Senatorin Bekeris weiter: „Viele Betroffene haben einen langen Leidensweg hinter sich. Sie tragen ihre Lese- und Schreibschwierigkeiten viele Jahre als Geheimnis mit sich herum, entwickeln Vermeidungsstrategien und leiden unter der Angst, erkannt und stigmatisiert zu werden. Wir wünschen uns, dass die Hamburgerinnen und Hamburger einen leichten Zugang zu den inzwischen auch gebührenfreien VHS-Angeboten finden, um ihre persönliche Chance zu nutzen. Deshalb investieren wir in die Grundbildungsarbeit, setzen neue Schwerpunkte bei der aufsuchenden Beratungsarbeit und bauen so Brücken“.
Uwe Grieger, Direktor der Hamburger Volkshochschule: „Wir freuen uns, durch zusätzliche Mittel die Arbeit für gering Literalisierte ausbauen und verbessern zu können. So werden wir zwei sehr erfolgreiche Pilotprojekte in Jenfeld und Osdorfer Born dauerhaft fortsetzen und unsere Kurs- und Beratungsangebot um ca. zehn Prozent erhöhen. Unser Ziel ist es, in Zukunft darüber hinaus die Menschen im Kontext der Elternarbeit an Schulen und Kitas auch besser beraten und informieren zu können. Durch die Begegnung und Unterstützung vor Ort und Fortbildung für Multiplikatoren wollen wir den Zugang erleichtern.“
Jan Nazım Karadaş, Leiter des VHS-Grundbildungszentrums: „Ich freue mich sehr, Mirella Nolte, die neue Koordinatorin für Alphabetisierung und Grundbildung, heute an ihrem neuen Arbeitsplatz zu begrüßen. Frau Nolte bringt viel Erfahrung aus der aufsuchenden Grundbildungsarbeit und Projektarbeit mit. Mit ihrer Hilfe wird es uns gelingen, die Angebote durch lokale Vernetzung noch bekannter zu machen und mehr Menschen unterstützen zu können, damit alle teilhaben können!“ Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem auch die Koordination des „Runden Tischs Alphabetisierung und Grundbildung“.
Aufgaben der „Koordinierungsstelle für Alphabetisierung und Grundbildung“ in Hamburg sind,
- ein lokales Bildungsnetzwerk für Alphabetisierung und Grundbildung mit fachlichem Austausch der Akteure in Grund- und Weiterbildungseinrichtungen zu entwickeln,
- Transparenz über die Beratungs- und Grundbildungsangebote und deren Weiterentwicklung zu schaffen,
- Schulungen zur Vermittlung von Hintergrundwissen auch für Kursleitungen und auch zur Sensibilisierung und potenziellen Multiplikator:innen durchzuführen,
- Öffentlichkeitsarbeit zur Information und Aufklärung der Betroffenen und ihres Umfeldes über die Lernangebote zu machen,
- die Arbeit und Erarbeitung von Weiterentwicklungsempfehlungen zu bilanzieren und zu evaluieren.
Die Hamburger Volkshochschule bietet seit mehr als 30 Jahren im gesamten Hamburger Stadtgebiet Kurse für gering literalisierte Menschen an. Erwachsene mit Deutsch als Muttersprache und gut Deutsch Sprechende lernen das Lesen und Schreiben in kleinen Gruppen, ein- bis zwei Mal wöchentlich.
Jährlich bietet die VHS in diesem Bereich rund 80 Kurse auf vier verschiedenen Niveaus mit mehr als 500 Teilnehmenden an. Dazu zählen rund 65 Lese- und Schreibkurse, Lerncafés, Rechen-, Grammatik- und Rechtschreibkurse sowie 15 Lese- und Schreibkurse im Teilbereich „Lernen mit Behinderungen“.
Die VHS bietet in Hamburg das Regelangebot für gering literalisierte Erwachsene an. Weitere Angebote von freien Trägern und Institutionen im Themenfeld Grundbildung sind zumeist drittmittelfinanziert und damit i.d.R. auch befristet. Durch die Förderung der Behörde für Schule und Berufsbildung sind die Lese- und Schreibkurse der VHS dauerhaft und seit Herbst 2021 für die Teilnehmenden entgeltbefreit.
Bundesweit gibt es eine hohe Anzahl und Dunkelziffer gering literalisierter Menschen. Die bundesweite LEO-Studie der Universität Hamburg (2018) lieferte aktuelle Berechnungen von 6,2 Millionen Betroffenen. Daraus lässt sich rein rechnerisch eine Anzahl von 150.000 Menschen für Hamburg ableiten. Oft gibt es negative Erfahrungen mit formeller (Weiter-)Bildung und die Betroffenen haben sich mit der persönlichen Situation arrangiert. Mit all ihren Folgen für die persönlichen und gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten und beruflichen Entwicklungsperspektiven.
Grundsätzlich können gering literalisierte Menschen durch aufsuchende Ansprache deutlich besser erreicht werden. Besonders wichtig sind hierbei Orte wie Schulen, Kindertagesstätten und wesentliche Institutionen im Sozialraum, die viele Berührungspunkte zur Lebenswelt der Betroffenen haben. Durch zusätzliche Mittel will die Hamburger Volkshochschule durch aufsuchende Beratungsarbeit in den nächsten Jahren eine Bildungsbrücke für gering literalisierte Erwachsene aufbauen und somit die Grundbildungsarbeit in Hamburg signifikant ausbauen.
Mehr Informationen zum Kursprogramm unter www.vhs-hamburg.de
Rückfragen der Medien
Behörde für Schule und Berufsbildung
Peter Albrecht, Pressesprecher
Tel. (040) 428 63 – 2003
E-Mail: pressestelle@bsb.hamburg.de
Internet: www.hamburg.de/bsb
Twitter: @hh_bsb
Instagram: @schulbehoerde
Hamburger Volkshochschule
Dorothea Olbertz, VHS-Pressesprecherin
Tel.: (040) 42841-2777
E-Mail: d.olbertz@vhs-hamburg.de