Zur Entstehungsgeschichte: Das Projekt Schulmentoren als Teil des Programms „23+ Starke Schulen“
2013 startete die Behörde für Schule und Berufsbildung das Programm „23+ Starke Schulen“ zur Unterstützung von Schulen in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf. Damit diese Schulen den unterschiedlichen Herausforderungen ihrer sehr speziellen, in vielerlei Hinsicht benachteiligten Schülerschaft besser gerecht werden können, wurden diesen Schulen zusätzliche personelle Ressourcen, die Möglichkeit zur Anpassung bestehender Vorgaben (Stundentafel etc.) sowie ein umfassendes Beratungsangebot zur Verfügung gestellt. Flankierend sollten die Schulen spezielle Unterstützungsangebote für die Schülerinnen und Schüler sowie für deren Eltern erhalten. Dies war Ausgangspunkt für die Konzeption eines „Mentoringprojekts“. Durch die Gewinnung, die Ausbildung und den Einsatz einer Reihe schulspezifischer Elternmentorinnen und Elternmentoren soll ein Bindeglied zwischen Schulen und Elternschaft entstehen, Schülermentorinnen und Schülermentoren und weitere, externe ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren sollen besonders bedürftigen Schülerinnen und Schülern eine spezielle Förderung im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung und bei der Entwicklung wichtiger Lernvoraussetzungen anbieten.
Am 1.4.2014 startete das Projekt „Schulmentoren – Hand in Hand für starke Schulen“. Dieses Projekt wird von zwei Trägern in Kooperation durchgeführt: Während der freie Träger KWB Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V. für die Qualifizierung der von den Schulen ausgewählten Mentorinnen und Mentoren zuständig ist, unterstützt die Behörde für Schule und Berufsbildung als zweiter Träger die Schulen bei der Gewinnung der Mentorinnen und Mentoren sowie bei der Entwicklung geeigneter Aufgaben für, und die Begleitung und Betreuung der Mentorinnen und Mentoren.
Beide Teile des Projekts werden aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert. Die Ko-Finanzierung der Unterstützung der Schulen übernimmt die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB), während die Qualifizierung der Mentorinnen und Mentoren aus Mitteln der Integrierten Stadtteilentwicklung von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) mitgetragen wird. Ziel ist es, die Bildungschancen und die Bildungsbeteiligung an Schulen in schwieriger Lage zu verbessern.

Die ersten Schritte
In der Zeit von Projektbeginn bis zum Herbst 2014 wurden die 27 teilnehmenden Projektschulen gewonnen. Voraussetzung für die Teilnahme war die Benennung einer Person als schulische Koordination. Diese Koordinatorinnen und Koordinatoren wurden im Rahmen der vierteljährlich stattfindenden Koordinationstreffen schrittweise auf ihre Aufgabe vorbereitet. Im ersten Schritt hat jeder schulische Koordinator eine Bestandsaufnahme zu den besonderen Ausgangsbedingungen der Schule durchgeführt und in Abstimmung mit der Schulleitung erste Ideen für ein schuleigenes Mentoringkonzept entwickelt.
Auf der Grundlage dieser Materialien fanden dann im Zeitraum von Juni bis September 2014 in jeder der teilnehmenden Schulen Einzeltermine mit den Schulleitungen, den Projektkoordinatorinnen und Projektkoordinatoren und weiteren Beteiligten statt. Im Rahmen dieser Termine wurde mit jeder Schule eine Zielvereinbarung entwickelt, die regelmäßig evaluiert und fortgeschrieben wird. Die Schulen legen in diesen Zielvereinbarungen fest, welche Aufgaben die Mentorinnen und Mentoren an der Schule übernehmen, wie geeignete Personen gefunden werden sollen und wie die Betreuung der Mentorinnen und Mentoren von schulischer Seite aussieht.
Mit der Akquise der Mentorinnen und Mentoren begannen die Schulen nach den Sommerferien 2014. Verschiedenste Wege wurden beschritten, um Eltern sowie Schülerinnen und Schüler für die Mentorenausbildung zu gewinnen. Das Projekt wurde bei Elternvollversammlungen und im Rahmen von Elternabenden vorgestellt, in Elternbriefen wurde über die Möglichkeit informiert, sich als Mentorin oder Mentor ausbilden zu lassen. Plakate in der Schule wiesen auf das Projekt hin und engagierte Eltern, Schülerinnen und Schüler wurden von Lehrkräften direkt angesprochen. Schnell gelang es, viele Menschen für die Mentorentätigkeit zu interessieren.
Aufgaben der Mentorinnen und Mentoren
Elternmentoren beraten andere Eltern im Rahmen niedrigschwelliger Angebote der Elternarbeit. Viele Eltern, vor allem aus anderen Kulturkreisen, sind es nicht gewöhnt, in der Schule mitarbeiten zu können. Mit den Elternmentoren als Ansprechpartner kann eine Brücke geschlagen werden: Eltern können sich zunächst „unter sich“ informieren und werden so an die Mitarbeit in der Schule herangeführt. In Elterncafés wird über das Schulsystem gesprochen, Elternhospitationen im Unterricht werden ermöglicht und Elternmentoren stehen als Dolmetscher bei Elternabenden oder Elterngesprächen zur Verfügung.
Schülermentoren bieten als „peers“ jüngeren Schülerinnen und Schülern Unterstützung im Schulalltag an. Ältere Schülerinnen und Schüler übernehmen dabei Patenschaften für die Jüngeren. Die Unterstützungsangebote sind vielfältig: So wird etwa gemeinsam der Schulranzen gepackt oder dabei geholfen, die Arbeitsmaterialien übersichtlich zu organisieren. Auch werden Schülerinnen und Schüler bei der Wahl eines geeigneten Oberstufenprofils unterstützt und erhalten beispielsweise Tipps zum Schulpraktikum von Schülerinnen und Schülern, die dieses bereits absolviert haben.
Externe ehrenamtliche Mentoren arbeiten mit ausgewählten Schülerinnen und Schülern zusammen. Dabei gibt es die verschiedensten Arten des Mentorings. In den jüngeren Jahrgängen kann beispielsweise Leseförderung angeboten werden, in den älteren Jahrgängen können Mentorinnen und Mentoren helfen, frühzeitig realistische Berufsperspektiven zu entwickeln. Aber auch Angebote wie gemeinsame Ausflüge, Besuche von Museen oder andere Aktivitäten können Bestandteil des Mentorings sein.
Qualifizierungsprogramm für die Mentorinnen und Mentoren
Damit die Mentorinnen und Mentoren ihre Aufgaben erfolgreich wahrnehmen können, erhalten sie spezielle Schulungen.
Die ersten Qualifizierungsrunden für die Elternmentoren fanden ab Oktober 2014 statt. Die Qualifizierung wird vom freien Träger KWB durchgeführt und besteht aus verschiedenen Modulen. Die Eltern werden dabei intensiv auf ihre Aufgaben vorbereitet und können so die Schulen in ihrer Zusammenarbeit mit der Elternschaft unterstützen.
Auch die Qualifizierung der Schülerinnen und Schüler findet in Zusammenarbeit mit der KWB statt. Dabei werden die jeweiligen Kursinhalte entsprechend der Bedürfnisse der Schule angepasst und in Zusammenarbeit mit den jeweiligen schulischen Koordinatoren abgesprochen.
Neben der Arbeit mit Eltern- und Schülermentoren bietet das Projekt den Schulen auch die Möglichkeit, mit externen Ehrenamtlichen zusammenzuarbeiten. In Hamburg gibt es bereits viele Mentoringprojekte, die vor allem in den Bereichen Lese- und Lernförderung, Unterstützung im außerschulischen Bereich (Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und des Selbstvertrauens durch Freizeitaktivitäten und informelles Lernen) und Übergang von der Schule in den Beruf aktiv sind. Um nicht Vorhandenes zu doppeln, wurde eine Kooperation mit MentorRing e.V., dem Dachverband der Mentoringprojekte in Hamburg, eingegangen: In einem moderierten Prozess wird gemeinsam geprüft, ob die Projektschulen eine Kooperation mit einem bereits bestehenden Mentoringprojekt eingehen können. Parallel dazu haben die Schulen auch die Möglichkeit, eigenständige, schulspezifische Mentoringprojekte mit externen Freiwilligen zu konzipieren und aufzubauen. Auch die externen ehrenamtlichen Mentoren erhalten Qualifizierungsangebote von der KWB.
Aufgaben der schulischen Koordinatorinnen und Koordinatoren
An jeder der 27 Projektschulen kümmert sich mindestens eine Koordinatorin oder ein Koordinator um das Projekt.
Sie sind zuständig für die Akquise und Begleitung der Mentorinnen und Mentoren an der Schule. Sie entwickeln gemeinsam mit ihnen Ideen für Einsatzmöglichkeiten und beraten sie bei der Umsetzung dieser. Damit die Koordinatorinnen und Koordinatoren diese Aufgaben erfolgreich wahrnehmen und das Projekt erfolgreich an der Schule verankern können, werden sie im Rahmen eines eigens für diesen Zweck konzipierten Qualifizierungsprogramm geschult.
Dieses Programm wurde in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg entwickelt und enthält die folgenden Module:
Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert und von der Stadt Hamburg kofinanziert.