Im Jahr 1908 wurden erste Pläne zur Neuunterbringung verschiedener Behörden, einschließlich der Polizei- und Finanzdeputation, in Hamburg entworfen. Ein Senatsbeschluss vom Dezember desselben Jahres sah vor, dass die Finanzdeputation ihre bisherigen Räumlichkeiten im Rathaus räumen und ins Stadthaus umziehen sollte, vorausgesetzt, die dortigen Räume wären geeignet. Jedoch stellte sich am 2. Februar 1909 heraus, dass die Räumlichkeiten im Stadthaus für die Bedürfnisse der Finanzdeputation unpassend waren.
Trotz verschiedener Vorschläge für alternative Standorte, wie Speersort, Johanneum-Platz und ein Platz in der Mönckebergstraße, konnte kein geeigneter Ort gefunden werden. Die Suche nach einem neuen Standort zog sich bis zum 9. März 1914 hin, als der Senat die Baubehörde beauftragte, in Absprache mit der Finanzdeputation Pläne für einen Neubau auf dem Gelände an der Ecke des Gänsemarktes zu entwickeln. Die Hamburgische Bürgerschaft stimmte diesem Vorhaben am 1. April 1914 zu. Die Pläne mussten jedoch kurz darauf geändert werden, als die Steuerbehörde im September 1914 darum bat, ein neues Steuergebäude auf dem vorgesehenen Platz zu errichten, was dazu führte, dass die Finanzbehörde in ein Gebäude am Rödingsmarkt umziehen sollte. Die Pläne wurden von Fritz Schumacher entsprechend angepasst, allerdings kam es durch den Ausbruch des Krieges zu weiteren Verzögerungen und Änderungen im Raumprogramm, insbesondere durch den Bedarf an mehr Pensionskassen.
Am 7. März 1916 präsentierte Schumacher Fritz-Schumacher-Gesellschaft · Vereinigung zur Förderung der Baukultur (fritzschumacher.de) der Finanzdeputation die Pläne zur Eintragung der Räume, die daraufhin ihre Zustimmung gaben und die Pläne zur weiteren Bearbeitung an die Baudeputation übergaben. Im Dezember 1918 wurde im Zuge der Schaffung von Arbeitsgelegenheiten für Arbeitslose der Bau eines Dienstgebäudes für die Finanzdeputation am Gänsemarkt vorgeschlagen, was nach einer Debatte in der Bürgerschaft am 27. Dezember 1918 mit zwei Auflagen genehmigt wurde: eine würdigere Gestaltung der Fassade am Gänsemarkt und die bevorzugte Beauftragung Hamburger Firmen bei den Bauarbeiten. Die Bauarbeiten begannen mit dem Abbruch des Hansen-Baus am 28. Juni 1919, gefolgt vom Aushub der Baugrube im Dezember desselben Jahres.
Nach einer Pause wurden die Fundamentarbeiten im April 1923 aufgenommen, mussten jedoch kurz darauf auf Anweisung des Senats wieder eingestellt werden. Die Finanzdeputation forderte im April 1923, dass das Gebäude um zwei zusätzliche Stockwerke erweitert werden sollte, um das benötigte Raumprogramm unterbringen zu können, was schließlich auch genehmigt wurde. Nach einer beschleunigten Fertigstellung, die im Januar 1924 beschlossen wurde, und der Zustimmung der Hamburgischen Bürgerschaft zu den veränderten Baukosten im August 1924, konnte der Rohbau im März 1926 fertiggestellt werden. Die Baudeputation beantragte beim Senat noch einige Ausnahmen von der Bauordnung, die im März 1925 genehmigt wurden. Schließlich wurde das Gebäude am 13. Dezember 1926 der Finanzdeputation übergeben, was den langwierigen Prozess der Suche und Errichtung eines neuen Dienstgebäudes für die Finanzbehörde in Hamburg abschloss. Die Eingangshalle wird aufgrund ihrer keramischen Gestaltung durch Richard Kuöhl auch Bananensaal genannt und lädt dazu ein, sich kritisch mit der Kolonialgeschichte Hamburgs auseinanderzusetzen.
Stadtweites Erinnerungskonzept zum Umgang mit Hamburgs kolonialem Erbe und seinen gesellschaftlichen Folgen
2023 erwirbt die Freie und Hansestadt Hamburg das kunsthistorische und stadtplanerisch bedeutende Fritz-Schumacher-Gebäude „Gänsemarkt 36“ zurück. Das rund 21.000 qm große Gebäude wurde 2006 vom damaligen Senat im Rahmen eines umfangreichen Immobilienpakets des viel kritisierten Projektes Immobilienmobilisierung (PRIMO) an einen privaten Investor veräußert. Nach dem Rückkauf soll eine denkmalgerechte Sanierung unter Berücksichtigung energetischer Aspekte im stadtinternen Mieter-Vermieter-Modell geprüft, vorbereitet und umgesetzt werden. Damit ist gesichert, dass das ikonische Gebäude auch weit nach seinem 100. Geburtstag 2026 als Dienstsitz der Finanzbehörde und dem Rechnungshof langfristig weiter zur Verfügung steht.
(Quelle: Nach Dr. Lutz Tittel, Werkverzeichnis Fritz Schumacher Ms. 1977)