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Rückmeldungen

Schülerinnen und Schüler werden Ratgeber für guten Unterricht

29. August 2019 Pressemitteilung

Schülerinnen und Schüler haben oft einen klaren Blick dafür, wie guter Unterricht funktionieren kann und können aus ihrer Perspektive wertvolle Hinweise zur Verbesserung geben. Aus diesem Grund sollen Hamburgs Schülerinnen und Schüler künftig systematisch und in einem wissenschaftlich begleiteten Verfahren die Möglichkeit bekommen, den Unterricht ihrer Lehrkräfte ehrlich und ernsthaft einzuschätzen. In dem Projekt “Schülerfeedback“ werden Lehrkräfte von bis zu 50 Schulen ihre Schülerinnen und Schüler bereits im aktuellen Schuljahr 2019/20 regelmäßig um eine genauere Rückmeldung zum Unterricht bitten. Das Ziel des Projektes ist es, den Lehrkräften wertvolle Hinweise zur Optimierung ihres Unterrichts zu geben. ​​​​​​​

Peter Albrecht

Schulsenator Ties Rabe: „Guter Unterricht ist der Schlüssel für gute Bildung. Deshalb freue ich mich sehr darüber, dass viele Hamburger Schulen und Lehrkräfte sich an dem Projekt „Schülerfeedback“ beteiligen wollen. Sie gehen dabei einen ungewöhnlich und mutigen Weg, indem sie Schülerinnen und Schüler klug und wertschätzend als Ratgeber ernst nehmen und darauf bauen, dass diese wertvolle und wichtige Hinweise zur Verbesserung des Unterrichts geben können, wenn man sie ernst nimmt.“

Für das Projekt „Schülerfeedback“ stellt die Schulbehörde den beteiligten Lehrkräften, Schülerinnen, Schülern und Schulen über das Internet eine besondere Technik zur Verfügung. Die Lehrkräfte können sich über jeden Computer online mit einer besonderen Plattform verbinden. Mit Hilfe dieser Plattform können sie im Internet einen nach einem Baukasten-Prinzip von Fachleuten bereitgestellten Fragenkatalog über ihren Fachunterricht aktivieren. Der Fragebogen, der aktuell im Portal hinterlegt ist, enthält 56 standardisierte Fragen in zwölf Themengruppen. Eine Lehrkraft kann alle Bausteine oder einzelne Bausteine auswählen und darüber hinaus auch eigene Fragen ergänzen. Über das Onlineportal legt die Lehrkraft dann die zu befragende Klasse, das Fach und die Anzahl der zu befragenden Schüler fest.

Diese Fragen können die Schülerinnen und Schüler dann über ihre eigenen Computer beantworten. Dafür erhält jede Schülerin und jeder Schüler einen Link oder einen Quick-Response-Code (QR-Code), um an der Befragung teilnehmen zu können. Für die Beantwortung aller 56 Fragen werden maximal 15 bis 20 Minuten benötigt, wobei die Schüler für jede Frage eine Bewertung auf einer 4er-Skale abgeben können.

Das Besondere daran: Die Computertechnik analysiert blitzschnell alle Schülerantworten und gibt den Lehrkräften auf Knopfdruck die Mittelwerte aller Schülerantworten für jede einzelne Frage. Parallel beantworten die Lehrkräfte selbst die Fragen für ihren eigenen Unterricht. Schülersicht und Lehrersicht können dann miteinander verglichen und Unterschiede im Gespräch erörtert werden.

Umfangreiche Sicherheitssysteme sorgen dafür, dass die Schülerinnen und Schüler dabei anonym bleiben, so dass sie ohne Furcht die Fragen beantworten können. Die Sicherheitstechnik sorgt auch dafür, dass nur die Lehrkräfte selbst die Ergebnisse des Schülerfeedbacks erfahren und weder die Schüler, noch die Vorgesetzten oder die Schulbehörde Zugriff auf die Daten haben. Das ganze System funktioniert aus Sicht der Schülerinnen und Schüler ähnlich wie Online-Banking, für den einmaligen Zugang bekommt jeder Schüler eine eigene TAN. Schulsenator Ties Rabe: „Wir wollen keine Kontrolle oder Überwachung, sondern wir wollen den Lehrkräften bei der Optimierung ihres Unterrichts helfen. Und wir wollen zugleich die Schülerinnen und Schüler animieren, als ernsthafte Ratgeber gemeinsam mit den Lehrkräften den Unterricht zu reflektieren und dabei auch über die eigene Rolle und die eigenen Lernerfolge nachzudenken.“

Schulsenator Ties Rabe: "Schülerinnen und Schüler gehören zu den wichtigsten Ratgebern von Lehrkräften, wenn diese ihren Unterricht verbessern wollen. Denn sie sind in jeder Hinsicht die Experten für das Thema Lernen und Unterricht. Bereits jetzt praktizieren viele Hamburger Lehrerinnen und Lehrer daher Schülerfeedback im Unterricht, zahlreiche Schulen beteiligen ihre Schülerinnen und Schüler an der Weiterentwicklung von Unterricht und Schulleben. Damit alle Lehrkräfte sich diesem Instrument öffnen, braucht es noch mehr Unterstützung und Anregung. Gerade die Möglichkeiten der Digitalisierung wollen wir noch besser für den Lehrer-Schüler-Dialog nutzen." Rabe weiter: "Es geht dabei in keinem Fall um eine öffentliche Bewertung von Lehrkräften. Auch gelten klare Regeln von Datenschutz und Datenhoheit. Den Lehrkräften soll es so leicht wie möglich gemacht werden, qualifizierte Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern einzuholen. Dazu nutzen wir künftig die Chancen der Digitalisierung".

Bereits jetzt haben sich 39 Schulen für die freiwillige Teilnahme am Pilotprojekt registriert, insgesamt können bis zu 50 Schulen teilnehmen. Die Schulen nutzen dafür ein speziell eingerichtetes, datengeschütztes Internetportal, das bereits in Berlin und Brandenburg zum Einsatz kommt und im letzten Schuljahr in Hamburg an vier Stadtteilschulen und vier Gymnasien erprobt wurde. Das Schüler-Feedback-Verfahren wird vom Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätssicherung (IfBQ) wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

Das Portal kann mit allen mobilen Endgeräten, also Smartphones, Notebooks oder Tablets genutzt werden. Freigeschaltet wird das Portal zum 25. September, wenn die Pilotschulen im Projekt Schülerfeedback zu einer Kickoff-Veranstaltung ans Landesinstitut kommen. Es kann aber auch von allen anderen Schulen genutzt werden. Die Schulbehörde plant, zukünftig weitere Fragebögen zu entwickeln, um auch für besondere Anforderungen passgenaue Feedbacks zu ermöglichen. Denkbar sind auch Fragebögen zum Leitungsfeedback (Kollegium an Schulleitung) oder Fragebögen zur Evaluation des Ganztags.

Die Schulforschung ist sich darin einig, dass Schülerfeedback einen wichtigen Beitrag für das Gelingen von Lernen leistet und an guten Schulen auch Teil der Schulkultur ist. Das Portal wird deshalb allen Hamburger Schulen einschließlich der beruflichen Schulen zur Verfügung stehen.

Flankiert wird die Implementierung durch ein Begleitprojekt des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI), in dem Schulen besondere Angebote zur Fortbildung, Beratung und Unterstützung im Bereich Schülerfeedback erhalten. Die Agentur für Schulberatung des LI ist die zentrale Anlaufstelle für Beratung in Sachen Schülerfeedback. Dabei werden über das Portal hinaus auch weitere digitale und nicht-digitale Feedbackverfahren eingeführt, die den Anforderungen verschiedener Schulformen und Altersgruppen angepasst sind.

39 Schulen aller Schulformen haben sich bereits als "Pilotschulen" angemeldet, weitere können sich bis zu den Herbstferien anschließen. Eine Vernetzung dieser Schulen, eine weitere Verbreitung von Schülerfeedback in der Hamburger Schullandschaft, eine Verstetigung der Unterstützungsangebote und eine Evaluation der Erfahrungen der Pilotschulen sind vorgesehen. Das IfBQ wiederum wird in engem Kontakt mit der Schulpraxis den weiteren Ausbau des Portals zur Stärkung der Feedback- und Evaluationskultur der Schulen vorantreiben.

Weitere Informationen: www.hamburg.de/bsb/schuelerfeedback