Hamburg.de Startseite Politik & Verwaltung Behörden ... Newsletter der... 30. Januar 2025

„Schulen müssen Orte gelebter Demokratie sein“

In ihrer Rede zur BERTINI-Preisverleihung fand Schulsenatorin Bekeris deutliche Worte – und überraschte mit einer Neuigkeit

Senatorin Ksenija Bekeris bei der BERTINI-Preisverleihung
Senatorin Ksenija Bekeris bei der BERTINI-Preisverleihung Jonas Walzberg

Was ist der Holocaust? Wie viele Jüdinnen und Juden sind durch das Nazi-Regime ermordet worden? Eine internationale Befragung im Auftrag der jüdischen Claims Conference zeigt erschreckende Ergebnisse: Viele Schülerinnen und Schüler haben bei diesen Fragen deutliche Wissenslücken. Zwar wissen die Deutschen im Vergleich mit anderen Ländern immer noch am meisten über die Schoa, dieses Wissen nimmt aber erschreckenderweise ab. „Die aktuelle Studie gibt uns einen erneuten mahnenden Anlass, noch stärker grundlegendes Wissen über den Holocaust zu vermitteln“, so Schulsenatorin Ksenija Bekeris. In ihrer Rede zur BERTINI-Preisverleihung fand die Senatorin deutliche Worte – und machte klar, dass neben der Wissensvermittlung die Demokratiebildung im Fokus steht: „Hamburgs Schulen müssen, mehr noch als bisher, ein Ort gelebter Demokratie werden“, betonte sie.

„Junge Menschen verbringen einen Großteil ihrer Zeit in der Schule“, so Bekeris weiter. Schule sollte aber nicht nur das Wissen über die demokratische Ordnung vermitteln. Schule sollte selbst ein Ort sein, an dem Demokratie erlebbar wird. „Hier müssen demokratische Prozesse im täglichen Miteinander erprobt und eingeübt werden. Schulen als Ort der Demokratie muss von allen Beteiligten gemeinsam, Schulen, Schulgemeinschaften, Schulbehörde, Landesinstitut sowie von Kooperationspartnern mit Tatkraft vorangetrieben werden. Dafür setze ich mich ein“, betonte die Senatorin. Darüber hinaus überraschte sie das Publikum mit der Neuigkeit, dass alle Hamburger Schülerinnen und Schüler im Laufe ihrer Schulzeit mindestens einmal eine KZ-Gedenkstätte besuchen sollen. Bekeris: „Dort können sie, eingebettet in ein Unterrichtskonzept, unsere lebendige Erinnerungskultur hautnah kennenlernen.“

In ihrer Rede verwies die Senatorin auch auf die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die zeigen würden, dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich und dauerhaft sicher seien. Gerade heute sei es notwendiger denn je, zu betonen, dass Freiheit und Menschenwürde, Demokratie und das Bekenntnis zu Toleranz und Empathie nicht nur in der mittlerweile fernen Vergangenheit gefährdet waren. Bekeris: „Sie sind auch in der Gegenwart wieder bedroht. Auch heute werden in Deutschland Menschen verhöhnt und diskriminiert, ausgegrenzt und beschimpft.“ Deshalb seien alle aufgefordert, Freiheit und Demokratie zu verteidigen. Bekeris: „Wir dürfen die Schwächung oder gar Abschaffung unserer demokratischen Ordnung nicht zulassen.“ 

Demokratiebildung an Schulen ist ein zentrales Anliegen von Ksenija Bekeris. „Das wollen und werden wir weiter stärken“, betonte sie. Und nannte neben der geplanten Einführung eines Gedenkstättenbesuchs noch weitere konkrete Maßnahmen: So entwickele die Schulbehörde zurzeit ein gemeinsames Leitbild, in dem ein grundlegendes Verständnis über Demokratiebildung in allen Lebens- und Bildungsphasen von der Vorschule bis hin zum lebenslangen Lernen konzentriert zusammengeführt werden soll. Dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung und der Landeszentrale für politische Bildung soll ermöglicht werden, den Schulen Projekte wie die Demokratiewerkstatt zukünftig in noch größerem Umfang als bislang anzubieten oder eigene Projekte der Demokratiebildung zu realisieren. Gleichzeitig soll die Lehrkräftequalifizierung im Bereich der Demokratiebildung deutlich ausgeweitet werden.

Hier geht’s zur vollständigen Rede
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