
HPV verstehen – Krebsrisiko senken!
HPV (Humane Papillomviren) sind Viren, die Krebs und Genitalwarzen verursachen können. Etwa 80 Prozent aller Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens unbemerkt mindestens einmal mit HPV an. Zehn Prozent dieser Frauen und Männer entwickeln ansteckende und unangenehme Genitalwarzen, andere entwickeln im späteren Leben Krebs oder Krebsvorstufen. Eine Impfung gegen HPV schützt in hohem Maße: Sie kann das Risiko für Krebs und Genitalwarzen um bis zu 90 Prozent senken! Der beste Zeitpunkt für die HPV-Impfung ist ab dem 9. Geburtstag.
FAQ: Information für Jugendliche und Eltern
Was genau sind Humane Papillomviren (HPV)?
Es gibt mehr als 200 verschiedene Typen von Humanen Papillomviren. Diese werden in Hochrisiko- und Niedrigrisiko-Typen unterteilt. Die Niedrigrisiko-Typen führen zu Genitalwarzen (Feigwarzen) an Vulva, Penis und After, sind anstecken und unangenehm. Mindestens 14 der Hochrisiko- HPV-Typen können viele Jahre nach einer Infektion Krebs verursachen, zum Beispiel an:
- Gebärmutterhals
- Penis
- Vulva
- Vagina
- After
- Rachen
- Kehlkopf
Wie wird HPV übertragen?
HPV wird bei engem Kontakt übertragen. Hauptübertragungswege sind Vaginal- und Analverkehr. Über Oralverkehr kann eine Übertragung in den Mund- Rachen-Raum stattfinden. In seltenen Fällen kann HPV auch durch Schmierinfektion übertragen werden. Durch die Verwendung von Kondomen kann eine Übertragung nicht sicher verhindert werden. In seltenen Fällen kann auch im Rahmen der Geburt eine Ansteckung von der Mutter auf das Kind erfolgen.
Warum ist die Impfung so wichtig?
Die Viren sind weltweit verbreitet und mindestens 80 Prozent aller Menschen - männlich und weiblich – infizieren sich im Laufe des Lebens. Dabei erfolgt die Infektion unbemerkt. Vor allem die Hochrisiko-Viren HPV 16 und 18 sind bei Frauen und Männern maßgeblich an der Entstehung von Krebs beteiligt. So werden etwa 70 Prozent der Krebserkrankungen am Gebärmutterhals durch HPV 16 und 18 ausgelöst. HPV 16 wird auch mit der Entstehung von Krebs am Anus, in der Vagina, an der Vulva, am Penis oder im Mund-Rachen-Raum in Verbindung gebracht. Die Niedrigrisiko-Viren HPV 6 und 11 sind Hauptauslöser von ansteckenden Feigwarzen an Genital und Anus, die durch Operation oder Medikamente entfernt werden müssen.
Die HPV-Impfung ist sicher und bietet einen breiten und wirksamen Schutz gegen Viren, die für die häufigsten durch HPV ausgelösten Erkrankungen verantwortlich sind. Das Risiko für Gebärmutterhalskrebs sowie Genitalwarzen wird um 90 Prozent gesenkt. Zusätzlich wird das Risiko für Krebserkrankungen im Mund-Rachen-Raum, an Anus, Penis, Vagina und Vulva deutlich reduziert.
Vorstufen des Gebärmutterhalskrebs (sogenannte zervikale Neoplasien) müssen mittels Konisation (kegelförmiges Ausschneiden des Gebärmutterhalses) entfernt werden. In Deutschland finden jährlich ca. 56.000 solcher Entfernungen HPV-bedingter Veränderungen des Gebärmutterhalses statt. Studien zeigen, dass Frauen nach einer Konisation unter anderem ein höheres Risiko für Frühgeburten haben können.
Schützt die Impfung nur Mädchen vor Krebs?
Nein, die Impfung ist in Deutschland für Mädchen seit 2008 empfohlen und wurde damals als Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs vermarktet. Richtig ist, dass mit einer HPV-Impfung das Risiko an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken um 90% sinkt. Die Impfung schützt jedoch ebenfalls vor Krebserkrankungen an Penis, Vulva, Vagina und im Mund-Rachen-Raum sowie vor Genitalwarzen. Die Impfung ist deswegen seit 2018 auch für Jungen empfohlen.
In welchem Alter wird die Impfung empfohlen und wie viele Impfungen sind notwendig?
Der beste Zeitpunkt für die HPV-Impfung ist zwischen 9 und 14 Jahren. Die Impfung schützt am besten, wenn sie vor dem ersten Sexualkontakt erfolgt, da viele Ansteckungen bereits dann stattfinden. Jungen und Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren erhalten zwei Impfungen im Abstand von mindestens 5 Monaten. Ab dem Alter von 15 Jahren sind drei Impfungen empfohlen: zwei und sechs Monate nach der ersten Impfung.
Auch für Erwachsene in höherem Lebensalter und mit wechselnden Sexualpartnern kann die Impfung sinnvoll sein, da die Impfung Schutz vor verschiedenen HPV-Typen bietet. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
Welche Nebenwirkungen der Impfung gibt es?
Seit Zulassung der Impfung wurden weltweit mehr als 300 Millionen Impfdosen verimpft. Bisher wurden keine schweren Nebenwirkungen (Nebenwirkungen, die die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen) beobachtet.
Lokale Impfreaktionen wie Schwellung, Rötung oder Schmerzen an der Einstichstelle am Oberarm treten wie auch bei anderen Impfungen auf.
Was kostet die Impfung?
Die Impfung ist für gesetzlich Versicherte bis 18 Jahre kostenfrei. Viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten auch noch in höherem Alter, bitte informieren Sie sich direkt bei Ihrer Krankenkasse. Auch private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten für die HPV-Impfung, genaue Details erfahren Sie direkt bei Ihrer jeweiligen Versicherung.
FAQ: Informationen für medizinisches Personal
Welche Impfstoffe gibt es?
In Deutschland sind zur Zeit zwei HPV-Impfstoffe erhältlich: Der zweivalente Impfstoff Cervarix® sowie der neunvalente Impfstoff Gardasil®9.
Cervarix® (Typ 16, 18) schützt direkt gegen etwa 70 % der von Hochrisiko-Typen verursachten Gebärmutterhalskarzinome, darüber hinaus ist auch eine gewisse Kreuzprotektion gegen die nicht im diesem Impfstoff enthaltenen Typen 31, 33 und 45 beschrieben.
Gardasil®9 (Typ 16, 18, 31, 33, 45, 52, 58) schützt direkt gegen etwa 90 % der von Hochrisiko-Typen verursachten Gebärmutterhalskarzinome. Zusätzlich besteht durch diesen Impfstoff ein sehr wirkungsvoller Schutz auch gegen Genitalwarzen (Condylomata acuminata), die zu 90% von den HPV-Typen 6 und 11 verursacht werden.
Genitalwarzen treten in der Bevölkerung sehr häufig auf, mit der höchsten Krankheitslast bei 20- bis 30-Jährigen (siehe auch: Wie häufig ist eine HPV-Infektion?). Bei 70% der Genitalwarzen ist eine oft länger andauernde ärztliche Therapie erforderlich.
Wann ist der optimale Zeitpunkt für eine Impfung?
Kommt es zu einer persistierenden Infektion mit einem im Impfstoff enthaltenen HPV-Typ, kann ein Schutz gegen diesen durch die Impfung nicht mehr erreicht werden. Daher sollte die HPV-Impfung idealerweise vor Aufnahme erster sexueller Kontakte durchgeführt werden. Mit sexuellen Kontakten ist aber nicht nur Geschlechtsverkehr gemeint, sondern z.B. auch Petting. Während in einer Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Jahr 2019 4% bzw. 3% der Mädchen und Jungen in Deutschland im Alter von 14 Jahren angaben, Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, lag der Anteil der 14-15-jährigen Mädchen und Jungen mit Erfahrungen im Genitalpetting bereits bei ca. 20%. Auch nach dem ersten Sex können und sollten ungeimpfte Mädchen oder Jungen noch gegen HPV geimpft werden. Selbst wenn es dann schon zu einer persistierenden HPV-Infektion gekommen sein sollte, kann die Impfung trotzdem noch einen Schutz vor den anderen im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen bieten. Je früher die Impfung nachgeholt wird, desto besser.
Der Vorteil einer frühen HPV-Impfung spiegelt sich auch in Ergebnissen einer großen britischen Studie wider: Die Reduktion von Gebärmutterhalskrebs betrug bei vollständiger HPV-Impfung im Alter von 12-13 Jahren 87 %, während sie bei Impfung im Alter von 16-18 Jahren nur noch bei 34 % liegt
Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass jüngere Mädchen höhere Antikörperspiegel nach der HPV-Impfung aufbauen als ältere Mädchen. Gleichzeitig zeigen sich die Antikörperspiegel nach HPV-Impfung auch nach mittlerweile mehr als 10 Jahren generell bei den nach den Zulassungsstudien weiter beobachteten Studienteilnehmenden gleichbleibend stabil ohne Hinweise auf ein Waning, so dass zur Zeit von den Experten von einem langandauernden Schutz durch die HPV-Impfung ausgegangen wird.
Die STIKO empfiehlt daher die HPV-Impfung ab dem Alter von 9 Jahren, optimalerweise vor der Aufnahme von sexuellen Kontakten. Ist die Impfung nicht bis zum Alter von 14 Jahren erfolgt, empfiehlt die STIKO, diese noch bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen.
Ist eine Auffrischungsimpfung notwendig?
Derzeit kann noch keine abschließende Aussage über die Notwendigkeit einer Auffrischimpfung getroffen werden. In den bisher durchgeführten Studien bei Mädchen bzw. Frauen zeigen sich bis 12 Jahre nach Impfung keine Hinweise auf eine Abnahme des HPV-Impfschutzes gegen die Typen 16 und 18 über die Zeit.
Ist auch nach der HPV-Impfung eine spätere Teilnahme am Gebärmutterhalskrebs-Screening notwendig?
Auch nach erfolgter HPV-Impfung sollten die geimpften Mädchen später unbedingt regelmäßig am empfohlenen Gebärmutterhals-Screening teilnehmen. Das Gebärmutterhals-Screening ermöglicht das frühzeitige Erkennen von Dysplasien, die durch die wenigen restlichen, nicht von den Impfstoffen abgedeckte HPV-Typen verursacht werden können: Der bivalente Impfstoff deckt mit seinem direkten Schutz gegen die Typen 16 und 18 etwa 70% aller Hochrisiko-HPV-Infektionen verantwortlich für Gebärmutterhalskarzinome ab, der neunvalente Impfstoff mit dem zusätzlichen direkten Schutz gegen die Typen 31, 33, 45, 52 und 58 etwa 90% aller Hochrisiko-HPV-Infektionen.
Vorstufen des Gebärmutterhalskrebs (zervikale Neoplasien) müssen mittels Konisation (kegelförmiges Ausschneiden des Gebärmutterhalses) entfernt werden. In Deutschland finden jährlich ca. 56.000 solcher Entfernungen HPV-bedingter Veränderungen des Gebärmutterhalses statt. Studien zeigen, dass Frauen nach einer Konisation u.a. ein höheres Risiko für Frühgeburten haben können.
Gibt es Studienergebnisse zur Wirksamkeit der HPV Impfung?
Ja, mittlerweile gibt es zwei große Studien aus Schweden (1) und aus Großbritannien (2), die belegen, dass die seit 2006 in Europa zugelassene HPV-Impfung Gebärmutterhalskrebs verhindern kann. Dass es erst jetzt solche Studien gibt, liegt daran, dass es im Schnitt 10 bis 30 Jahre dauert, bis sich nach einer persistierenden HPV-Infektion (über den Zwischenschritt von Krebsvorstufen) Gebärmutterhalskrebs entwickelt.
Die schwedische Studie von 2020 [1] mit mehr als 1,5 Millionen Mädchen und jungen Frauen zwischen 10 und 30 Jahren konnte hierbei zeigen, dass Frauen, die vor dem Alter von 17 Jahren gegen HPV geimpft wurden, ein um 88% geringeres Risiko für Gebärmutterhalskrebs hatten als ungeimpfte Frauen. In der britischen Studie von 2021 unter jungen Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren kam es zu einer signifikanten Reduktion von Gebärmutterhalskrebs bei geimpften im Gegensatz zu ungeimpften Frauen. Hierbei zeigte sich, dass die Reduktion umso größer ausfiel, je jünger die Mädchen zum Zeitpunkt der Impfung waren: Während bei den 12-13-jährigen Mädchen die Reduktion bei 87% lag, lag sie bei den Mädchen mit einer Impfung im Alter von 16-18 Jahren nur noch bei 34%; bei einer Impfung im Alter von 14-16 Jahren betrug die Reduktion 62%.
Zusätzlich konnten andere Studien in den vergangenen Jahren bereits zeigen, dass die HPV-Impfung die Bildung von Krebsvorstufen verhindert, die durchschnittlich in einem Zeitraum von etwa 3-6 Jahren nach HPV-Infektion auftreten und die für die nachfolgende Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs zwingend notwendig sind.
Für die anderen HPV-bedingten Tumoren an Vagina, Vulva, Penis, Anus und im Mund-Rachen-Raum bestehen ebenfalls vergleichbare oder sogar noch längere Zeiträume bis zur Krebsentwicklung. Daher können mögliche Studien zum jetzigen Zeitpunkt noch keine bzw. kaum Effekte auf das Auftreten dieser Tumore nachweisen, da bei den jungen Frauen und Männern, die bereits von der HPV-Impfung profitieren konnten, noch keine bzw. sehr wenige Fälle an diesen Lokalisationen zu erwarten sind.
[1] Lei, J., et al. (2020). "HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer." New England Journal of Medicine 383(14): 1340-1348. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1917338?query=TOC