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Schul- und Unterrichtsqualität

Schulsenator bilanziert Qualitätsverbesserungen für den Unterricht

04. November 2014 Pressemitteilung

Der Senat hat seit 2011 zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Schul- und Unterrichtsqualität eingeleitet. Schulsenator Ties Rabe stellte jetzt eine entsprechende Senatsdrucksache vor: „Wir haben die Personalausstattung der Schulen auf einen Rekordwert gesteigert und investieren dafür in diesem Jahr rund 160 Millionen Euro mehr als 2011. Damit finanzieren wir gegenüber 2011 1.400 zusätzliche Pädagogen, bis zu rund 800 zusätzliche Schulbegleitungen und rund 70 Millionen Euro mehr für bessere Ganztagsangebote. Gleichzeitig hat der Senat zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Unterrichts eingeleitet: Gemeinsam mit den Schulen schauen wir heute viel genauer auf den Unterricht und die Unterrichtsergebnisse und entwickeln daraus zielgenau Verbesserungen. Zudem hat der Senat mehrere Maßnahmen entwickelt, um Lehrkräfte bei der Unterrichtsverbesserung direkt zu unterstützen.“

Senator Rabe: „Lange Zeit konzentrierte sich die Schulpolitik auf die Frage nach der besten Schulstruktur. Forschungsergebnisse fordern ein Umdenken. Sie zeigen, dass die Qualität des Unterrichts und das Handeln der Lehrkräfte für den Bildungserfolg entscheidend sind. Der Hamburger Schulfrieden hat die Möglichkeit eröffnet, jahrzehntelange zermürbende Diskussionen zu überwinden und die Schulpolitik auf die Verbesserung der Schul- und Unterrichtsqualität zu konzentrieren. Deshalb hat der Senat zahlreiche Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung eingeleitet:

1.  Um die Rahmenbedingungen für guten Unterricht zu verbessern, haben wir die Zahl der Pädagogen deutlich erhöht, die Schulklassen verkleinert und den Lehrkräften mehr Zeit zur Unterrichtsvorbereitung ermöglicht.

2.  Gemeinsam mit den Schulen schauen wir jetzt sehr viel genauer auf die Unterrichtsergebnisse und die Leistungen der Schülerinnen und Schüler, wir werten die Ergebnisse aus und erarbeiten auf dieser Grundlage gezielt Qualitätsverbesserungen.

3.  Wir entwickeln für die Schulen gezielt praktische Angebote, Material und Handreichungen zur Unterrichtsverbesserung.

Verbesserung der Rahmenbedingungen

Ein Vergleich zwischen 2011 und 2014 zeigt eine Steigerung um 997 Lehrerstellen (+8,5 Prozent) sowie 399 Erzieher- und Sozialpädagogenstellen (+31,6 Prozent) an den allgemeinbildenden Schulen. Knapp 500 dieser zusätzlichen Stellen wurden zum Ausgleich der gestiegenen Schülerzahlen geschaffen, über 900 kommen direkt der Qualitätsverbesserung zugute. Die zusätzlichen Stellen wurden in etwa zu gleichen Teilen fast ausschließlich den Grund- und Stadtteilschulen zugewiesen und verbesserten deren Personalausstattung in nur drei Jahren um rund 10 Prozent.

- Rund ein Drittel der zusätzlichen Stellen werden eingesetzt, um kleinere Klassen an Grund- und Stadtteilschulen sowie mehr Zeit für die Unterrichtsvorbereitung der Stadtteilschullehrkräfte zu ermöglichen.

- Rund ein Drittel der zusätzlichen Stellen kommt der Inklusion zugute. Da weitere Stellen zwischen den Schulen zugunsten der Inklusion umverteilt wurden, stehen Hamburgs Grund- und Stadtteilschulen damit im laufenden Schuljahr rund 800 Lehrerstellen allein für die Inklusion zur Verfügung, das ist rund jede zehnte pädagogische Stelle der Grund- und Stadtteilschulen. Für die Inklusion haben die Schulen 2014 zudem über bis zu rund 800 Schulbegleitungen mehr bekommen als noch 2011.

- Rund ein Drittel der zusätzlichen Stellen werden für die neuen Ganztagsangebote eingesetzt. Zusätzlich stehen den Schulen jährlich weitere rund 70 Millionen Euro pro Jahr mehr zur Verfügung als 2011 für die Nachmittagsangebote der Träger der Jugendarbeit an den Schulen (GBS).

Schulsenator Ties Rabe: „Wir können heute mit Fug und Recht sagen, das Hamburgs Schulen einen Rekordwert in der Personalausstattung erreicht haben.“

Qualitätsentwicklung und Qualitätsmanagement

Schulsenator Ties Rabe: „Gemeinsam mit den Schulen schauen wir heute sehr viel genauer auf die Unterrichtsergebnisse und die Leistungen der Schülerinnen und Schüler, wir werten diese Ergebnisse sorgfältig aus und entwickeln zielgenau Qualitätsverbesserungen.“ Gleich mehrere Maßnahmen wurden dazu eingeleitet.

So prüft die Schulinspektion heute genauer und ausführlicher die Unterrichtsqualität an jeder Schule. Darüber hinaus schreiben jetzt alle Hamburger Schülerinnen und Schüler in den Klassenstufen 2, 3, 5, 7, 8 und 9 einen landesweiten Test (KERMIT) in den Kernfächern, der den Lehrkräften wichtige Rückmeldungen über Leistungsstand und Unterrichtserfolg bietet. Zentrale Abschlussprüfungen, insbesondere das neue landesweite Zentralabitur sowie der Vergleich von Vor- und Endnote in den Prüfungen ermöglichen ebenfalls eine Analyse des Unterrichtserfolges. Die erstmalige Einführung bundesweit gleicher Aufgabenteile ermöglicht jetzt auch einen regelmäßigen Vergleich der Unterrichtsergebnisse über die Ländergrenzen hinweg. Überdies bekommen Schulen und Lehrkräfte jetzt jedes Jahr präzise Zahlen zum erfolgreichen Übergang ihrer Schülerinnen und Schüler in eine Ausbildung oder in die Oberstufe. Und erstmals wird auch der Unterrichtsausfall sorgfältig überprüft.

Ties Rabe: „Damit stehen den Schulen die wichtigsten Kennzahlen für guten Unterricht und gute Schule zur Verfügung. Sie ermöglichen erstmals ein gezieltes Qualitätsmanagement. Schulen und Schulbehörde werten jetzt diese Kennzahlen regelmäßig aus, erörtern Maßnahmen und leiten gezielt Verbesserungen ein.“

Praktische Unterstützung bei der Unterrichtsverbesserung

Ties Rabe: „Die Weiterentwicklung der Schul- und Unterrichtsqualität ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Schulen und Schulbehörde. Schulinterne Arbeitsgruppen sowie Experten der Schulbehörde analysieren dazu die Unterrichtsergebnisse und entwickeln Verbesserungsvorschläge, die dann zwischen Schule und Behörde erörtert und vereinbart werden. Darüber hinaus entwickeln Experten der Schulbehörde zusätzlich direkte Unterstützungsmaßnahmen für die Schulen.“

Beispielsweise hat die Schulbehörde zur Verbesserung der Rechtschreibung einen verbindlichen Basiswortschatz und eine praxisnahe Handreichung für guten Rechtschreibunterricht entwickelt sowie Fortbildungen organisiert. Um die Begabtenförderung zu verbessern, werden zurzeit gezielt Koordinatoren für jede weiterführende Schule fortgebildet. Schulen in besonders benachteiligten Stadtteilen werden von einem neu eingerichteten externen Team aus besonders erfahrenen Lehrkräften unterstützt, das gemeinsam mit den Lehrkräften der Schule den Unterricht reflektiert und weiterentwickelt. Externe Fachleute besuchen künftig jedes Jahr alle Ganztagsgrundschulen und entwickeln gemeinsam mit der Schule schulspezifische Verbesserungsvorschläge für den Ganztag. Zur Bilanzierung des Unterrichtsausfalls wurden zudem alle Schulen mit einer sehr guten Stundenplansoftware ausgestattet.

Schulsenator Ties Rabe: „Die Verbesserung der Unterrichtsqualität ist keine einmalige Reform, sondern ein kontinuierlicher Arbeitsprozess aller Beteiligten in Schule und Schulbehörde. Viele Hamburger Schulen sind auf diesem Weg weit vorangekommen. Mit unseren Maßnahmen fördern und unterstützen wir das Qualitätsmanagement als die wichtigste Maßnahme zur Verbesserung des Bildungserfolges.“

Hintergrund

Mit der so genannten „empirischen Wende“ in der Schulpolitik Ende der 1990er Jahre wurden die Leistungen von Schülerinnen und Schülern erstmals wissenschaftlich genau untersucht. Immer mehr wissenschaftliche Studien konzentrierten sich seitdem auf den Zusammenhang zwischen schulischen Leistungen und einzelnen schulischen Faktoren. Viele Untersuchungen relativierten den Einfluss der Schulstruktur. Sie entdeckten vielmehr im Unterrichtsgeschehen selbst entscheidende Erfolgsfaktoren für schulisches Lernen. Zuletzt hat der Neuseeländische Wissenschaftler Prof. John Hattie  in einer öffentlich stark diskutierten Untersuchung die Bedeutung des Unterrichtsgeschehens für den Lernerfolg hervorgehoben.

 So wiesen zahlreiche Untersuchungen nach, dass sich die größten Unterschiede im Lernzuwachs nicht zwischen Schulen oder Schulformen zeigen, sondern zwischen einzelnen Klassen, und das bedeutet: zwischen einzelnen Lehrkräften. Die Hamburger Schulinspektion kam in ihrem Abschlussbericht zu derselben Erkenntnis. Deshalb schreiben viele Wissenschaftler dem Wirken der Lehrkräfte im konkreten Unterrichtsgeschehen eine zentrale Bedeutung für den Lernerfolg zu.

 Als Merkmale für erfolgreichen Unterricht werden unter anderem die Fachlichkeit der Lehrkraft, die klare Strukturierung des Unterrichtsgeschehens (Zeitökonomie), eine zugewandte und unterstützende Lernatmosphäre, angemessen hohe kognitive Herausforderungen, ein breites Methodenrepertoire der Lehrkräfte, Teamarbeit der Lehrkräfte und Feedbackmöglichkeiten zur Reflexion des Unterrichts beschrieben. Eine gute Lehrkraft setzt hohe Erwartungen, schafft ein lernförderliches Klima in der Klasse, stellt das eigene Handeln immer wieder infrage, evaluiert den eigenen Unterricht fortlaufend und arbeitet mit anderen Lehrkräften zusammen. Die herausragende Bedeutung des Lehrerhandelns in der konkreten Unterrichtssituation (classroom management) wurde in vielen Fallstudien nachgewiesen.

 Anlage

Senatsdrucksache „Guter Unterricht – Maßnahmen im Hamburger Schulsystem für guten Unterricht und Stellungnahmen des Senats“