Zeitung lesen, Notizen für die Kinder schreiben, E-Mails verschicken – für fast 150.000 Erwachsene in Hamburg ist das kaum zu schaffen. Daher bietet die Hamburger Volkshochschule seit mehr als 30 Jahren ein umfangreiches Paket zur Hilfe und Unterstützung an – und sucht laufend nach neuen Wegen und Methoden. Zusammen mit der Universität Hamburg hat sie erprobt, ob Künstliche Intelligenz (KI) Menschen mit Problemen beim Lesen und Schreiben helfen kann. Auch diese Erkenntnisse sind Thema einer Tagung am 5.9.2024 in Hamburg. Mit dabei ist auch Bildungssenatorin Ksenija Bekeris.
Anlässlich des Welt-Alpha-Tags resümieren Universität Hamburg und Hamburger Volkshochschule in einer gemeinsamen Tagung die Erkenntnisse aktueller Forschung. „Generative KI lässt sich in Alphabetisierungs- und Muttersprachkursen einsetzen, z.B. beim Verfassen von Briefen oder Bewerbungsschreiben – das haben unsere Testkurse bei der Hamburger Volkshochschule ergeben. Darüber hinaus setzen Menschen aber auch jetzt schon vielfach KI in ihren Smartphones ein, ohne es zu wissen: Beim Scannen und Vorlesenlassen von Dokumenten, beim Suchen von Informationen über sprachgesteuerte Assistenten“, sagt Forschungsleiterin Prof. Dr. Anke Grotlüschen.
KI ist nicht die alleinige Lösung
KI könnte helfen, aber zum nachholenden Lesen- und Schreiberwerb gehört viel mehr: „Literalität erwirbt man nicht in drei Monaten und auch nicht zwischen Kleinkindern, Geldsorgen und Diskriminierungen. Bildung braucht Zeit und Wertschätzung“, fasst Anke Grotlüschen die Ergebnisse einer internationalen Biographiestudie zusammen, die ebenfalls Thema am 5. September ist. Die Studie zeigt auch: Viele verstehen die Diskriminierung in der eigenen Biografie, die zu geringer Lesekompetenz geführt hat, erst als Erwachsene. Professor Dr. Natalia Filatkina, Vizepräsidentin der Universität Hamburg, fordert daher: “Der Zugang zu Bildung ist ein Menschenrecht! Als Gesellschaft und insbesondere als Bildungsinstitution sind wir gefordert, Diskriminierungen, die den Zugang zu Literalität und damit zu Bildung erschweren, entschieden entgegen zu treten. Der Welt-Alphabetisierungstag erinnert uns an diese Verantwortung!“ Die Chancen, dass sich die Situation verbessert, stehen gut.
Bildungssenatorin Ksenija Bekeris: „Es ist unser gemeinsames Ziel, das Thema der Alphabetisierung und Grundbildung nicht nur auf wissenschaftlicher und praktischer Ebene voranzutreiben, sondern es auch im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Denn nur wenn dieses Thema in der breiten Öffentlichkeit präsent bleibt, können wir die notwendige Unterstützung und die erforderlichen Ressourcen mobilisieren, um echte Fortschritte zu erzielen.“
Uwe Grieger, Direktor der Hamburger Volkshochschule, ergänzt: „Außerdem möchten wir die Menschen im Kontext der Elternarbeit an Schulen und Kitas besser beraten und informieren können. Durch die Begegnung und Unterstützung vor Ort und Fortbildung für Multiplikatoren wollen wir den Zugang erleichtern.“
Die Hamburger Volkshochschule bietet seit mehr als 30 Jahren im gesamten Hamburger Stadtgebiet Kurse für gering literalisierte Menschen an. Erwachsene mit Deutsch als Muttersprache und gut Deutsch Sprechende lernen das Lesen und Schreiben in kleinen Gruppen, ein- bis zwei Mal wöchentlich.
Jährlich bietet die VHS in diesem Bereich rund 80 Kurse auf vier verschiedenen Niveaus mit mehr als 500 Teilnehmenden an. Dazu zählen rund 65 Lese- und Schreibkurse, Lerncafés, Rechen-, Grammatik- und Rechtschreibkurse sowie 15 Lese- und Schreibkurse im Teilbereich „Lernen mit Behinderungen“.
Die VHS bietet in Hamburg das Regelangebot für gering literalisierte Erwachsene an. Weitere Angebote von freien Trägern und Institutionen im Themenfeld Grundbildung sind zumeist drittmittelfinanziert und damit i. d. R. auch befristet. Durch die Förderung der Behörde für Schule und Berufsbildung sind die Lese- und Schreibkurse der VHS dauerhaft und für die Teilnehmenden entgeltbefreit.
Einblicke in die Forschungspraxis bietet ein Podcast:
„KI in der Grundbildung und Alphabetisierung“
www.ew.uni-hamburg.de/einrichtungen/ew3/erwachsenenbildung-und-lebenslanges-lernen/podcast/ki-grundbildung.html
Weltalphabetisierungstag – Wikipedia
Rückfragen der Medien
Behörde für Schule und Berufsbildung
Peter Albrecht | Pressesprecher
Telefon: 040 42863 2003
E-Mail: peter.albrecht@bsb.hamburg.de
Hamburger Volkshochschule
Dorothea Olbertz
E-Mail: d.olbertz@vhs-hamburg.de
Telefon: 040 60929 5111