429 neue Lehramts-Referendarinnen und Referendare sind zum 1. August in Hamburg in die zweite Phase ihrer Lehrkräfteausbildung gestartet. Schulsenatorin Ksenija Bekeris begrüßte die angehenden Lehrerinnen und Lehrer heute mit einem feierlichen Senatsempfang im Rathaus. Die Anzahl der Bewerbungen ist deutlich angestiegen: 856 junge Menschen haben sich diesmal um einen Referendariatsplatz in der Hansestadt beworben - über 20 Prozent mehr als im Vorjahr (August 2023: 680). Um dem drohenden Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, hat die Schulbehörde bereits 2019 ein großes Maßnahmenpaket in die Umsetzung gebracht, welches die gute Personalausstattung der Schulen auch längerfristig absichern soll. Eine dieser Maßnahmen war der schrittweise Ausbau des 18-monatigen Vorbereitungsdienstes von ehemals 855 Plätzen auf 1.350 Plätze. Mit dem heutigen Tag wurde die Zielmarke von 1.350 erstmals erreicht. So viele Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst gab es noch nie.
Schulsenatorin Ksenija Bekeris: „Im August 2023 starteten 438 neue Referendarinnen und Referendare, im Februar dieses Jahres waren es 458 und heute freue ich mich, weitere 429 neue Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst begrüßen zu dürfen. Glücklicherweise genießen unsere Stadt und unsere Schulen bundesweit große Anerkennung, so dass wir immer noch viele Bewerbungen bekommen. Damit Hamburg zukunftssicher aufgestellt ist, haben wir ein großes Bündel an Maßnahmen geschnürt. Mit diesen Maßnahmen wappnen wir uns gegen den drohenden Lehrkräftemangel und sorgen gleichzeitig dafür, dass der Beruf der Lehrerinnen und Lehrer ein attraktiver Beruf bleibt, insbesondere in Hamburg. Die schrittweise Erhöhung der Plätze im Vorbereitungsdienst war eine dieser Maßnahmen. Unser Ziel war, die Plätze über 18 Monate von 855 auf 1.350 zu erhöhen. Diese Zielmarke haben wir nun erstmals erreicht.“
Die Schulbehörde hat seit Februar 2019 Schritt für Schritt die Anzahl der Referendariatsplätze um fast 60 Prozent erhöht. Senatorin Bekeris: „Wir sind in der glücklichen Lage, alle Plätze im Vorbereitungsdienst besetzen zu können. Doch auch wenn wir aktuell noch doppelt so viele Bewerbungen wie Plätze haben, wird es auch bei uns immer schwerer werden, genügend Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Die Stadt stellt perspektivisch 900 Lehrkräfte pro Jahr ein. Daraus abgeleitet sollte sowohl die Universität 900 Master-Lehramtsabsolventinnen und -absolventen als auch das Referendariat 900 Absolventen und Absolventen hervorbringen. Im Vorbereitungsdienst ist diese Zielmarke jetzt bereits erreicht.“
Um die erhöhte Anzahl an Plätzen im Vorbereitungsdienst auch in Zukunft vollständig besetzen zu können, hat die Schulbehörde im vergangenen Jahr den Schulterschluss mit der Universität Hamburg und der Wissenschaftsbehörde gesucht. Gemeinsam wurden bereits Verbesserungen für das Studium vorgenommen. So ist beispielsweise die Anzahl der Studienanfängerplätze erhöht, die Auslastung der Studienplätze deutlich verbessert und ein neuer Studiengang eingeführt worden. Dieser neue Studiengang richtet sich an Bachelor ohne Lehramtsbezug, führt aber trotzdem zu einem Master of Education mit Zugang zum Vorbereitungsdienst.
Eine weitere Maßnahme, die für die Rekrutierung von Nachwuchslehrkräften von Bedeutung ist, ist die Ausweitung des Quereinstiegs. Der Vorbereitungsdienst wurde zum Februar und August 2024 für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger für alle Lehrämter und Fächer geöffnet. Bisher war der Quereinstieg in Hamburg auf ausgewählte Fächer beschränkt. Spezielle Ergänzungsangebote im Vorbereitungsdienst stellen die notwendigen pädagogischen Grundlagen sicher. Der Quereinstieg in Hamburg führt zu einem Zweiten Staatsexamen und somit zu einer vollausgebildeten Lehrkraft. Die Absolventinnen und Absolventen werden verbeamtet, was zur Attraktivität des Quereinstiegs beiträgt. Mit diesem Modell werden in Hamburg die Fachlichkeit und die Pädagogik im Sinne eines guten Unterrichts miteinander vereint.
Auch durch mehr Flexibilität sorgt die Schulbehörde dafür, dass die Plätze im Vorbereitungsdienst alle besetzt werden können. Gibt es beispielsweise mehr Bewerbungen für ein bestimmtes Lehramt und weniger für ein anderes Lehramt, werden freie Plätze kurzfristig umgewidmet. Auf diese Weise beträgt die Auslastung der Plätze stets nahezu 100 Prozent. Dies gilt insbesondere auch für die Universität Hamburg.
Und nicht zuletzt ist die Stadt Hamburg ein attraktiver Arbeitgeber. Die Referendare und Referendarinnen dürfen sich auf mehr Geld im Portemonnaie freuen, denn die Anwärterbezüge werden zum 1. November 2024 um 100 Euro und zum 1. Februar 2025 um 5,5 Prozent erhöht. Damit steigen die Bezüge von derzeit 1.575,04 Euro auf 1.767,17 Euro.
Um die Attraktivität des „Arbeitsplatzes Schule“ dauerhaft sicherzustellen, haben rund 5.600 Grundschullehrkräfte eine Beförderung erhalten. Denn Hamburg hat die Gehälter der Grund-, Haupt- und Realschullehrkräfte ab dem 1. August 2023 auf das Niveau der bislang besser bezahlten Lehrkräfte an Gymnasien, Berufs- und Sonderschulen angehoben. Diese Lehrkräfte bekommen in Hamburg künftig mehr Gehalt, und zwar mindestens die Besoldungsstufe A13.
Wachsende Schülerzahlen und stetige Verbesserungen der Schulqualität führen in Hamburg seit Jahren zu einem Mehrbedarf an Lehrkräften. So wurden Hamburgs staatlichen, allgemeinbildenden Schulen im Jahr 2011 (Stichtag 1. Februar) für 161.275 Schülerinnen und Schülern 12.926 Stellen für Lehrkräfte und Pädagogen zugewiesen. Am 1. Februar 2024 waren es für 201.101 Schülerinnen und Schüler bereits 17.905 Stellen. Der Anstieg geht zu rund 60 Prozent auf die gestiegenen Schülerzahlen zurück, zu knapp 40 Prozent jedoch auf qualitative Verbesserungen wie kleinere Klassen, mehr Ganztagsangebote, neue Förderkurse und häufigere Doppelbesetzung im inklusiven Unterricht. Seit 2011 hat die Schulbehörde jedes Jahr mehr als 1.000 neue Lehrkräfte eingestellt, aktuell wird von jährlich 900 neuen Lehrkräften ausgegangen. Angesichts des bundesweiten Lehrkräftemangels hat Hamburg innerhalb kürzester Zeit weitere Maßnahmen zur Lehrkräftebildung und Personalgewinnung eingeleitet.
Weitere Maßnahmen zur Lehrkräftebildung:
Gründe für Vertretungssituationen erweitert: Derzeit arbeiten an Hamburgs Schulen zusätzlich zu den Lehrkräften dauerhaft oder befristet mehrere tausend pädagogische Fachkräfte in Förderkursen, Ganztagsbetreuung, Schulbegleitungen, Flüchtlingsklassen, Doppelbesetzungen im regulären Unterricht oder Vertretungsunterricht. Bislang waren diese Beschäftigungsmöglichkeiten auf konkrete Anlässe wie Vertretungen bei Schwangerschaften, Erziehungszeiten oder Krankheiten beschränkt. Damit die Schulen weitere Möglichkeiten bekommen, bei Lehrkräftemangel dauerhaft oder befristet geeignetes Fachpersonal einzustellen, wurden die Gründe für eine Vertretungssituation erweitert. Schulleitungen haben nun mehr Möglichkeiten zum Abschluss von befristeten Verträgen für abwesende Lehrkräfte.
Angebote zur Gesundheitsförderung: Um den Hamburger Schuldienst noch attraktiver zu machen, wurden zusätzliche Angebote zur Gesundheitsförderung auf den Weg gebracht. So wurde in diesem Jahr das Projekt Personalgesundheit initiiert, offizieller Projektstart war im Juni 2024. Die Bedeutung der Gesundheit der Lehrkräfte und des gesamten Schul- und Verwaltungspersonals soll damit gestärkt werden. Ziel ist es, nachhaltige Strategien zur Förderung der Personalgesundheit in den Schulen und in der Verwaltung weiterzuentwickeln und umzusetzen. Dazu gehören zum Beispiel Fortbildung, Coaching, (Krisen-)Beratung, Austauschformate und Achtsamkeitstrainings sowie ein systematisches Gesundheitsmanagement.
Verbesserte Möglichkeiten für Seiteneinstieg: Ein Seiteneinstieg ist nach abgeschlossenem Masterstudium ohne Vorbereitungsdienst, aber auch mit einem Bachelorabschluss oder einer fachlich qualifizierenden Berufsausbildung möglich, wenn keine anderen Bewerberinnen und Bewerber mit Zweitem Staatsexamen zur Verfügung stehen. Die meisten Seiteneinsteiger befinden sich bislang in befristeten Beschäftigungsverhältnissen. In Zusammenarbeit mit den Schulleitungen wurde nun die Möglichkeit eröffnet, pädagogische Fachkräfte als Seiteneinsteiger auch dauerhaft an den Schulen zu beschäftigen. Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger, die sich an den Schulen in der Praxis bewährt haben, können dauerhaft eingestellt werden. Verbunden ist dies mit einer verpflichtenden pädagogischen Qualifizierungsmaßnahme. Zum 1. Februar 2024 haben rund 50 Personen von dieser Chance Gebrauch gemacht, zum Schuljahr 2024/25 kommen noch einmal 72 Personen dazu.
Weitere Verbesserungen in Vorbereitungsdienst und Berufseinstiegsphase: Zur Entlastung des Vorbereitungsdienstes (VD) wird im Prüfungswesen die schriftliche Hausarbeit entfallen, zudem greifen weitere Änderungen als Folge der Reform der Lehrerbildung. Hierzu zählen mehr Fachlichkeit, Stärkung des Schwerpunkts Lehrkräftegesundheit, lehramtsübergreifendes Ausbildungsformat, Verzahnung mit der Fortbildung, 3-Fach-Ausbildung im Grundschullehramt und Stärkung der prioritären Themen.
Die neuen Wege in den Schuldienst bringen auch Konsequenzen für die Berufseinstiegsphase (BEP) mit sich. Die Anpassung der Berufseinstiegsphase hat das Ziel, vor allem jene Zielgruppen zu unterstützen, die entweder keinen Vorbereitungsdienst absolviert oder diesen nicht in Hamburg absolviert haben. Insbesondere die Seiteneinsteigenden sollen perspektivisch in der Berufseinstiegsphase ein eigens für ihre Bedarfe entwickeltes Angebot finden. Alle Angebote für alle Zielgruppen haben neben den inhaltlichen Schwerpunkten auch einen präventiv gesundheitsförderlichen Anteil, da bedarfsorientiert, begleitend und an individuellen Themen gearbeitet wird.
Einsatz pensionierter Lehrkräfte: Die Möglichkeiten, dass Lehrkräfte nach ihrer Pensionierung weiterhin Unterrichts- und Kursangebote in der Schule geben können, wurden verbessert, in dem die Hinzuverdienstgrenzen angehoben wurden. Darüber hinaus hat die Schulbehörde interessierten Lehrkräften die Möglichkeit eröffnet, freiwillig über die Altersgrenze hinaus zu arbeiten. Im April 2023 wurde dafür ein deutlich vereinfachtes Verfahren eingeführt.
Portal für digitales Unterrichtsmaterial und Bewerbungsportal: Förderaufgaben werden an vielen Schulen auch von Honorarkräften unterstützt. Um ihnen zu helfen, hat die Schulbehörde eine umfangreiche Sammlung von Online-Unterrichtsmaterial für Förderkurse erarbeitet. Darunter sind Erklärvideos, Lernprogramme, Unterrichtsanregungen und -vorschläge, Texte, Aufgaben, Bücher und Filme. Das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung hat dafür das Portal „IGEL“ eingeführt und stellt kontinuierlich neues, qualitätsgesichertes Material ein. Das digitale Bewerbungsportal der Schulbehörde wird aktuell benutzerfreundlich umstrukturiert. Darüber hinaus wurde eine Service- und Clearingstelle eingerichtet, bei der Bewerberinnen und Bewerber verlässlich Auskunft und Beratung bekommen können.
Zahlen, Daten, Fakten zu den neuen Lehrkräften im Vorbereitungsdienst:
Die Bewerbungen verteilen sich sehr unterschiedlich auf die Lehrämter. Am begehrtesten waren wie schon in den Vorjahren die Plätze für den Vorbereitungsdienst zum Lehramt an Gymnasien. Hier gab es fast drei Mal so viele Bewerbungen (394) wie freie Ausbildungsplätze. Insgesamt wurden 134 Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst für das Lehramt Gymnasium eingestellt. 58 Lehrkräfte wurden für das Lehramt der Primar- und Sekundarstufe eingestellt, 80 für das Lehramt Sonderpädagogik, 81 Lehrkräfte gehen in den Vorbereitungsdienst für Grundschulen und 54 an die berufsbildenden Schulen. Hinzukommen elf Lehrkräfte mit ausländischen Lehramtsabschlüssen, die in die Anpassungsqualifizierung eingestellt wurden.
Der Anteil an Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern hat im Vergleich zu den Vorjahren verdoppelt, ihr Anteil liegt aktuell bei 19,2 Prozent (August 2023: 10 Prozent). Der Anteil der Quereinsteigerinnen liegt mit 60,3 Prozent etwas höher als der ihrer männlichen Kollegen. Die meisten Quereinstiege gab es im Fach Mathematik: An den Gymnasien starteten 13 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, an den Grundschulen zwölf und im Lehramt Primarschule und Sekundarstufe I jeweils zwei. Als Quereinsteigerin/Quereinsteiger gelten Bewerberinnen und Bewerber, die wie alle Lehramtsstudierenden ein Masterstudium mit zwei vollwertigen Unterrichtsfächern erfolgreich abgeschlossen, aber das ergänzende Fach Pädagogik nicht vollumfänglich studiert haben. Dieser Mangel wird in der zweiten Phase der Lehrkräfteausbildung durch intensive Begleitung behoben.
Das Durchschnittsalter der Nachwuchslehrkräfte ist mit 30,6 Jahren leicht gestiegen (Vorjahr: 29,7). Die älteste eingestellte Lehrkraft ist 59 Jahre alt, die jüngste 23 Jahre. Nur etwas mehr als jeder vierte Referendar (29,3 Prozent) ist männlich. Mit 46,3 Prozent ist der Anteil männlicher Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Berufsschulen am höchsten, gefolgt vom Lehramt an Gymnasien mit 37,5 Prozent. An dritter Stelle liegt das Lehramt der Primar- und Sekundarstufe I mit 26,1 Prozent. Am wenigsten Männer unterrichten nach wie vor an den Grundschulen, oder positiv ausgedrückt: 86,4 Prozent aller Grundschullehrkräfte sind weiblich.
Der Notendurchschnitt der Bewerberinnen und Bewerber aus dem Studium liegt bei 1,67. Am besten sind die Abschlusszensuren der neuen Referendarinnen und Referendare an den Sonderschulen mit der Note 1,59, gefolgt von den Gymnasial- und Berufsschul-Nachwuchslehrkräften, beide mit dem Notendurchschnitt 1,62.
Wie bereits in den letzten Jahren werden auch diesmal wieder Lehrkräfte in den Vorbereitungsdienst aufgenommen, die im Ausland eine in Deutschland nicht anerkannte Lehramtsqualifikation abgeschlossen haben. Elf neue Lehrkräfte haben dadurch die Möglichkeit, durch den Hamburger Vorbereitungsdienst ohne ein erneutes Studium eine Zulassung für ein Lehramt in Deutschland zu bekommen.
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