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Veranstaltungsreihe und Ausstellung

Völkermorde erinnern und verhindern: 10 Jahre Genozid an Êzîdinnen und Êzîden

Am 3. August 2014 wurde die Region um den Berg Sinjar (kurdisch: Shengal) vom sogenannten Islamischen Staat (IS) überfallen. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Region, Angehörige religiöser Minderheiten wie Êzîden, aber auch Christen und Schiiten, brachten sich auf dem Berg Sinjar in Sicherheit. Wer nicht fliehen konnte, wurde hingerichtet und getötet oder versklavt und vergewaltigt. Tausende Menschen wurden ermordet, mehr als 400.000 Menschen mussten aus ihrer Heimat fliehen. Über 6.000 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, verschleppte und versklavte der IS. Circa 1.800 befinden sich heute noch immer in der Gewalt der Islamisten.

Unter dem Eindruck der jüngsten Kriege in der Ukraine und Israel/Gaza ist das Schicksal der Êzîdinnen und Êzîden in der hiesigen Öffentlichkeit wenig präsent. Auch zehn Jahre nach dem Völkermord leben Zehntausende als Vertriebene in Camps, auf dem Berg Sinjar oder als Flüchtlinge in Europa. Deutschland gilt als Hauptfluchtland in Europa. Doch obwohl der Deutsche Bundestag die Verfolgung der Êzîdinnen und Êzîden im Januar 2023 als Völkermord anerkannt hat, sind sie nun von Abschiebung bedroht. Der Abschiebestopp in den Irak wurde Ende 2023 ausgesetzt.

Die Veranstaltungsreihe „Völkermorde erinnern und verhindern: 10 Jahre Genozid an Êzîdinnen und Êzîden“ wird von der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, der Interkulturellen Werkstatt e. V. (IKW), und von Women for Justice e. V. organisiert und durchgeführt.

Verantwortlich: Abut Can


3. Dezember 2024, 19:00 Uhr

Das gefährliche Erbe des IS – Ein Bericht aus der kurdischen ­Region in Nordsyrien
Filmvorführung und Podiumsgespräch
Ort: Metropolis-Kino I Kleine Theaterstraße 10 I 20354 Hamburg

Trotz der territorialen Niederlage des Islamischen Staates in Syrien bleibt die Dschihadistengruppe eine große Bedrohung. Zehntausende IS-Angehörige und ihre Familien werden in Camps in der kurdischen Region Syriens festgehalten. Doch angesichts der ständigen Bedrohungen von innen und außen ist die kurdische Regionalverwaltung mit ihrer Bewachung vollkommen überlastet. Der Film von Gulan und Kawa Akrawi dokumentiert die komplexen ­Realitäten der Region.

Gulan und Kawa Akrawi sind kurdische Filmemacher, die Dokumentarfilme und Multimedia für europäische und internationale Rundfunkanstalten produzieren.

Direkt im Anschluss an die Filmvorführung gibt es ein Podiums­gespräch: Das gefährliche Erbe des IS – Wie gelingt eine Aufarbeitung der Verbrechen und eine Bestrafung der Täter?

Die unsagbaren Verbrechen des IS an den Êzîdinnen und Êzîden wurden von den Vereinten Nationen, vom europäischen Parlament sowie von den Parlamenten zahlreicher Staaten als Völkermord anerkannt. Doch bis heute fehlt es an einer juristischen Aufarbeitung. Forderungen und Vorschläge, ein internationales Strafgericht einzurichten, blieben folgenlos. Auch weigern sich zahlreiche europä­ische Staaten, ihre Staatsangehörigen, die sich dem IS angeschlossen hatten, zurückzunehmen und in ihren Heimatländern vor Gericht zu stellen. Über die Notwendigkeit und die Schwierigkeiten, die Verbrechen aufzuarbeiten und die Täter vor Gericht zu bringen, sprechen wir mit:
Kawa Akrawi, Filmemacher, der auch die aktuelle Bedrohungslage durch den IS beobachtet und dokumentiert.
Alexander Schwarz, Jurist und stellvertretender Leiter des Programmbereichs Völkerstraftaten und rechtliche Verantwortung am ECCHR (European Center for Constitutional and Human Rights e. V.).
Natalie von Wistinghausen, Fachanwältin für Strafrecht, sie hat als Rechtsanwältin der Nebenklage die Mutter eines vom IS ermordeten êzîdischen Mädchens im Prozess vor dem Oberlandesgericht Frankfurt vertreten.

10. Dezember 2024, 19:00 Uhr

Ronya Othmann: Über das Unaussprechliche schreiben – Der Genozid an den Jesiden
Buchvorstellung
Ort: KörberForum I Kehrwieder 12 I 20457 Hamburg

Die Schriftstellerin Ronya Othmann, deren Vater Jeside ist, schreibt in ihrem neuen Buch „Vierundsiebzig“ über die Geschichte und Verfolgung der Jesiden und den Völkermord im Schingal. Bei dem Gesprächsabend in der Körber-Stiftung liest Othmann aus ihrem Roman.

Die Veranstalterin dieser Lesung im Rahmen der Veranstaltungsreihe ist die Körber-Stiftung.
Weitere Informationen zur Veranstaltung und Anmeldung unter: www.koerber-stiftung.de


bis Donnerstag, 12. Dezember 2024

Sinjar, My Soul, To You I Belong
Ausstellung, Finissage am 12. Dezember, 2024 16 Uhr
Öffnungszeiten der Ausstellung: Jeweils Donnerstag bis Sonntag, 16:00 bis 20:00 Uhr

Ort: Flur des Asien-Afrika-Instituts der Universität ­Hamburg I ­Edmund-Siemers-Allee 1 I Flügelbau Ost, 2. Stock I 20799 ­Hamburg


Vergangene Veranstaltungen der Reihe

7. bis 12. November 2024

Sinjar, My Soul, To You I Belong
Ausstellung   

Vernissage: Donnerstag, den 7. November 2024, um 18:00 Uhr
Finissage: Donnerstag, den 12. Dezember 2024, um 16:00 Uhr
Ort: Flur des Asien-Afrika-Instituts der Universität Hamburg I Edmund Siemers-Allee 1 I Flügelbau Ost I 2. Stock I 20799 Hamburg
Ort: Millerntorwache I Millerntorplatz 20 I 20359 Hamburg

Öffnungszeiten der Ausstellung: Jeweils Donnerstag bis Sonntag, 16:00 bis 20:00 Uhr

Die Ausstellung „Sinjar, My Soul, To You I Belong“ wird im Rahhmen der Veranstaltungsreihe „Zehn Jahre nach dem Genozid an den Êzîdinnen und Êzîden. Erinnern – Aufarbeiten – Konsequenzen“ präsentiert und zeigt die Region Sinjar und die dort lebenden Menschen sieben Jahre nach dem Völkermord. Sie vermittelt visuelle und akustische Eindrücke ihrer Kultur und Religion sowie den Alltag der überlebenden Êzîdinnen und Êzîden. Videosequenzen lassen Menschen zu Wort kommen, die an ihrer Heimat festhalten. Die Ausstellung basiert auf einer Reise und der Zusammenarbeit der Fotografin Miriam Stanke und des Anthropologen Benjamin Raßbach im Jahr 2021.

7. November 2024, 19:00 Uhr

„Êzîden und Êzîdentum: Von Stereotypen zur Selbstbestimmung“
Vortrag von Sebastian Maisel
Ort: Universität Hamburg I Asien-Afrika-Institut I Edmund-Siemers-Allee 1 I Flügelbau Ost I 2. Stock I Raum 221

Die Êzîden sind eine ethno-religiöse Gemeinschaft, die durch jahrhundertelange Verfolgung bekannt wurde. Der Genozid 2014 brachte sie ins öffentliche Interesse in Deutschland. Nach dem Genozid gibt es neue Ansätze zur Neubewertung ihrer Kultur durch Projekte von Êzîdinnen und Êzîden, die sich mit Identität und Bildung befassen. Die Rolle der Wissenschaft dabei wird in diesem Vortrag erläutert.

Sebastian Maisel ist Professor für Islamwissenschaft an der Universität Leipzig und beschäftigt sich mit Minderheiten im Nahen und Mittleren Osten.

Diese Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Deutsch-­Iranischen Gesellschaft in Norddeutschland e. V., Hamburg und der Abteilung für Geschichte und Kultur des Vorderen Orients (Arbeitsbereich Iranistik) der Universität Hamburg statt.

16. Oktober 2024, 18:00 Uhr

Schingal nach dem Genozid
Vortrag und Diskussion mit Dr. Thomas Schmidinger
Ort: Werkstatt 3 I Saal, Nernstweg 32-34 I 22765 Hamburg

Der Genozid des IS an den Êzîdinnen und Êziden hat die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in der Schingal-Region des Irak nachhaltig verändert. Anhaltende politische Spannungen, türkische Luftangriffe auf Stellungen lokaler Milizen, aber auch der schleppende Wiederaufbau haben dazu geführt, dass selbst zehn Jahre nach dem Genozid immer noch nicht alle Überlebenden zurückgekehrt sind.

Der Politikwissenschafter Thomas Schmidinger (University of Kurdistan Hawler und Universität Wien) hat in den letzten Jahren viel zu Schingal geforscht und publiziert. Er wird einen Überblick über die politischen Entwicklungen seit dem Genozid bieten.

Diese Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg statt.

14. Oktober 2024, 19:00 Uhr

My Paradise
Filmvorführung
Ort: Kommunales Metropolis-Kino I Kleine Theaterstraße 10 I 20354 Hamburg

Ein altes Klassenfoto führt den êzîdischen Regisseur Ekrem Heydo 25 Jahre später zurück in seine Heimat Serêkaniyê (Ras el-Ain) im kurdischen Teil Nordsyriens. Das Foto bildet die multiethnische Gesellschaft der Region aus Arabern, Kurden, Tschetschenen und Armeniern ab, die seit dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs in unterschiedliche ethnische und konfessionelle Lager gespalten ist. Nicht alle seiner Klassenkameraden findet Ekrem Heydo wieder – einer wurde getötet, andere flohen und ließen Besitz und Freunde zurück. Die Reise in die Vergangenheit wird zu einer Suche nach den Grundlagen des Zusammenlebens in einer politisch instabilen Region.

Ekrem Heydo wurde 1973 in Serêkaniyê, Nordsyrien geboren. 1995 kam er aus politischen Gründen nach Deutschland. Nach ­einer Ausbildung im Bereich Kamera und Schnitt absolvierte er ein Regiestudium. Seit 2006 lebt und arbeitet er in Berlin.

8. September, 17:00 Uhr

Keçên Rojê – Töchter der Sonne. Geflüchtete êzîdische Frauen ­erzählen
Lesung mit Claudia Ruhs und Sebra Xaltî
Ort: doc europe (im fux) I Bodenstedtstraße 16, Eingang West I 22765 Hamburg

In dem Buch „Keçên Rojê – Töchter der Sonne“ sind Stimmen êzîdischer Frauen wiedergegeben, die über das Leben und die Kultur in ihrer Heimat, den Überfall des IS, ihre Flucht, ihren Kampf ums Überleben und ihre Situation als Geflüchtete in Deutschland berichten. Das Buch ist im „zu Klampen ! Verlag“ erschienen, unter der herausgeberischen Koordinierung von Claudia Ruhs und Gerd Bohne, übersetzt und mit Beiträgen von Sebra Xaltî, illustriert von Ravo Ossman.

Die Herausgeberin Claudia Ruhs und die Übersetzerin und Beiträgerin Sebra Xaltî stellen das Buch vor und lesen Auszüge daraus vor.

Thematische Einführung: Irene Dulz, Islamwissenschaftlerin
Gesang: Simaw Hussein

Claudia Ruhs, Schulleiterin a. D., ist seit 2015 Erste Vorsitzende von Landungsbrücke e. V. in Uetze, Niedersachsen, der 2016 den Integrationspreis Niedersachsen erhielt. Ihr Schwerpunkt ist die Integration von Migrantinnen und Migranten in die Arbeitswelt und ihr spezieller Fokus liegt auf der Förderung von Frauen.

Sebra Xaltî wurde in der Nähe von Viransehir, Türkei, geboren. 1985 flüchtet ihre Familie nach Niedersachsen. Seit 2016 schreibt Sebra Xaltî Gedichte in ihrer Muttersprache Kurmancî und in Deutsch und veröffentlicht sie auf ihrer Facebook-Seite. Sie ist künstlerisch interessiert und unterstützt die Förderung geflüchteter êzîdischer Frauen aktiv.

Eine Veranstaltung der Landeszentrale in Kooperation mit der Interkulturellen Werkstatt e. V. (IKW) und dem Internationalen Bildungszentrum dock europe e. V.

3. bis 29. August 2024

Sinjar, My Soul, To You I Belong
Ausstellung
Ort: Millerntorwache I Millerntorplatz 20 I 20359 Hamburg
Vernissage: 16:00 Uhr (im Anschluss an die Gedenkveranstaltung)
Öffnungszeiten der Ausstellung: Donnerstag bis Sonntag, 16:00 bis 20:00 Uhr

Die Ausstellung „Sinjar, My Soul, To You I Belong“ wird im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Völkermorde erinnern und verhindern: 10 Jahre Genozid an Êzîdinnen und Êzîden“ präsentiert und zeigt die Region Sinjar und die dort lebenden Menschen sieben Jahre nach dem Völkermord. Sie vermittelt visuelle und akustische Eindrücke ihrer Kultur und Religion sowie den Alltag der überlebenden Êzîdinnen und Êzîden. Videosequenzen lassen Menschen zu Wort kommen, die an ihrer Heimat festhalten.

Die Ausstellung basiert auf einer Reise und der Zusammenarbeit der Fotografin Miriam Stanke und des Anthropologen ­Benjamin Raßbach im Jahr 2021.

3. August 2024, 16:00 Uhr

Völkermorde erinnern und verhindern: 10 Jahre Genozid an ­Êzîdinnen und Êzîden
Gedenkveranstaltung
Ort: Millerntorwache I Millerntorplatz 20 I 20359 Hamburg

Die Ausstellung und die Gedenkveranstaltung finden in Kooperation mit der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. statt.