Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher: „Wir trauern um eine außergewöhnliche Bürgerin unserer Stadt. Als Kind jüdischer Eltern musste Peggy Parnass vor den Nationalsozialisten aus Hamburg fliehen. Ihre Eltern und zahlreiche Verwandte wurden ermordet. Trotzdem kam sie als junge Frau nach Deutschland und in ihre Heimatstadt zurück. Sie widmete ihr Leben dem Kampf gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung und trat bis ins hohe Alter für Toleranz und Vielfalt ein. Als Reporterin und Autorin trug sie zur konsequenten Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen bei und prägte das moralische Rechtsempfinden der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Der Senat hat sie 1998 für ihre publizistischen und kulturellen Leistungen um Hamburg mit der Senator-Biermann-Ratjen-Medaille und 2020 für ihre Verdienste um die schulische Aufklärungsarbeit über den Holocaust und die Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mit der Ehrendenkmünze in Gold ausgezeichnet. Darüber hinaus hat sie sich besonders für ihren Stadtteil St. Georg eingesetzt. Im Namen des Senats und auch persönlich spreche ich ihrer Familie und dem großen Kreis ihrer persönlichen Wegbegleiter und engen Freundinnen und Freunde mein herzliches Beileid aus. Ihr unermüdlicher Einsatz für Demokratie, Toleranz und Mitmenschlichkeit sollte uns auch in Zukunft ein Vorbild sein.“
Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank: „Schauspielerin, Gerichtsreporterin, Shoa-Überlebende, Ikone der queeren Szene, neugierige, warmherzige und meinungsstarke Persönlichkeit, die sich stets für die Belange von Minderheiten einsetzte: Peggy Parnass war eine beeindruckende Frau und eine wichtige Stimme Hamburgs. Sie sprach und schrieb über das Unaussprechliche, mahnte kämpferisch, klagte Missstände an und wurde so zum Vorbild für viele. Jede Begegnung mit dieser mutigen Person war ein Gewinn, man konnte so viel von ihr lernen, als Stadtgesellschaft, aber auch ganz persönlich. Ob beim CSD, wichtigen Gedenkveranstaltungen oder zur Feier des jüdischen Lebens in unserer Stadt – es fällt mir schwer, mir die Zukunft ohne Peggy vorzustellen. Sie hinterlässt eine große Lücke und wird mir und uns allen in dieser Stadt sehr fehlen. Möge dein Andenken uns Leitbild für die Zukunft sein, liebe Peggy!“
Kultursenator Dr. Carsten Brosda: „Ein bewegtes Leben ist zu Ende gegangen. Peggy Parnass hat als Jüdin das Grauen des Nationalsozialismus erlebt, ihre Eltern wurden in Treblinka ermordet, sie selbst überlebte nach einem Kindertransport nach Schweden den Holocaust – Erfahrungen, die ihr Leben bis zum Schluss prägten. Als Publizistin, Schauspielerin und Aktivistin scheute sich Peggy Parnass in der Bundesrepublik nicht, mutig auch die Wahrheiten auszusprechen, die nicht gern gehört wurden. Als Gerichtsreporterin drängte sie auf die Aufarbeitung der NS-Verbrechen und wurde zur moralischen und antifaschistischen Instanz. Stets ein Freigeist und ohne Angst, anzuecken, setzte sie sich für eine offene und vielfältige Gesellschaft ein. Peggy Parnass hat viel und viele bewegt. Ihre Heimatstadt Hamburg kann froh sein, sie in ihrer Mitte gehabt zu haben. Wir alle verdanken ihr viel. Vor allem aber verlieren wir alle einen so freundlichen, so warmherzigen und so besonderen Menschen, wie man sie nur ganz selten trifft. Ganz gleich ob in der ersten Reihe eines Theaters, mit breitem Lächeln am Rande eines Empfangs oder irgendwo in der Ecke eines Raums im intensiven Gespräch – ich werde sie unendlich vermissen. Liebe Peggy, mögest Du auch künftig keine Grenzen akzeptieren.“
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