Es geht weiter: Die „Orte der (Un-)Sichtbarkeit“ werden noch sichtbarer! Hamburg hatte kaum Erinnerungsorte, die an die SED-Diktatur und die Geschichte der DDR erinnern, aber es gibt zahlreiche Menschen, die sich erinnern. Im Zuge des Projektes wurde eine Vielzahl an Gesprächen und Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geführt, die zu verschiedenen Zeiten, aus unterschiedlichen Gründen und auf diversen Wegen aus der ehemaligen DDR nach Hamburg gekommen sind. Dabei reicht die Zeitspanne von 1953 bis zum Fall der Mauer.
Aus den Gesprächen hat das Projektteam seit 2021 gemeinsam mit Studierenden der Public History einen Audiowalk durch Hamburg entwickelt. Dieser führt in fünf Touren zu insgesamt 15 Orten, die für die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von besonderer Bedeutung waren und sind. Der Audiowalk lädt dazu ein, nicht nur unbekannte Orte kennenzulernen, sondern auch bekannte Orte durch die Geschichten der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen neu zu entdecken.
Nun hat die Weiterentwicklung des Projektes unter dem Titel „Demokratie vor Ort: Resonanz-Raum-Ausstellung“ von der Stiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ eine Förderung bis 31. Dezember 2025 erhalten. Projektstart war der 1. Juli 2024. Für die Konzeption und Weiterentwicklung der Wanderausstellung sowie für die Durchführung des Begleitprogramms sind wiederum Theresa Hertrich und Jan Krawczyk, beide Universität Hamburg, verantwortlich.
„Demokratie vor Ort: Resonanz-Raum-Ausstellung“ verknüpft Ergebnisse des Projekts „Orte der (Un-)Sichtbarkeit“ mit partizipativen Vermittlungsformaten in einer dialogorientierten Wanderausstellung. Zentral sind dabei wiederum die Erzählungen und Erfahrungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die an spezifischen Orten lokaler Erinnerung zusammenlaufen und zu einem Teil von Stadtgeschichte werden. Hier spielen auch konkrete Fragen nach dem Ankommen in einer Demokratie vor dem Hintergrund von Diktaturerfahrungen sowie die Aufnahme in einer neuen Gesellschaft eine Rolle.
Das Projekt „Demokratie vor Ort: Resonanz-Raum-Ausstellung“ beleuchtet diese ersten Erkenntnisse aus dem Projekt „Orte der (Un-)Sichtbarkeit“ nun genauer und legt dabei einen Schwerpunkt auf Demokratiegeschichte(n) im Hier und Jetzt. Die im Rahmen der „Orte der (Un-)Sichtbarkeit“ entstandene Begleitausstellung zum Audiowalk ist dabei nun nicht nur Türöffner zu den bisher verhandelten Orten der (Un-)Sichtbarkeit und den damit zusammenhängenden Themen, sondern wird durch die Erweiterung um ein partizipatives Element selbst ein Ort der Demokratiegeschichte im Entstehen.
An diesem Ort der Begegnung können in Vermittlungsformaten demokratiespezifische Fragen vor dem Hintergrund deutsch-deutscher Teilung verhandelt werden. Neben Workshops mit verschiedenen Zielgruppen sind Führungen, Lesungen und weitere Programmpunkte vor allem rund um die anstehenden Jahrestage (35 Jahre Friedliche Revolution 2024 und 35 Jahre Deutsche Einheit 2025) geplant. Dabei steht folgende Frage im Zentrum: (Wie) beeinflussen Geschichten von SED-Diktatur und DDR-Unrecht Besuchende der Ausstellung (nicht) in ihrem Verständnis von Demokratie?
Im Kontext dieser Fragestellung sollen auch die Gedanken und Meinungen der Besucherinnen und Besucher Eingang in die Ausstellung finden und dazu anregen, sich in einen Dialog und damit in den Austausch zu begeben. Neben dem partizipativen Element wird die Wanderausstellung abhängig vom Standort um zwei Hörstationen erweitert. So zeigt sie neben den bereits vorhandenen Stationen „Trostbrücke 1“, „Lettow-Vorbeck-Kaserne“, „Fischmarkt“ und „Landungsbrücken“ zukünftig auch die Stationen „Hauptbahnhof“ und „Finkenwerder“ des Audiowalks.
Für das Projekt „Demokratie vor Ort: Resonanz-Raum-Ausstellung“ sind Kooperationen mit verschiedenen Institutionen im gesamten Hamburger Stadtgebiet entscheidend, um die Ausstellung einem möglichst großen Publikum zugänglich zu machen. Eine Kooperation mit der Geschichtswerkstatt Finkenwerder ermöglicht beispielsweise, dass die Ausstellung in unmittelbarer Nähe eines zentralen Ortes der (Un-)Sichtbarkeit – des Durchgangslagers Finkenwerder – gezeigt werden kann.
Den Audiowalk, weitere Informationen und Veranstaltungshinweise finden Sie auf der Website www.orte-der-unsichtbarkeit.de.
Verantwortlich: Dr. Sabine Bamberger-Stemmann