen aus die Feinverteilung mit Lastenrädern erfolgt. Weitere Maßnahmen sind zum Beispiel Smarte (reservierbare) Ladezonen, die das Parken von Lieferfahrzeugen in zweiter Reihe reduzieren sollen. Die Folge sind weniger Emissionen, ein verbesserter Verkehrsfluss und eine Erhöhung der Verkehrssicherheit; auch Pick-up Points am Arbeitsplatz oder in Bereichen des ÖPNV, an die Pakete gebündelt geliefert werden, gehören zum Maßnahmenpaket. Durch solche Sammelstellen können Mehrfachzustellversuche vermieden werden und die Zusammenfassung von Lieferungen senkt Emissionen und Verkehrsbelastung. Weitere organisatorische Elemente (Lenkungskreis, zentraler Ansprechpartner für Urbane Logistik, etc.) runden das Maßnahmenpaket ab.
Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.
Link zum Projektträger Jülich: www.ptj.de/klimaschutzinitiative-kommunen