Verhaltensauffälligkeiten und emotionale Probleme gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter - mit erheblichen Auswirkungen auf die Lebensqualität des Kindes und das schulische, familiäre und soziale Umfeld. Unbehandelt können sie sich zu manifesten Störungen im Erwachsenenalter entwickeln. Im Pilotprojekt kommt die Unterstützung direkt zu den Kindern und Jugendlichen: Wenn es einen Unterstützungsbedarf gibt, findet ein Erstgespräch in einem der Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) statt. Dabei werden klinische Symptome und Bildungsteilhabe der Betroffenen erfasst und auf dieser Grundlage gemeinsam mit den klinischen Fachkräften der Versorgungs- und Therapiebedarf ermittelt. Die Kinder und Jugendlichen erhalten dann, je nach Bedarf, Sprechstunden, psychotherapeutische oder fachtherapeutische Angebote. Auch können zwischen den Akteuren Krankenhaus, Schule und Jugendamt und den Sorgeberechtigten Krisenvereinbarungen getroffen werden. Gleichzeitig soll durch verschiedene Maßnahmen auch mehr Augenmerk auf die Gesundheit der Mitarbeitenden der Projektpartner gelegt werden, um bei ihnen das Burn-out-Risiko zu reduzieren.
Zahlreiche Partner
Konsortialpartner des Projekts ist neben den Abteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik (KJPPP) des Asklepios Klinikums Hamburg-Harburg, und des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift gGmbH auch die Hamburger Schulbehörde (BSB). Für die Evaluation des Projekts sind die Universität Oldenburg und die Universität Erlangen-Nürnberg zuständig. Als weitere Krankenkassen sind neben der TK auch die AOK Rheinland/Hamburg, die DAK Gesundheit, die IKK classic sowie die Knappschaft-Bahn-See beteiligt. Die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) in Hamburg sowie die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) sind Kooperationspartner im Projekt.
Bildungssenator Ties Rabe: „Psychische Störungen von Kindern und Jugendlichen belasten die Betroffenen und können sich zu dauerhaften Störungen im Erwachsenenalter entwickeln. Darunter leidet nicht nur das Kind selbst, sondern auch sein Umfeld. Das gilt gerade für Schule und Unterricht, wo Lehrkräfte sowie Mitschülerinnen und Mitschüler in der Auseinandersetzung mit den Betroffenen immer wieder extreme Situationen bewältigen müssen. Durch die Zusammenarbeit der Partner sowie die Unterstützung der Krankenkassen ist es erstmals möglich, auch dann zu helfen, wenn Eltern aus welchen Gründen auch immer selbst keine Psychotherapie organisieren können. Dank unseres neuen Projektes bekommen psychisch auffällige Kinder und Jugendliche direkt über die Schule eine hervorragende Psychotherapie. Damit wollen wir ihnen helfen, ihnen neuen Lebensmut und eine neue Lebensqualität geben, Fehlzeiten und mangelnde Teilhabe an Schule reduzieren und ihnen somit ein gesundes Lernen ermöglichen.“
Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard: „Mit dem Projekt ‚Drei für Eins‘ helfen wir, bevor es schlimmer wird: Kindern mit Depressionen und Angstsymptomen haben wir genauso im Blick wie sogenannte ‚Systemsprenger‘. Oft zeichnet sich beim Übergang von der Kita in die Schule bei einzelnen Kindern Unterstützungsbedarf ab. An dieser Schnittstelle wollen wir gut hinsehen. Wir verbessern die Diagnostik, die Förderung und die Behandlung. Entscheidend ist dabei, was die Kinder tatsächlich brauchen. Wo wir Probleme früh erkennen, können wir dafür sorgen, dass die Kinder- und Jugendhilfe, die Schule und Gesundheitshilfe zusammenarbeiten und niedrigschwellig helfen. So stärken wir Kinder und ihre Eltern!“
Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg: „Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass sie sich in ihrem eigenen Körper wohlfühlen, gesund entwickeln und leistungsfähig sind. Leider erhalten derzeit viele Kinder und Jugendliche mit bereits vorhandenen Problemen nicht die Hilfen, die sie benötigen und fallen durch das Raster. Das liegt daran, dass es viele Hilfsangebote gibt, die systemisch bedingt häufig nicht miteinander verknüpft sind. Auch werden bestehende Hilfsangebote aus Angst vor Stigmatisierung nicht genutzt. Das wollen wir mit unserem Projekt ändern: Hier arbeiten Krankenhäuser, Schulen/ReBBZ und die Jugendämter in Hamburg deshalb eng zusammen. So können die bestehenden Hilfs- und Unterstützungsangebote besser ineinandergreifen. Wir freuen uns, dass wir mit ‚Drei für Eins‘ gemeinsam mit den zahlreichen Projektpartnern ein sektorenübergreifendes, niedrigschwelliges Angebot für Kinder und Jugendliche in Hamburg schaffen können.“
Hintergrund
„Drei für Eins“ wird für insgesamt über vier Jahre mit bis zu 5,9 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert. Ziel des Innovationsfonds ist es, neue Versorgungsmodelle zu erproben und so die Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung qualitativ weiterzuentwickeln. Die Standorte der teilnehmenden Regionalen Bildungs- und Beratungszentren sind Altona, Altona -West, Bergedorf und Wandsbek-Süd.
Rückfragen der Medien
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