Für die Unterstützung im Umgang mit emotionalen, organisatorischen und finanziellen Belastungen gibt es jedoch im gesamten Stadtgebiet viele Hilfs- und Entlastungsangebote. Auch ein Zugewinn an Wissen um Ursachen, Symptome und im Umgang mit der Erkrankung kann Sicherheit geben und Entlastung schaffen. Nachstehend sind grundlegende Informationen rund um das Thema Demenz aufgeführt. Diese können bei weiterem Interesse unter anderem auf der Website des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vertiefend nachgelesen werden
Was ist eigentlich Demenz?
Demenz ist ein Oberbegriff für krankhafte Veränderungen des Gehirns, die mit einem fortschreitenden Verlust bestimmter geistiger Funktionen wie Denken, Orientierung und Lernfähigkeit etc. einhergehen.
Es gibt jedoch nicht die Krankheit Demenz, sondern dahinter verbirgt sich ein Oberbegriff für zahlreiche Formen von Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind nicht gänzlich geklärt.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen primären und sekundären Formen der Demenz. Sekundäre Demenzen sind Folgeerscheinungen anderer Grunderkrankungen, wie etwa Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangelzustände und chronische Vergiftungserscheinungen durch Alkohol oder Medikamente. Diese Grunderkrankungen sind behandelbar und zum Teil sogar heilbar. Somit ist häufig eine Rückbildung der Symptome der Demenz möglich. Zur Abgrenzung und rechtzeitigen Behandlung dieser Demenzerkrankungen ist eine frühzeitige Diagnose besonders wichtig. Allerdings entfallen rund 90 Prozent auf die primären und in der Regel unumkehrbar („irreversibel“) verlaufenden Demenzen.
- Schätzungen zufolge ist die Alzheimer-Krankheit mit einem Anteil von circa 60 bis 65 Prozent die häufigste nicht heilbare Demenzform. Die Alzheimer-Krankheit wird durch einen Verlust bzw. Rückbildung der Nervenzellen im Gehirn verursacht. Je nach betroffenem Gehirnareal können das Gedächtnis, die Sprache, Orientierung und/oder optische Sinneswahrnehmung betroffen sein.
- Mit etwa 20 bis 30 Prozent folgen die gefäßbedingten („vaskulären“) Demenzen, welche durch Veränderungen der das Hirn versorgenden Blutgefäße verursacht werden. Verengungen der Blutgefäße schädigen das Hirngewebe, wodurch Aufmerksamkeits- und Konzentrationsbeschwerden auftreten. Eine weitere Ursache der Durchblutungsstörung im Hirn, sind Einlagerung der Proteine Beta-Amyloid in den Gefäßen. Die Gefäßwände werden brüchig und kleine Blutungen treten auf, wodurch Nervenzellwände und Nervenfasern beschädigt werden. Auch diese Form der Demenz ist nicht heilbar, aber bei frühem Erkennen ist der Verlauf positiv beeinflussbar. Im Gegensatz zur Alzheimer Erkrankung ist ein plötzlicher Beginn kennzeichnend und es treten zudem Symptome wie körperliche Beschwerden (zum Beispiel Taubheitsgefühle) auf. Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes Mellitus und Rauchen zählen zu den Risikofaktoren, die es unbedingt eingeschränkt werden sollten Eine gesunde Lebensweise mit viel körperlicher Aktivität, gesundem Essen und dem Verzicht auf das Rauchen kann das Risiko einer vaskulären Demenz im Vorfeld reduzieren. Bei etwa 15 Prozent liegt eine Kombination beider Erkrankungen vor.
- Andere Demenzformen finden sich nur bei 5 bis 15 Prozent der Erkrankten. Hierzu zählt die Lewy-Körperchen-Krankheit welche durch den Verlust von Nervenzellen zu kognitiven Einschränkungen und Bewegungsstörungen führt und häufig von Wahnvorstellungen begleitet wird. Die ebenfalls selten auftretende Form der Frontotemporale Demenz, zeichnet sich dadurch aus, dass das durchschnittliche Erkrankungsalter zwischen 50 und 60 Jahren liegt, wobei die Spanne sehr groß ist (20 – 85 Jahre) und dass begrenzte Ausfälle von Nervenzellen, je nach Gehirnareal zu Verhaltensänderungen und/oder verschiedenen Sprachstörungen führen.
- Etwa fünf bis 15 Prozent der Demenzen treten als Folge einer Grunderkrankung auf, zum Beispiel bei Stoffwechselerkrankungen und Vergiftungen durch Alkohol oder Medikamente.
Prävention
Viele Menschen fragen sich, ob demenzielle Erkrankungen durch eine gesunde Lebensführung vermeidbar sind. Auch die Forschung beschäftigt sich intensiv mit dieser Frage. Wissenschaftlich gilt laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) als gesichert, dass über die Lebensspanne hinweg bis zu 40 Prozent des Risikos, an einer Demenz zu erkranken, beeinflussbar sind. Die zwölf bedeutendsten vermeidbaren Demenz-Risikofaktoren wurden im Jahr 2020 in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift The Lancet veröffentlicht.
Zu den veränderbaren Risikofaktoren zählen:
- Rauchen
- Übermäßiger Alkoholkonsum
- Unzureichende Bewegung
- Bluthochdruck
- Adipositas
- Diabetes
- Nicht korrigierte Schwerhörigkeit
- Geistige Inaktivität
- Soziale Isolation
- Depression
- Kopfverletzungen
- Luftverschmutzung
So hilft es unter anderem, Übergewicht zu vermeiden, indem man sich körperlich fit hält, und die oben genannten Krankheiten rechtzeitig behandeln zu lassen. Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zeigen zudem, dass Änderungen des Lebensstils nicht nur zur Senkung des individuellen Erkrankungsrisikos beitragen können, sondern dass bereits an Demenz erkrankte Personen hierdurch den eigenen Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können.
Weiterführende Information der BZgA finden sich hier: Gesund aktiv älter werden: Tipps, um Demenz vorzubeugen
Wie erkenne ich, ob es Demenz ist?
Nicht jede Vergesslichkeit muss auf eine Demenz hinweisen. Im Falle einer Demenz werden diese Einschränkungen oft von einer veränderten Stimmung und/oder einem verminderten Antrieb begleitet. Deshalb sind auch die Beobachtungen und Einschätzung von An- und Zugehörigen wichtig.
Trotz unterschiedlichen Verlaufs gibt es Merkmale, die typisch für eine Demenz sind.
Warnsignale im Überblick
Probleme, neue Informationen aufzunehmen und zu behalten:
- Oftmaliges Wiederholen im Gespräch
- Vergessen kurz zurückliegender Gespräche oder Ereignisse
- Schwierigkeiten, abgelegte Gegenstände wiederzufinden
Schwierigkeiten in der Sprache und Kommunikation:
- Mühe, die richtigen Worte zu finden
- Mühe, einem Gespräch zu folgen
- Ungenaue, weitschweifige Antworten auf Fragen
Schwierigkeiten in der räumlichen und zeitlichen Orientierung:
- Schwierigkeiten beim Autofahren
- Schwierigkeiten, sich in fremder Umgebung zurechtzufinden
- Schwierigkeiten, Dinge zeitgerecht zu erledigen
Probleme bei der Ausführung komplexer Handlungen:
- Schwierigkeiten, gewohnte Tätigkeiten auszuführen
- Fehlender Überblick über finanzielle Angelegenheiten
- Fehlende Einschätzung von Gefahren
Veränderung des Antriebs und der Stimmung
- Nachlassendes Interesse an bisherigen Hobbys und Kontakten
- Ungewohnte Stimmungsschwankungen wie Ängstlichkeit, Reizbarkeit, misstrauen
- Hartnäckiges Abstreiten von Fehlern, Irrtümern oder Verwechselungen
Chancen einer frühen Diagnose
Trotz des überwiegenden Anteils nicht heilbarer Demenzformen, besteht im Falle einer anderen Grunderkrankung die Chance auf Behandlung oder sogar Heilung.
Eine frühe Diagnose schafft zudem die Möglichkeit eine Demenz auszuschließen, wie beispielsweise bei Schilddrüsenerkrankungen, die häufig ähnliche Symptome aufweisen und behandelbar sind. Daher ist der Ausschluss einer Demenz oder die Feststellung der Demenzform durch eine gesicherte Diagnosestellung von großer Bedeutung. Und auch bei nicht heilbaren Demenzen kann durch eine frühzeitige Behandlung der Verlauf positiv beeinflusst werden.
Zudem haben Erkrankte bei einer frühen Auseinandersetzung mit der Diagnose und deren Folgen die Möglichkeit wichtige Entscheidungen zu treffen, wie z.B. eine Vorsorgevollmacht zu erstellen und sich aktiv an der Organisation weiterer Schritte wie beispielsweise die Wahl der Pflegeform zu beteiligen.
Trotz der Ängste und Sorgen, die mit dem Wissen um die Diagnose verbunden sind, kann das Wissen darum auch eine Chance für die Beziehung in der Familie sein, da Verhaltensweisen nun besser eingeordnet und nachvollzogen werden können.
Diagnoseverfahren
Hausärztinnen und –ärzte sind in der Regel die erste Ansprechperson beim Auftreten erster Symptome. Eine gründliche Untersuchung und Diagnosestellung kann in der Hausarztpraxis durchgeführt werden. Häufig wird aber auch in eine Facharztpraxis (zum Beispiel Neurologie) überwiesen. Eine weitere Möglichkeit ist die Überweisung in eine Gedächtnissprechstunde; eine andere Bezeichnung für dieses ambulante Angebot an großen Krankenhäusern ist “Memoryklinik“. Diese Ambulanzen sind auf die Diagnose von Demenzerkrankungen spezialisiert und mit Hilfe spezieller fachärztlicher Diagnostik wird untersucht, ob eine beginnende Demenzerkrankung vorliegt. Neben der Beratung zu möglichen Therapieformen sind dort teilweise Selbsthilfegruppen oder Gesprächskreise angegliedert.
Neben Untersuchen zur körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit sowie dem Einsatz bildgebender Verfahren (CT/MRT) ist der Mini-Mental-Status-Test ein häufig eingesetztes Instrument. Es werden unter anderem Fragen zum eigenen Alter, dem momentanen Datum oder derzeitigen Aufenthaltsort gestellt und die Fähigkeit zum Zeichnen einer Uhr erfasst. Diese Situation kann insbesondere bei geringer Leistungsfähigkeit für die erkrankte Person sehr beschämend sein, sodass eine Begleitung durch einen nahestehenden Menschen während und nach der Testung beruhigend und entlastend wirken kann. Die Alzheimer Erkrankung kann nur nach dem Ausschlussverfahren diagnostiziert werden.
Beobachtungen und Einschätzungen Angehöriger gehören ebenso wie die eigene Beurteilung der Alltagsbewältigung zur Diagnosestellung.
Medikamentöse Therapie
Eine Heilung ist bei der Alzheimer Erkrankung sowie weiteren Demenzformen bisher nicht möglich, aber insbesondere zu Beginn kann auch hier mittels medikamentöser Behandlung der fortschreitende Verlauf verzögert werden. Weitere Medikamente setzen bei möglichen Begleitsymptomen, wie Unruhe, Angst oder Sinnestäuschungen an und reduzieren diese. Eine ärztliche Begleitung ist aufgrund der Nebenwirkungen unerlässlich.
Leben mit Demenz
Die Diagnosestellung kann für viele Erkrankte sehr belastend sein, sodass zur Bewältigung von Gefühlen der Angst und Verzweiflung in Einzelfällen auch eine psychotherapeutische Begleitung sinnvoll sein kann. Im weiteren Verlauf stehen der Erhalt und die Aktivierung individueller Fähigkeiten im Vordergrund. Rückblicke in die Biografie des demenziell Erkrankten können gewinnbringend sein, um an Interessen anzuknüpfen. Darüber hinaus nimmt im weiteren Verlauf die Bedeutung von musik- und kunsttherapeutischen Verfahren sowie Bewegungs-, Sinnes- und Wahrnehmungsübungen zu. Die Stärkung verbliebener Fähigkeiten fördert das Selbstvertrauen. Um Überforderung zu vermeiden, sollte immer eine Orientierung an den Bedürfnissen und vorhandenen Kompetenzen erfolgen. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichender körperlicher und geistiger Aktivität sowie einer ausgewogenen Ernährung kann insbesondere den Verlauf vaskulärer Demenzen positiv beeinflussen.
Die Diagnose Demenz löst bei Erkrankten Ängste und Sorgen aus. Aber das frühe Wissen um die Erkrankung birgt auch viele Chancen und kann den längeren Erhalt der Selbstständigkeit unterstützen. Die Information durch entsprechende Beratungsstellen oder der Austausch in Selbsthilfegruppen kann entlastend wirken. Für Menschen mit beginnender Demenz bietet unter anderem die Alzheimer Gesellschaft Hamburg besondere Angebote, wie Gesprächsgruppen mit anderen Erkrankten an. Gemeinsame Aktivitäten und die Teilnahme an Gruppen kann bei Menschen mit Demenz im Anfangsstadium sowie bei fortgeschrittener Erkrankung das Selbstvertrauen und Wohlbefinden steigern.
Insbesondere zu Beginn der Erkrankung entwickeln Menschen mit Demenz aus Scham und Angst häufig Strategien, um die aufkommenden Probleme und Schwierigkeiten im Alltag zu verbergen. Die Reduzierung sozialer Kontakte und der Rückzug in die vertraute Umgebung sind häufige Reaktionen. Der Hinweis auf Fehler wird meist abgewehrt und aggressive Reaktionen sind nicht ungewöhnlich. Angehörige können sich in diesen Fällen an Beratungsstellen wenden oder sich auf Schulungen oder Informationsveranstaltungen weiterbilden.
Eigene Entscheidungen treffen - Rechtliche Vorsorge
Im Anfangsstadium einer Demenz können wichtige Entscheidungen noch selbst beziehungsweise gemeinsam mit Angehörigen getroffen und somit wichtige Weichen gestellt werden. Sind Menschen mit Demenz im späteren Verlauf der Erkrankung nicht mehr in der Lage bedeutende Angelegenheiten selbst regeln zu können, übernehmen Angehörige häufig diese Aufgabe.
Die rechtliche Vertretung der von Demenz Betroffenen kann mittels einer rechtlichen Betreuung oder durch Erteilung einer Vorsorgevollmacht erfolgen. Letztere sollte bereits frühzeitig und nach einem gemeinsamen Gespräch mit der entsprechenden Vertrauensperson verfasst werden. In einer Vorsorgevollmacht kann dann genau festlegt werden, wer beispielsweise finanzielle Angelegenheiten regeln darf oder welche Art der Versorgung und Unterstützung in der Zukunft gewünscht wird. Ist dies nicht in einer frühzeitig erteilten Vorsorgevollmacht geregelt, muss dies gegebenenfalls in einem gerichtlichen Betreuungsverfahren geklärt werden.
Rechtliche Betreuer werden nur für die Aufgabenkreise bestellt, in denen eine Vertretung tatsächlich erforderlich ist. Bereiche, die Betroffene selbst noch regeln können, werden einem rechtlichen Betreuer nicht übertragen. Die Bestellung eines rechtlichen Betreuers ist keine Entrechtung. Dennoch kann die Betreuung als Eingriff empfunden werden. Daher noch einmal die Empfehlung, eine vertraute Person mit der Vorsorgevollmacht frühzeitig in die Lage zu versetzen, die Angelegenheiten, die zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr selbst besorgt werden können, zu regeln.
Weitere Informationen können unter anderem bei den Betreuungsstellen und Betreuungsvereinen eingeholt oder in weiterführenden Broschüren und auf den Internetseiten zum Thema Betreuungsrecht nachgelesen werden.
- Ich sorge vor! Vorsorgevollmachten, Betreuungsverfügungen und Patientenverfügungen
Hier finden sich Antworten zu häufigen Fragen zu diesen Themen sowie eine Downloadmöglichkeit für die Broschüre „Ich sorge vor!“. Die Broschüre informiert darüber, wie eine Vorsorgevollmacht, eine Betreuungsverfügung oder Patientenverfügung erstellt werden kann. Sie gibt Hinweise auf Informations- und Beratungsangebote. - Wegweiser Betreuungsrecht
Diese Broschüre (als Download verfügbar) informiert über das Betreuungsrecht und über die Tätigkeit des Betreuers. Sie gibt Hinweise auf Unterstützungsangebote für ehrenamtliche Betreuer und enthält wichtige Gesetzestexte, Merkblätter und Adressen. - Ratgeber für Bevollmächtigte
Diese Broschüre(als Download verfügbar) wendet sich an Bevollmächtigte. Sie soll beim Gebrauch der Vorsorgevollmacht unterstützen und helfen, im Interesse des Vollmachtgebers und zu dessen Wohl zu handeln.