Rabe erläuterte gegenüber dem Ausschuss, dass die Entwürfe für die neuen Bildungspläne derzeit sorgfältig überprüft werden. Ziel sei es, die richtige Balance zwischen einem für alle Schulen geltenden Bildungskern und einem freien Gestaltungsspielraum der Schule zu finden. Ties Rabe: „Wir nehmen die Kritik ernst. Auch wir wollen keine überbordende Stofffülle und prüfen deshalb zurzeit die Verringerung der fachlichen Vorgaben. Wir wollen aber zugleich sicherstellen, dass alle Hamburger Schülerinnen und Schüler an jeder Schule einen verbindlichen Kern von Bildungsinhalten lernen. Es ist nicht vernünftig, wenn in jeder Schule etwas anderes gelernt wird, denn unsere Kinder und Jugendlichen leben zusammen in derselben Stadt und demselben Land und sollten deshalb gut auf dieses Leben vorbereitet werden.“
Rabe verwies zugleich darauf, dass die neuen Bildungspläne erstmals auch die neuen Vorgaben der Kultusministerkonferenz für die Bildung berücksichtigen. Ties Rabe: „Die Kultusministerkonferenz regelt mit ihren für alle Bundesländer geltenden Bildungsstandards mittlerweile sehr viel genauer, was Schülerinnen und Schüler lernen sollen. Diese Vorgaben werden in vielen Hamburger Rückmeldungen zu den Bildungsplänen kritisiert – doch Hamburg kann sich nicht gegen die Bildungsvorgaben aller anderen Bundesländer stellen. Wir erschweren unseren Schülerinnen und Schülern, die Abschlussprüfungen zu bestehen, wenn wir diese Vorgaben nicht umsetzen. Hier gilt: Wir mogeln uns nicht weg.“
Schulsenator Ties Rabe erklärte auch, dass die umstrittene Klausurenregelung derzeit diskutiert und überprüft wird. Die Schulbehörde hatte aufgrund der chronisch schwachen Klausurleistungen der Hamburger Schülerinnen und Schüler vorgeschlagen, künftig minimal mehr Klausuren zu schreiben (Zunahme um rund zwei Prozent), Klausuren nicht mehr durch Referate oder andere Leistungen zu ersetzen und die Zeugnisnote in den Hauptfächern Deutsch, Mathe und Englisch zu 50 Prozent durch die Klausurergebnisse festzulegen.
Schulsenator Ties Rabe: „Bis weit in die 2000er Jahre wurden in Hamburg noch doppelt so viele Klausuren geschrieben wie heute. Dennoch gab es bereits gegen unsere moderate Veränderung viele Einwendungen. Hier sind Kompromisse möglich. Entscheidend bleibt, dass die Schriftlichkeit gestärkt wird. Angesichts der Zunahme von Klausuren in den Universitäten und der zunehmenden Bedeutung schriftlicher Leistungen in der Berufswelt dürfen wir die seit Jahren sichtbare Schwäche der Hamburger Schülerinnen und Schüler im schriftlichen Bereich nicht einfach ignorieren. Wir müssen in diesem entscheidenden Leistungsfeld besser werden, und das geht nicht, indem man einfach die Augen verschließt und alles beim Alten lässt.“
Viel Lob in den insgesamt 238 Rückmeldungen gab es hingegen für die Leitideen, die dem Bildungsplan zugrunde liegen. Die Schulbehörde hatte in ihrem Entwurf für die Bildungspläne deutlich gemacht, dass die Leitideen „Bildung in der digitalen Welt“, „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und „Bildung für die gemeinsamen Grundwerte der demokratischen Gesellschaft“ die künftige Bildung an Hamburgs Schulen prägen sollen.
Mit der Änderung der Bildungspläne kommt die Schulbehörde einem Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft nach. SPD, GRÜNE, CDU und FDP hatten sich im Beschluss zum „Schulfrieden“ darauf verständigt, die Bildungspläne zu überarbeiten und dabei genauer festzulegen, welche fachlichen Inhalte Hamburgs Schülerinnen und Schüler lernen sollen.