Anlässlich des 30. Jahrestages der Deutschen Einheit im Oktober besichtigt Bürgermeister Tschentscher am Nachmittag die Deutsche Botschaft. Im Anschluss folgt ein Rundgang durch das Jüdische Viertel mit einem Besuch des Jüdischen Friedhofs und der Pinkas-Synagoge. Am Abend eröffnet Bürgermeister Tschentscher gemeinsam mit dem tschechischen Kulturminister Lubomír Zaorálek und dem Vorsitzenden der Föderation der jüdischen Gemeinden in der Tschechischen Republik, Dr. Tomáš Kraus, die Konzertreihe „musica non grata“ in der Prager Staatsoper. Er vertritt dabei Außenminister Heiko Maas, der aufgrund aktueller Entwicklungen nicht am Eröffnungskonzert teilnehmen kann.
Besichtigung der Deutschen Botschaft in Prag
Die Deutsche Botschaft in Prag spielte in der Geschichte der Wiedervereinigung eine besondere Rolle. Tausende Flüchtlinge aus der DDR hatten im Herbst 1989 auf dem Gelände der Botschaft Schutz gesucht. Am 30. September 1989 verkündete der damalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon der Botschaft eine Einigung mit der DDR-Führung und den Ost-Staaten. Bereits einen Tag später konnten DDR-Flüchtlinge indirekt über Prag in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen. Durch die Botschaft führt der stellvertretende Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Tschechischen Republik, Dr. Hans-Peter Hinrichsen.
Bürgermeister Tschentscher: „Die Rede von Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon der Deutschen Botschaft in Prag ist ein besonderer Moment der deutschen Geschichte. Die Ereignisse im Herbst 1989 führten zum Fall der Mauer und bereiteten den Weg für die Wiedervereinigung Deutschlands.“
Besuch des Jüdischen Viertels
Die jüdische Gemeinde in Prag ist eine der ältesten und bedeutendsten jüdischen Gemeinden Europas. Über Jahrhunderte war Prag ein Zentrum der jüdischen Kultur und Schmelztiegel verschiedener Glaubensrichtungen und Sprachen. Nach der Besetzung der Stadt durch die Nationalsozialisten 1939 wurden Juden systematisch verfolgt und ermordet. Von Prag wurden sie in Vernichtungslager deportiert, insbesondere in die KZ Theresienstadt und Auschwitz. Gemeinsam mit Dr. Tomáš Kraus, dem Vorsitzenden der Föderation der jüdischen Gemeinden in der Tschechischen Republik, besucht Bürgermeister Tschentscher unter anderem den Jüdischen Friedhof sowie die Pinkas-Synagoge, an deren Wänden die Namen von nahezu 78.000 getöteten Menschen stehen.
Bürgermeister Tschentscher: „Der Nationalsozialismus und die grausamen Verbrechen des NS-Regimes sind Teil unseres historischen Erbes. Sie sind eine Mahnung, jeden Tag gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus einzustehen und unserer Verantwortung für Menschenrechte, Demokratie und Toleranz gerecht zu werden.“
Eröffnung des Programms „musica non grata“
In Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt werden im Rahmen von „musica non grata“ Werke von Komponistinnen und Komponisten aufgeführt, die eine besondere Beziehung zu Prag hatten und während des Nationalsozialismus verfolgt oder getötet wurden. Das mehrjährige Programm wird gefördert vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland. Spielstätten sind unter anderem das Prager Nationaltheater, die Prager Staatoper sowie das Ständetheater. In Vertretung von Bundesminister Maas hält Bürgermeister Tschentscher am Abend die Eröffnungsrede, gemeinsam mit dem tschechischen Kulturminister Lubomír Zaorálek.
Bürgermeister Tschentscher: „Die Ehrung der Komponisten, die von den Nazis verfolgt und getötet wurden, ist ein wichtiger Teil unserer Erinnerungskultur und der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. Das Programm ‚musica non grata‘ bringt ihre Musik und ihr künstlerisches Werk zurück auf die Bühne und in unser Bewusstsein. Sie würdigt unser gemeinsames kulturelles Erbe in Europa und ist Ausdruck der Partnerschaft zwischen der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland.“
Die vollständige Rede von Bürgermeister Tschentscher ist online verfügbar: t.hh.de/14247564
30-jähriges Jubiläum der Städtepartnerschaft Hamburg - Prag
Seit 30 Jahren sind Hamburg und Prag über eine Städtepartnerschaft verbunden. Sie wurde am 19. April 1990 von Hamburgs Erstem Bürgermeister Dr. Henning Voscherau und Prags Primator Jaroslav Korán in Hamburg geschlossen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs knüpften beide Städte an ihre historischen Beziehungen an und setzten sich aktiv dafür ein, die Teilung zwischen Ost- und Westeuropa zu überwinden. Heute bestehen vielfältige Kooperationen zwischen Hamburg und Prag, in Wirtschaft, Forschung und Wissenschaft, in der Bildung und der Kultur. Die Veranstaltungen zum 30-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft wurden aufgrund der Corona-Pandemie teilweise auf das Jahr 2021 verschoben. Weitere Informationen: https://www.hamburg.de/prag/
Bürgermeister Tschentscher: „Hamburg ist stolz auf die Freundschaft mit der Partnerstadt Prag. Unsere Städte sind in den vergangenen 30 Jahren enger zusammengewachsen und arbeiten heute in vielen Bereichen zusammen. Es gibt zahlreiche Kooperationen zwischen unseren Schulen und Hochschulen, Theatern und Musikbühnen. Unser Hafen ist mit einer eigenen Repräsentanz in Prag vertreten, und mehr als die Hälfte des tschechischen Containerverkehrs wird über Hamburg abgewickelt. Hamburg und Prag stehen vor ähnlichen Zukunftsherausforderungen im Klimaschutz und bei der Digitalisierung, die wir gemeinsam besser bewältigen können.“
Pressefotos
Bilder des Besuchs in der Deutschen Botschaft sowie vom Rundgang durch das Jüdische Viertel sind ab ca. 17 Uhr im Presseportal online verfügbar und frei zur redaktionellen Berichterstattung. Bilder der Eröffnungsrede in der Prager Staatsoper werden im Laufe des Montagvormittags online gestellt: https://www.skyfish.com/p/fhh/1786035
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