Mit einer Nutzung innerstädtischer Wasserwege für logistische Zwecke könnte nicht nur der Verkehrsweg Straße entlastet werden, sondern auch ein Beitrag zur Erreichung von Umweltzielen geleistet werden. Hamburg bietet mit seiner Vielzahl von Wasserwegen im urbanen Raum grundsätzlich großes Potential, um Teile des urbanen Wirtschaftsverkehrs von der Straße auf das Wasser zu verlagern.
Vor einer verstärkten Nutzung von Hamburgs Wasserwegen für die urbane Logistik stehen aber komplexe technische, rechtliche und wirtschaftliche Fragen, die einer näheren Untersuchung bedürfen. Aus diesem Grund wurde in 2021 in Federführung des Fraunhofer Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML) die Machbarkeitsstudie „Water Cargo Barge“ (kurz: WaCaBa) mit Fördermitteln des Bundes durchgeführt.
Die Studienergebnisse zeigen, dass Nachfrage nach einem alternativen Transportweg auf dem Wasser aktuell nur in Teilen der Logistikbranche besteht. Insbesondere in der Kurier-Express-Paket-Branche wird allerdings Potential in den urbanen Wasserwegen gesehen, etwa wenn ein Transportschiff auch als schwimmendes Micro Depot für die Feinverteilung von Paketen mit Lastenfahrrädern genutzt werden kann.
Die im Rahmen der Studie durchgeführte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung urbaner Wassertransporte fällt ambivalent aus. Kostenvorteile kann der Wasserweg vor allem ausspielen, wenn der Transport sehr schwerer Güter in großer Menge erfolgt. Steht demgegenüber das zu transportierende Volumen im Vordergrund, bleibt der Lkw das kosteneffizienteste Transportmittel für Logistikunternehmen.
Positive Umwelteffekte lassen sich vor allem erzielen, wenn Gütertransporte mit einer elektrisch betriebenen Water Cargo Barge Transportwege mit Diesel-Lkw ersetzen. Im Vergleich mit ebenfalls elektrisch betriebenen Lkw ist demgegenüber ein höherer Energieverbrauch wassergebundener Transportmittel pro transportierter Einheit anzunehmen, mit entsprechend höherem CO2-Ausstoß in der Energieerzeugung. Entlastung brächte eine urbane Wasserlogistik dann vornehmlich für das Straßennetz und vom Straßengüterverkehr betroffene Anwohnerinnen und Anwohner.
Anknüpfend an die Studienergebnisse wird ab 2023 in dem EU-HORIZON2020-Förderprojekt „DECARBOMILE“ gemeinsam mit der Logistik-Initiative Hamburg und einem großen KEP-Unternehmen eine wassergebundene Logistikkette pilotiert.