Laut Bundeskriminalstatistik waren im Jahr 2015 rund 127.400 Menschen von Partnerschaftsgewalt betroffen. 82 Prozent davon waren Frauen. Erfasst werden angezeigte Straftaten wie Mord / Totschlag, Körperverletzung, Missbrauch, sexuelle Nötigung, Bedrohung und Stalking. Gewalt in Partnerschaften gibt es in der gesamten Gesellschaft. Das Problem ist bekannt, wird aber nach wie vor in der Gesellschaft als Tabu behandelt. Die diesjährige Opferschutzkampagne geht deshalb einen neuen Weg.
Senatorin Melanie Leonhard: „Die Kampagne aus/weg stellt Frauen in den Mittelpunkt, die einen Weg aus der Gewalt gefunden haben. Sie ist eine Mut-Mach-Kampagne, denn es gibt einen Ausweg aus Partnerschaftsgewalt. Gleichwohl fällt es betroffenen Frauen schwer, ihn zu gehen – das bestätigen Betroffene immer wieder. Wir wollen Frauen ermutigen, den Ausweg zu nehmen und ein gewaltfreies Leben zu führen.“
Drei mutige Frauen zeigen sich in der Öffentlichkeit und sagen, warum und wie sie den Ausweg genommen haben. Sie ermutigen andere Betroffene auf Plakaten in Stadtinformationsanlagen, Infoscreens in U- und S-Bahnhöfen sowie in sozialen Netzwerken.
Annette: „Ich bin gegangen, weil ich meine Würde zurück wollte.“
Felicitas: „Ich bin gegangen, weil ich wieder ich selbst sein wollte.“
Martina: „Ich bin gegangen, weil ich wieder Freude spüren wollte.“
„Viele Betroffene empfinden Scham und Schuld, wenn sie sich aus gewalttätigen Partnerschaften lösen“, sagt Senatorin Melanie Leonhard. „Wir müssen uns dem als Gesellschaft stellen und Frauen Mut machen, Hilfen anzunehmen.“
Beim Senatsempfang aus Anlass des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am kommenden Donnerstag, 23. November 2017, 15.00 Uhr, Rathaus – Kaisersaal, wird sich deshalb ein Townhall-Meeting mit der Tabuisierung von Partnerschaftsgewalt in der Gesellschaft beschäftigen. Erwartet werden rund 130 haupt- und ehrenamtlich Engagierte der Beratungsszene – und zwei der drei mutigen Frauen der aus/weg-Kampagne.
Die aus/weg-Kampagne wurde von der Hamburger Agentur polycore konzipiert und basiert auf einem Workshop unter anderem mit Mitarbeiterinnen des Hamburger Beratungsnetzwerkes. Teil der Kampagne war in der ersten Phase so genanntes Adbusting. Zum ersten Mal in Deutschland hat eine Regierungsbehörde diese Art der Aufmerksamkeit gewählt und das bekannte Werbemotiv der Online-Partnervermittlung von Parship gekapert. Das Unternehmen wurde zuvor über das Adbusting informiert.
Tim Schiffers, CEO PARSHIP ELITE Group: „Parship unterstützt die aus/weg-Kampagne der Stadt Hamburg anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen – ein hochrelevantes Thema, das nicht genug Aufmerksamkeit bekommt. Als uns die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) fragte, ob sie unser bekanntes Werbemotiv mit unserem Claim für die erste Phase der Kampagne nutzen könnte, haben wir nach kurzer Überlegung zugestimmt. Denn Gewalt in Beziehungen ist ein Problem, das adressiert werden muss. Jeder Einzelfall ist einer zu viel. Wir stehen deshalb aus vollster Überzeugung hinter der aus/weg-Kampagne.“
Hintergrundinformationen
Das Bundeshilfetelefon 08000 116 016 wurde 2016 insgesamt rund 81.800 Mal kontaktiert; in 34.400 Fällen fand eine Beratung statt. In 3.200 Fällen war eine Krisenintervention erforderlich.
1.641 Frauen haben im Jahr 2016 Zuflucht in den Hamburger Frauenhäusern gefunden.
Medienservice
Unter https://wsi.li/RC9PC2XBhxd1/ können die Statements der drei mutigen Frauen heruntergeladen werden. Wir bitten um Angabe der Quelle (www.aus-weg.de) sowie um Einbindung der Nummer des Hilfetelefons (08000 116 016).