Ziel dieser Änderung ist es, die fachliche Bildung an den Stadtteilschulen in der Mittelstufe zu stärken, den Übergang von der Mittelstufe in die Oberstufe gezielter vorzubereiten und eine größere Transparenz bei der Notenvergabe für die einzelnen Fächer zu gewährleisten.
Im Zusammenhang mit den jetzt anstehenden Anpassungen der Bildungspläne an den neuen Fachunterricht an den Stadtteilschulen soll die Informatik stärker in den Bildungsplänen verankert werden. Die Informatik ist schon jetzt als Teil der Medienerziehung eine so genannte Querschnittsaufgabe mit Zeitanteilen in zahlreichen Schulfächern. Das beginnt bereits in der Grundschule. Bei der jetzt notwendigen Überarbeitung der Bildungspläne soll die gewachsene Bedeutung der Informatik gewürdigt werden. In einer immer stärker von Datenkommunikation geprägten Welt gehört die Informatik zum Grundwissen und zu den Grundfähigkeiten, die Schülerinnen und Schüler beherrschen müssen.
Falsch ist, dass in diesem Zusammenhang Informatik als Pflichtfach abgeschafft wurde. Informatik war bisher nie ein Pflichtfach, weder am Gymnasium noch an der Stadtteilschule oder an der Grundschule. Seit Jahren ist Informatik am Gymnasium ein Wahlpflichtfach. Schülerinnen und Schüler können sich zwischen mehreren solchen Wahlpflichtfächern entscheiden, müssen aber immer eines der zur Wahl gestellten Fächer belegen. Genau so sieht es die neue Regelung für die Stadtteilschulen vor – und so verhielt es sich auch zuvor an den Gesamtschulen.
Von der erstmaligen Einführung eines eigenständigen Pflichtfaches „Informatik“ wird abgesehen, da die dafür benötigten Unterrichtsstunden dann anderen Fächern entzogen werden müssten. Dies ist angesichts der immer wieder kritisch diskutierten Fachleistungen der Hamburger Schülerschaft in den Kernfächern und Naturwissenschaften nicht sinnvoll.
Schon jetzt ist „Informatik“ im Unterricht fest verankert:
Als „Querschnittsaufgabe“ werden Medienerziehung und informatorische Inhalte jetzt und weiterhin in unterschiedlichen Schulfächern eingebunden unterrichtet. Das beginnt bereits in der Grundschule. Hier ist beispielsweise im Bildungsplan fest vorgegeben, dass Schülerinnen und Schüler bis zur 4. Klasse lernen müssen, wie man E-Mails schreibt, sendet und empfängt, wie man Chat- und Blog-Beiträge verfasst und aus vorgegebenen Webseiten und digitalen Nachschlagewerken recherchiert.
Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der Informatik gehören in zahlreichen Fächern zum Lehrplan, ganz besonders in den Fächern Physik und Mathematik in der Mittelstufe. Sind die fachlichen Grundlagen in den Jahrgangsstufen 5 und 6 gelegt, haben die Schülerinnen und Schüler eine ausreichende Basis erworben, um für die Jahrgangsstufen 7 bis 10 zu entscheiden, ob dieses Fach ihren Neigungen entspricht und sie sich vertieft in diesem Sektor bewegen wollen. Ist dies der Fall, dann steht ihnen in beiden Schulformen ein eigenständiges Wahlpflichtfach Informatik mit anspruchsvollen Inhalten offen, durch dessen Wahl sie sich weiter qualifizieren und auch auf einen einschlägigen Berufsweg vorbereiten können.
Als „Wahlpflichtfach“ wird die Informatik damit wie bisher am Gymnasium und künftig auch in der Stadtteilschule als Alternative zu anderen Wahlpflichtfächern angeboten. Das Fach Informatik wird in dieser Form nach einem festen Stundenplan mit einem klaren Bildungsplan unterrichtet und auch im Zeugnis mit einer eigenständigen Bewertung ausgewiesen. Als Unterrichtsfach, beispielweise im Rahmen von Profilklassen, können Schulen das Fach Informatik durch den Einsatz ihrer nicht für bestimmte Fächer gebundenen Unterrichtsstunden stärken. Die Stadtteilschulen verfügen von Klasse 5 bis 10 in der Regel über 21 flexibel einsetzbaren Unterrichts-Wochenstunden zur Verstärkung des Fachunterrichts in einzelnen Klassenstufen oder Fächern, die Gymnasien sogar über 27 Wochenstunden. Stadtteilschulen wie Gymnasium nutzen diese Unterrichtsstunden in der Regel, um die Naturwissenschaften und die Kernfächer Deutsch, Mathematik und Englisch zu verstärken. Einzelne Schulen wie beispielsweise die Stadtteilschule Walddörfer stärken auf diese Weise aber auch gerade das Fach Informatik. Die Schulkonferenz jeder Schule kann zur Stärkung des Schulprofils die entsprechende Einführung eines eigenständigen Unterrichtsfaches Informatik beschließen und umsetzen. Der Gestaltungsspielraum ist genau dazu geschaffen worden.
Dass diese Strategie in Hamburg Erfolg hat, zeigt sich nicht zuletzt an der Kurswahl in der Studienstufe. Informatik ist hier das nach Biologie meistgewählte naturwissenschaftlich-technische Fach und hat im Jahr 2011/12 mit mehr als 4.600 Schülerinnen und Schülern in 255 Kursen rund 25 % aller künftigen Abiturienten für sich gewonnen.
Senator Rabe: „Ich halte diese Zahl für überaus erfreulich und bin sicher, dass sie sich durch anregenden wie herausfordernden Unterricht während der obligatorischen Phase noch weiter steigern lässt. Dazu beitragen dürfte auch, dass entsprechend dem Senatsziel der Entwicklung des IT-Standortes Hamburg durch die Ausstattung der Schulen mit entsprechender Technik informatorische Inhalte fest in den Schulalltag eingebunden werden können. Die so genannten interaktiven Whiteboards mit vernetzten und an das Internet angeschlossenen Computern sowie entsprechenden Graphik-, Text- und Lernprogrammen sind inzwischen an fast allen Hamburger Schulen im Einsatz und eröffnen den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften die feste Einbindung moderner Kommunikationsmittel und Informationstechnologie in den Unterricht.“
Hintergrundinfo
Die Änderung der Stundentafel an der Stadtteilschule soll die fachliche Bildung an der Stadtteilschule stärken und die Stundentafeln von Stadtteilschule und Gymnasium angleichen.
Der Fachunterricht soll darüber hinaus sicherstellen, dass der Anschluss an die Oberstufe und das Abitur möglich ist. In den Oberstufen werden nach wie vor einzelne Fächer unterrichtet und keine entsprechenden Lernbereiche. Auch die Abiturprüfungen finden in einzelnen Fächern statt und nicht in den Lernbereichen. Die jetzt vorgenommenen Änderungen in der Mittelstufe erleichtern deshalb den Übergang der Schülerinnen und Schüler in die Oberstufe und verbessern die Chance auf das Abitur.
Bedeutsam für die Änderung war auch, dass die Zusammenfassung von einzelnen Fächern in den Lernbereichen im Zeugnis immer wieder zu Missverständnissen führte. Bisher bekam jeder Schüler im Zeugnis eine einzige Note für den gesamten Lernbereich. Diese Note informierte nicht darüber, welche Leistung der Schüler in den einzelnen Fachbereichen wie beispielsweise Biologie oder Physik erreicht hatte. Die Ausweisung einzelner Schulfächer führt insofern zu größerer Klarheit, was insbesondere für Bewerbungszeugnisse wichtig ist. Zudem hatte eine Note in dem sehr großen Lernbereich „Naturwissenschaften und Technik“ im Zeugnis bislang das gleiche Gewicht wie etwa eine Note in Musik oder Philosophie, obwohl im Lernbereich Naturwissenschaften bis zu fünf unterschiedliche Fächer verbunden waren. Diese Ungenauigkeiten und Unwuchten bezüglich der Versetzung werden durch die neue Regelung ebenfalls beseitigt.
In den nächsten Monaten werden die Bildungspläne an die neue Regelung angeglichen. Mit Rücksicht auf zum Teil sehr unterschiedliche Schultraditionen an den Stadtteilschulen kann eine Schule von der neuen Regelung abweichen und Fächer in bestimmten Klassenstufen zu Lernbereichen zusammenfassen. Diese Entscheidung muss in der Schulkonferenz getroffen und begründet werden, so dass auch Eltern und Schüler mitentscheiden können.
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