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Empirische Untersuchungen

Senat legt Sozialbericht vor

28. Januar 2014 Pressemitteilung
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Der Senat hat heute den Sozialbericht der Freien und Hansestadt Hamburg vorgelegt. Er gibt Aufschluss über die sozialen Lebenslagen in Hamburg und zeigt, dass Bildung und berufliche Qualifikation die Schlüssel zur Vermeidung von Armut sind.

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Titelseite des Sozialberichtes Hamburg
FHH

 Der Bericht wurde unter Federführung der Sozialbehörde und Beteiligung von drei Instituten erstellt:

• Der Berichtsteil Familien und Senioren wurde durch das ISG – Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik, Köln erstellt.

• Die Untersuchung der Lebenslagen von Familien und älteren Erwerbspersonen im SGB II wurde auf Basis von Längsschnittuntersuchungen (Verläufe des Leistungsbezugs) durch das IAB – Institut für Arbeitsmarkt- u. Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg durchgeführt.

• Die Untersuchung zu Senioreninnen u. Senioren im Leistungsbezug von Grundsicherung im Alter und Hilfen zur Pflege wurde von INIFES – Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie, Stadtbergen (bei Augsburg) erarbeitet.

Ergänzt wird der Bericht durch einen Beitrag der Arbeitsgemeinschaft für freie Wohlfahrtspflege (AGFW), der auf Erfahrungen und Analysen aus der sozialen Arbeit der AGFW beruht.

Wesentliche Befunde aus dem Bericht sind:

• Der überwiegende Teil der Hamburger Bevölkerung kann an Bildung und Arbeit teilhaben und ist ökonomisch abgesichert. Dies betrifft sowohl die untersuchte Gesamtbevölkerung als auch die besonders in den Blick genommenen Familien und die Älterengeneration. 83 % der Eltern in Hamburg verfügen über mittlere bis gehobene Einkommen. Auch das mittlere Einkommen von Familien erhöhte sich nach einer Berechnung auf Basis des Mikrozensus zufolge bei Paaren mit Kindern von 2.770 Euro im Jahr 2000 auf 4.110 Euro im Jahr 2010 (+48 Prozent); bei Alleinerziehenden stieg das durchschnittliche Einkommen von 1.590 Euro auf 2.140 Euro (+35 Prozent). Ca. 94 % der Seniorinnen und Senioren in Hamburg können ihren Lebensunterhalt aus eigenen finanziellen Mitteln bestreiten. Die Armutsrisikoquote in Hamburg sank im Untersuchungszeitraum von 14 Prozent (2000) auf 13 Prozent (2010).

• Dennoch gibt es soziale Notlagen und armutsgefährdete Gruppen, die sich an bestimmten Lebenslagen festmachen. Dazu zählen

- Personen mit mangelnder beruflicher Qualifikation,

- Alleinerziehende sowie insbesondere

- kinderreiche, oft migrantische Familien mit mangelnder beruflicher Qualifikation der Eltern.

• Als wichtigster Faktor im Hinblick auf Erwerbsbeteiligung und damit letztendlich zur Erzielung mittlerer bis hoher Einkommen erweisen sich Bildung und Qualifikation.

- Armutsgefährdete Personen wiesen in Hamburg 2010 zu ca. 45 % keinen Berufsabschluss auf. Demgegenüber waren nur rund 7 % der als reich einzustufenden Menschen ohne Berufsqualifikation.

- SGB II-Empfänger mit betrieblicher oder schulischer Berufsausbildung haben eine um 30 % höhere Chance sich aus dem Leistungsbezug zu lösen als Leistungsempfänger ohne einen solchen Abschluss. Leistungsbezieher mit (Fach-) Hochschulabschluss haben eine um 62 % höhere Ausstiegschance.

- Die Armutsgefährdungsquote von Hochschulabsolventen beträgt nur ca. 5 % gegenüber ca. 13 % der Gesamtbevölkerung. Über 60 % der Hochschulabsolventen gelten als „einkommensreich“.

• Schwierige Lebenslagen zeichnen sich häufig dadurch aus, dass diese nur langsam überwunden werden:

- Ca. ein Drittel (32.000 von 97.000) der Leistungsempfänger im SGB II war von Januar 2005 bis Dezember 2011 durchgängig im Leistungsbezug.

- Die Hälfte der Bedarfsgemeinschaften kann erst zwölf Monate nach Beginn des SGB II-Leistungsbezugs diesen wieder verlassen.

- Mehr als die Hälfte der Fälle in der Grundsicherung im Alter weisen zum Eintritt in diesen Leistungsbezug bereits einen vorhergegangenen Bezug ähnlicher Hilfen wie SGB II-Bezug auf. Die Hilfebedürftigkeit wird also häufig bereits aus der Lebensphase davor mitgebracht.

- Einen starken Einfluss auf die Chancen, den Hilfebezug wieder verlassen zu können haben Bildung und Qualifikation. Bei mittlerem Bildungsniveau liegen die Ausstiegschancen 30 % höher als wenn kein Schulabschluss vorliegt. Bei hohem Bildungsniveau liegen die Ausstiegschancen 62 % höher.

In einer ersten Bewertung erklärte Senator Detlef Scheele: „Fehlende Bildung oder eine nicht vorhandene berufliche Qualifikation sind ausschlaggebend für die Armutsgefährdung. Eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt durch eine höhere Qualifikation ist daher der Schlüssel zur Vermeidung von Armut.“

Auch im Hinblick auf eine drohende Altersarmut sei diese Erkenntnis wichtig, da nur durch Arbeit ausreichende Einkommen und Rentenansprüche erworben werden können. So zeigte sich, dass 57 Prozent derjenigen, die im Jahr 2011 Grundsicherung im Alter erhielten, vorher Hilfen zum Lebensunterhalt oder Leistungen nach dem SGB II erhielten. „Hamburg ist nicht die Hauptstadt der Altersarmut“, sagte Senator Scheele. „Die Armutsgefährdungsquote der jeweiligen Hamburger Seniorengeneration ist von 9 Prozent im Jahr 2000 auf 8 Prozent im Jahr 2010 gesunken und liegt unter dem Bundesdurchschnitt.“

Wichtig sei es, frühzeitig die Weichen zu stellen. Für Kinder und Jugendliche gilt daher in besonderem Maße: „Wer Armut bekämpfen will, muss den Zugang zu Bildung und Ausbildung erleichtern. Mit dem flächendeckenden Ausbau der Ganztagsbetreuung und der frühkindlichen Bildung, mit der Einführung der Jugendberufsagentur, die dafür sorgt, dass kein Schulabgänger verloren geht, und mit der Abschaffung der Studiengebühren haben wir den Zugang zu Bildung und qualifizierter Berufsausbildung bereits deutlich verbessert“, so Senator Scheele. Der Sozialbericht bildet die Grundlage für einen Diskussionsprozess mit Sozial- und Wohlfahrtsverbänden, zu dem die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration einlädt.

Der Bericht kann auf der Internetseite der Sozialbehörde als PDF heruntergeladen werden. Sozialbericht