Das Thema konnte aktueller nicht sein: Kultursensible Gesundheitsförderung in Lebenswelten. Rund 220 Interessierte nahmen teil.
In ihrer Eröffnungsansprache machte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks in Anbetracht der Flüchtlingslage deutlich, dass Kultursensibilität kein Nischenthema sei. Im Präventionsgesetz sieht Prüfer-Storcks die Chance zum Abbau von sozial bedingten Ungleichheiten. Die Beteiligung aller Sozialversicherungsträger zwinge zu mehr Zusammenarbeit. Verbindliche Ziele sollten auf Landesebene verabschiedet und koordinierte Verfahren vereinbart werden.
Dabei wolle man Bewährtes fortführen, die Landesgesundheitsstrategie „Pakt für Prävention – Gemeinsam für ein gesundes Hamburg“ biete eine gute Grundlage dafür. Vorab sollte das bisherige Handeln kritisch betrachtet und gegebenenfalls verbessert werden. Der Abstimmungsprozess mit der Gesetzlichen Krankenversicherung sei initiiert, „wir sind auf einem sehr guten Weg“, so Prüfer-Storcks.
Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen, führte in seinem Leitvortrag zum Thema Kultursensible Gesundheitsförderung: Ressourcen und Resilienz von Zuwanderern unter anderem aus, dass eine interkulturelle Öffnung der Gesundheitsversorgung erforderlich und wünschenswert ist.
So sollte Interkulturalität sowohl bei der Erstausbildung von Ärztinnen und Ärzten als auch in der Fachkräfte-Weiterbildung berücksichtigt werden. Zentral ist auch die Anwerbung von Personen mit Zuwanderungsgeschichte in der Gesundheitsversorgung. Besonders sollte jedoch die Migrantenselbstorganisationen (MSO) einbezogen und gefördert werden.
Sie erreichen Minderheiten eher und kennen deren Bedürfnisse besser als Institutionen der Mehrheitsgesellschaft. Die MSO können mit ihrer „Binnenintegration“ langfristig auch die rechtliche und soziale Integration fördern.
In fünf parallelen Foren wurde das Thema bezogen auf die Settings Kita, Schule, Stadtteil sowie in den Bereichen Interkulturelle Pflege, kultursensible Selbsthilfe und Gesundheit von Flüchtlingen vertieft. In der anschließenden Plenumsdiskussion mit dem Titel „Kultursensible Gesundheitsförderung: Hamburg ist bunt – sind wir es auch?“ trugen die Teilnehmenden die Ergebnisse der Arbeitsphasen aus den Foren unter vier Gesichtspunkten zusammen
- Kompetenz (zum Beispiel Mehrsprachigkeit, Perspektivvielfalt, Sensibilität auf Führungsebene, Qualitätsentwicklung, Interdisziplinarität)
- Haltung (unter anderem Respekt, Diversity zulassen, Differenzierung, Diskriminierung abbauen, Selbstreflexion, bunter denken)
- Ressourcen / Rahmenbedingungen (etwa ausreichend Dolmetscherinnen und Dolmetscher, Netzwerkarbeit, geeignete Räume, differenziertes Kursangebot, Begegnung statt Fortbildung, ausreichende Finanzierung)
- Beteiligung (Zugangsbarrieren abbauen, über sportliche Aktivitäten, Menschen müssen gefragt werden, über aktives Zugehen, nur ohne Diskriminierung möglich).
Ein Kurzfilm aus den Foren wird in Kürze veröffentlicht.
In der Pause wurde ein Film zum Thema Gesundheit in den Stadtteilen von Wilhelmsburg und Veddel gezeigt. Die Antworten der befragten Bürgerinnen und Bürger:
Der diesjährige Kongress schloss mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Quo vadis? Die Rolle des Paktes für Prävention im Präventionsgesetz“. Vertreterinnen und Vertreter der gesetzlichen Krankenversicherung, der Unfall- und der Rentenversicherung sowie aus Gesundheits- und Sozialbehörde, dem Öffentlichen Gesundheitsdienst und der HAG diskutierten über die zukünftige Ausgestaltung und Umsetzung der von Gesundheitsförderung und Prävention in Hamburg.
Alle Präsentationen des Hauptvortrages und der Impulse in den Foren finden Sie auf den Seiten der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V.
PAKTplatz für Prävention
In den Pausen boten sich vielfältige Gelegenheiten zum Austausch und zur Vernetzung zum Thema „Kultursensible Gesundheitsförderung“.
Folgende Akteure waren dort vertreten:
- ABeSa - Ambulante Hilfen GmbH
- AGNA e.V. - African German Network Association
- Apothekerkammer Hamburg
- ArbeitsschutzPartnerschaft Hamburg
- (BGV – Amt für Arbeitsschutz, Handwerkskammer)
- Bezirksamt Altona – Kommunales Gesundheitsförderungsmanagement / AG Interkulturelle Gesundheitsförderung
- Gemeinschaftsstand der Gesetzlichen Krankenkassen (AOK Rheinland/Hamburg, BARMER GEK, DAK, Techniker Krankenkasse, Knappschaft)
- Hamburger Sportbund e.V. (HSB)
- Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAG)
- Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)
- Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen in Hamburg – KISS Hamburg
- KURVE „Kultursensible Versorgungsbedürfnisse identifizieren und Chancen nutzen“, HAW Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
- LSB – Landesseniorenbeirat (Pflegeberatung) / Bezirks-Seniorenbeirat Altona
- LüüD – Personalberatung für Handwerk und Mittelstand in Hamburg
- MIA e.V. – Migranten in Aktion Hamburg
- MiMi – Mit Migranten für Migranten
- Pakt für Prävention „Gemeinsam für ein gesundes Hamburg!“
- Q 8 – Quartiere bewegen
- Stadtteilmütter Altona, Lohbrügge / Elbmütter / Inselmütter Wilhelmsburg-Veddel / Nachbarschaftsmütter Hohenhorst, Neuwiedenthal
- Unfallkasse Nord
- VTF – Verband für Turnen und Freizeit e.V.
Mehr Informationen
- Kongressdokumentation der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V.