Schulsenator Ties Rabe: „Leider drücken sich Bundesregierung und Experten immer noch vor einer klaren Aussage, ob solche Geräte zusätzlich zu der weiterhin bestehenden Test-, Masken- und Lüftungspflicht an den Schulen wirklich nötig sind. Um aber das Risiko erneuter Schulschließungen in jedem Fall auszuschließen, starten wir jetzt das sicherlich umfangreichste Beschaffungsprogramm aller Bundesländer.“
Schulsenator Ties Rabe weiter: „Mit unserem Beschaffungsprogramm sind wir voraussichtlich das erste Bundesland, das für alle Schulklassen entsprechende mobile Raumluftfilter beschaffen wird und das das Ausschreibungsverfahren jetzt einleitet.“ Rabe kritisierte in diesem Zusammenhang erneut die Bundesregierung. „Gesundheitsminister, Bildungsministerin, Kanzleramt und Wirtschaftsminister sind sich noch immer nicht einig, ob die Schulen mobile Lüftungsgeräte brauchen. Entsprechend widersprüchlich sind die Bundesförderprogramme. Während das erste Förderprogramm überhaupt keine mobilen Raumluftfilter finanzierte, fördert das gestern präsentierte zweite Programm mobile Raumluftfilter nur in solchen Klassenräumen, in denen sich die Fenster nicht öffnen lassen. Würde man das ernst nehmen, dann gibt es für über 90 Prozent aller Unterrichtsräume nach wie vor kein Geld von der Bundesregierung. Die unsinnigen Fördervorgaben müssen dringend angepasst werden.“
In Hamburgs staatlichen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen lernen rund 9.000 Schulklassen in rund 12.000 Klassen-, Fach- und Unterrichtsräumen. Nach intensiven Recherchen gehen Experten der Schulbehörde und Schulbau Hamburg davon aus, dass rund 2.000 dieser Klassen-, Fach- und Unterrichtsräume aufgrund ihrer Größe oder bereits vorhandener Klimatechnik keine zusätzlichen mobilen Raumluftfilter benötigen. Sämtliche anderen Klassen-, Fach- und Unterrichtsräumen sollen hingegen mit entsprechenden Geräten ausgestattet werden.
Um die Wirksamkeit der Anlagen zu erhöhen und den Schulen mehr Flexibilität zu bieten, wird im Rahmen der Ausschreibung geprüft, statt eines größeren Gerätes besser zwei kleinere Geräte pro Unterrichtsraum zu beschaffen. Die vorgesehenen Geräte saugen ähnlich einer Dunstabzugshaube in der Küche die Luft an und filtern sie über so genannte HEPA-Filter, die ähnlich wie ein feines Sieb wirken. Dabei werden auch Aerosole, die beispielsweise Träger von Viren sein können, aus der Luft gefiltert. Die Schulbehörde drückt dabei aufs Tempo: Den Zuschlag sollen Anbieter erhalten, die das beste Preis-Leistungspaket bieten und zusätzlich schnell liefern können. Ziel ist es, die ersten Geräte bereits nach den Sommerferien im August und die letzten Geräte spätestens bis zum Beginn der kühleren Jahreszeit im Oktober aufzustellen.
Aufgrund der widersprüchlichen Expertenempfehlungen haben die meisten Bundesländer bisher nur in Ausnahmefällen entsprechende Geräte beschafft. So hatte Hamburg im letzten Jahr den Schulen bereits rund fünf Millionen Euro zur Verbesserung der Lüftung an den Schulen zur Verfügung gestellt. Senator Rabe: „In der öffentlichen Diskussion wird oft übersehen, dass für den Hamburger Schulbetrieb auch nach den Sommerferien eine Test-, Masken- und Lüftungspflicht gilt. An der Schule dürfen sich überhaupt nur Personen aufhalten, die negativ getestet wurden und zusätzlich auch noch Masken tragen. Darüber hinaus wird alle 20 Minuten für fünf Minuten jeder Unterrichtsraum komplett gelüftet. Kein anderer Lebensbereich – weder die Gastronomie noch der Einzelhandel noch die vielen wieder zugelassenen Sport- und Freizeitangebote – bietet einen solchen dreifachen Schutz. Es ist deshalb nach wie vor nicht klar, ob zusätzlich zu diesem Dreifach-Schutz der Schule entsprechende mobile Raumluftfilter Sinn machen.“
Senator Rabe weiter: „Allerdings wird angesichts immer neuer Corona-Varianten schon wieder öffentlich über die Einschränkung oder Schließung des Schulbetriebes spekuliert. Das wäre angesichts der erheblichen Auswirkungen von Schulschließungen auf die kognitive, soziale und seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wirklich verantwortungslos. Deshalb werden wir in Hamburg alles tun, um eine erneute Einschränkung oder Schließung des Schulbetriebes zu verhindern. Die Schulen sollen im kommenden Schuljahr geöffnet bleiben.“