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Campus Brunois

Historischer Gänsemarkt

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Die Geschichte des Gänsemarkts spiegelt die dynamische Entwicklung Hamburgs über die Jahrhunderte wider und zeigt, wie sich der Platz von einem einfachen Weideland zu einem zentralen Punkt städtischen Lebens und kultureller Bedeutung gewandelt hat. 

Im Jahr 1245 begann die Geschichte des heutigen Jungfernstiegs mit der Anlage des Reesendamms, der dazu diente, die Alster aufzustauen, um Wasserkraft für Mühlen zu gewinnen. Um 1300 wurde der Bereich, der später als Gänsemarkt bekannt wurde, erstmals erwähnt. Dieser Platz, umgeben von Wiesen und Weiden und vor den Mauern der Stadt gelegen, war als "campus Brunois" im Besitz des Patriziers Bruno de Monte (von Bergen). Am 4. Mai 1373 erwarb der Hamburger Rat diesen Platz und seine Umgebung für eine jährliche Erbpacht von 2,5 Mark, die an das Domkapitel zu zahlen war, sowie zusätzlich 4 Schillinge an den Erzbischof von Bremen.

Vor dem Jahr 1434 wurde durch das Schumacheramt in der Nähe der heutigen Gerhofstraße ein Gerberhof eingerichtet, der das Gerben von Leder ermöglichte. Im Jahr 1548 entstand vor dem "äußeren Damthor" am heutigen Neuen Jungfernstieg der Blaue Turm, auch bekannt als Isern Hinnerk, nach dem der Platz zeitweise benannt wurde. Die Bebauung des Platzes begann kurz nach 1600 und im Jahr 1616 wurden bedeutende Entwicklungen eingeleitet, darunter der Bau des Kalkhofes an der Dammtorstraße und der Beginn des Festungsbaus von Valkenborgh, was die Anlage der Neustadt ermöglichte. Im selben Jahr erwarb Hans Kellinghusen einen großen Garten am Valentinskamp/Gänsemarkt, das heutige Gelände der Finanzbehörde, und Dr. Valentin Rußwurm legte den Valentinskamp an. Nach 1626 wurden die Grundstücke an der Nordseite parzelliert und verkauft. 

Um 1650 wurde Andreas Heinike wahrscheinlich der erste Bäcker auf dem Gänsemarkt und seitdem besteht dort bis heute ununterbrochen eine Bäckerei. Der Name "forum anserum" wurde seit 1655 für den Platz verwendet, obwohl dort nie Gänse verkauft wurden und der Platz keine Marktgerechtigkeit besaß. Es gibt zwei mögliche Erklärungen für den Namen: Ein Vorbesitzer könnte Ambrosius Gosen geheißen haben. Nach ihm hätte die dortige Weide die Bezeichnung “Gose Markt“ erhalten. Oder die Gänse, die vor dem neuen Dammtor weiden sollten, wurden hier zusammengetrieben. 

Die kulturelle Bedeutung des Gänsemarkts wurde 1678 durch die Eröffnung des ersten deutschen Opernhauses unterstrichen, das bis 1738 bestand. In den folgenden Jahren erlebte der Gänsemarkt viele bedeutende Ereignisse, darunter die Tätigkeit von Georg Friedrich Händel im Opernorchester 1704 und die Leitung der Oper am Gänsemarkt durch Georg Friedrich Telemann von 1722 bis 1737. Im 18. Jahrhundert fanden weitere wichtige Entwicklungen statt, wie der Bau eines Brunnens mit öffentlicher Pumpe im Jahr 1793 und die Errichtung eines Konzertsaals "auf dem Kamp" im Jahr 1761, wo Konzerte von Telemann und Carl Philip Emanuel Bach stattfanden. Von 1767 bis 1769 stand das Deutsche Nationaltheater unter dramaturgischer Leitung von Gotthold Ephraim Lessing (“Hamburgische Dramaturgie“). So fand am 30. September 1767 die Uraufführung von Lessings “Minna von Barnheim“ statt. 

Im 19. Jahrhundert wurde der Gänsemarkt weiterentwickelt, unter anderem durch die Aufschüttung des Neuen Jungfernstieges 1825 und die Errichtung des Stadttheaters nach einem Entwurf von Schinkel zwischen 1825 und 1827. Das 19. Jahrhundert sah auch die Anlage der Colonnaden im Jahr 1877 und die Errichtung des Lessing-Denkmals 1881 zum 100. Todestag des Dichters. Im 20. Jahrhundert setzte sich die Entwicklung des Gänsemarkts fort. Von 1919 bis 1926 wird das Gebäude der Finanzbehörde errichtet und 1929 der Bau des Deutschlandhauses.  1955 entstehen Pläne zu einer Nord-Süd-Straße (Dammtorstraße - Hohe Bleichen) unter Abbruch eines Teils der Finanzbehörde. Im selben Jahr wird das Lessing-Denkmal wieder aufgestellt. 1970 erhält der Gänsemarkt einen U-Bahn-Anschluss und 1980 eröffnet die neue Gänsemarkt Passage. Durch die Umgestaltung des Gänsemarktes in den Jahren 1985/86 wird das Lessingdenkmal so gedreht, dass es nicht mehr auf den Platz schaut, wo sein Theater stand, sondern auf das Kino.