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Ehrenhalle

Leo-Lippmann-Saal (Finanzbehörde)

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Leo Lippmann, geboren am 26. Mai 1881 in Hamburg in eine angesehene und wohlhabende jüdische Familie, hat eine bemerkenswerte Karriere hinter sich, die ihn zu einem der bedeutendsten Beamten der Stadt machte. Nach seiner Schulzeit am Johanneum in Hamburg und einer erfolgreichen Promotion in Jura in Jena, begann Lippmann seine Laufbahn in der hamburgischen Verwaltung. Schon früh übernahm er als Referatsleiter in der Finanzdeputation Verantwortung, insbesondere für den Bereich der Liegenschaften, wo er die Enteignungen für große Verkehrsprojekte, wie die Untergrundbahn, betreute. 

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wechselte Lippmann als Referent in die Kommission für Kriegsversorgung, wo er das dazugehörige Amt aufbaute. Es entstand ein umfangreiches Versorgungssystem für Hamburg, das vielen Familien während der Kriegsjahre ein Leben ermöglichte, dass deutlich besser war als in anderen Großstädten. 

Seine politische Karriere erreichte einen Höhepunkt, als er 1920 zum Senatssekretär und kurz darauf zum ersten Staatsrat der Finanzdeputation ernannt wurde. In dieser Rolle prägte er die Finanzpolitik Hamburgs während der Weimarer Republik entscheidend mit und navigierte die Stadt durch Inflation und große Rezession. Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete Lippmanns Karriere abrupt. Bereits sechs Tage nach der Ernennung von Carl Vincent Krogmann zum Bürgermeister wurde Lippmann zum 14. März 1933 beurlaubt. Am 07. April 1933 trat das Gesetz zur “Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ in Kraft. Mithilfe des Artikels 4 dieses Gesetzes wurde ihm unterstellt, dass er ,,nicht die Gewähr böte … jeder Zeit rückhaltlos für den nationalen Staat“ einzutreten. Leo Lippmann musste sein Amt als Staatsrat der Finanzbehörde ohne ein Wort der Anerkennung für seine herausragenden Leistungen für die Stadt verlassen. 

Diese Entlassung, die er zurecht als einen Akt der Willkür und einen Treuebruch empfand, markierte den Beginn einer schweren Zeit für Lippmann und seine Familie. So schrieb er über seine Entlassung nach 26-jähriger Dienstzeit in seinen Memoiren: „Nach langen Jahren rastloser Arbeit und des Bemühens, das Beste für meine geliebte Vaterstadt und mein geliebtes Vaterland zu leisten und zu erreichen, habe ich eine bittere schwere Enttäuschung erlebt.“ In den folgenden Jahren widmete sich Lippmann der Niederschrift seiner Familiengeschichte und Lebenserinnerungen, die heute als wichtiges Dokument der Hamburger Stadtgeschichte gelten. Er wollte, dass sich kommende Generationen ein eigenes Urteil bilden. 

Zudem engagierte er sich in der Leitungsebene der Deutsch-Israelitischen Gemeinde (später Jüdische Gemeinde) in Hamburg, wo er versuchte, seinen Mitmenschen in der Zeit der Verfolgung beizustehen und viele Verfolgte bei ihrer Emigration unterstützte. Er selbst und seine Frau Anna Josephine wollten aber ihre Heimatstadt nicht verlassen. Am 10. Juni 1943 besetzte die Gestapo das Büro der Jüdischen Gemeinde. Von den ehemals 20.000 jüdischen Bürgerinnen und Bürgern Hamburgs sollten die verbliebenen jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt in wenigen Tagen nach Theresienstadt deportiert werden. Leo und Anna Josephine Lippmann schieden am 11. Juni 1943 in ihrer Heimatstadt aus dem Leben, um der drohenden Deportation nach Theresienstadt zu entgehen.  

Heute erinnern die Finanzbehörde und die Freie und Hansestadt Hamburg Leo Lippmann als eine herausragende Persönlichkeit, die sich in ganz besondere Ausmaße um das Wohl der Bürgerinnen und Bürger der Stadt verdient gemacht hat. Im historischen Gebäude der Finanzbehörde am Gänsemarkt 36 trägt heute ein Saal seinen Namen und erinnert an sein Lebenswerk und das ihm widerfahrene Unrecht. Leo Lippmann kannte diesen noch als Kassenhalle, da er als Staatsrat der Finanzdeputation am Erstbezug des Gebäudes teilgenommen hatte und auch an der Planung und Finanzierung des Gebäudes verantwortlich mitwirkte. Am Eingang der Finanzbehörde erinnert seit 2007 ein Stolperstein an Leo Lippmann Stolpersteine Hamburg - App erschließt das Gedenk-Projekt für Smartphones

Am 11. Juni 1993 gedachte der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde in Hamburg des fünfzigsten Todestages von Leo und Anna Josephine Lippmann. In seiner Ansprache würdigte der damalige Präses der Finanzbehörde, Senator Wolfgang Curilla, wie folgt, 

,,Staatsrat a.D. Dr. Leo Lippmann hat hier in dieser Stadt ein Leben gelebt und beendet, das bis heute fasziniert und in seinem Ende erschüttert. Wir erinnern uns heute an ihn mit Respekt und bleibender Trauer, angesichts einer Schuld, die nicht zu tilgen ist.“