Am 30. August 2019 machten wir uns als fünfköpfige Jugenddelegation von Hamburg auf den Weg nach Danzig, um an der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges teilzunehmen. Die Danziger Stadtpräsidentin Aleksandra Dulkiewic hatte neben einer offiziellen Delegation auch junge Leute aus den Partner- und Freundesstädten der Stadt eingeladen.
Am Freitagnachmittag stand für uns zunächst ein Gespräch mit Danziger Stadtverordneten an, die von ihrer politischen Arbeit berichteten. Am nächsten Morgen war neben einem Stadtrundgang der Besuch des Europäischen Zentrums der Solidarität geplant. Dort bekamen wir eine Führung durch die Ausstellung über die Entstehung der Solidarność-Bewegung 1980 auf der Danziger Werft.
Anschließend diskutierten wir mit den anderen Jugendlichen über Europa und die Welt im Jahr 2039 und beschäftigten uns hierbei mit den Themen Bildung, Klimawandel und internationale Beziehungen. Abschließend gab es ein Konzert mit zeitgenössischer polnischer Musik, um dem 39. Jahrestag der Solidarność-Bewegung zu gedenken. Am Sonntag ging es bereits um drei Uhr morgens zur Westerplatte, wo am 1. September 1939 das deutsche Schiff „Schleswig-Holstein“ um kurz vor fünf Uhr ein polnisches Munitionsdepot beschoss und so den Beginn des Zweiten Weltkriegs einleitete.
Mit einer Gedenkzeremonie sollte dem 80. Jahrestag sowie seinen Opfern gedacht werden und mit Reden von polnischen und europäischen Vertretern der Blick von der Vergangenheit auf die Zukunft gewendet werden. Anschließend gab es mittags noch eine Diskussionsveranstaltung mit Vertretern einiger europäischer Städte, die die Wichtigkeit der Zusammenarbeit untereinander betonten.
Ähnlich wie einige andere große Städte in Polen wird Danzig von Vertretern der Opposition regiert, während landesweit die Partei „Recht und Gerechtigkeit“ die Regierungsgeschäfte führt. Danzig gilt als eine sehr liberale und weltoffene Stadt, die ihre politischen Ansichten gegen die Regierungspartei vertritt und auch in Konflikt mit ihr gerät. So wurden die offiziellen Feierlichkeiten der Regierung entgegen der langen Tradition in diesem Jahr in Warschau und Wielun abgehalten und nicht wie sonst in Danzig.
Die Stadt Danzig und die Regierung stritten sich über eine neue Version des Helden-Appells sowie ein geplantes Museum auf der Westerplatte. Doch für Danzig und seine Vertreter standen das Gedenken und unser Besuch ganz im Sinne der Völkerverständigung, eines gemeinsamen Erinnerns sowie einer gemeinsamen europäischen Zukunft.
Die Reise war für uns fünf der erste Besuch in Polen und ermöglichte uns Einblick in die polnische Gesellschaft und Mentalität zu bekommen. Gemeinsam mit vielen anderen jungen Menschen aus der ganzen Welt haben wir der Vergangenheit gedacht und über die wichtigen Themen der Zukunft diskutiert. Wir haben viele neue Menschen kennengelernt, die einander sehr herzlich aufgenommen und uns ein unvergessliches Wochenende ermöglicht haben.
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Ulrike Truberg