„Alle drei Gewinner-Projekte zeichnen sich durch einen hohen persönlichen Einsatz für andere aus. Ich freue mich, dass der Hamburger Senat mit dem Annemarie Dose Preis innovative Projekte wie diese unterstützt, die das Leben anderer Menschen spürbar verbessern. Ein großes Dankeschön gilt den Ausgezeichneten und allen in Hamburg Engagierten“, sagte die Sozial- und Engagement-Senatorin Melanie Schlotzhauer während der Preisverleihung. Die Ehrung erfolge auch stellvertretend für die vielen Menschen, die in Hamburg gute Ideen hätten und im Sinne von Annemarie Dose tagtäglich etwas veränderten.
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Die Auszeichnungen gingen an den Verein Queere Familien Hamburg e.V. für das Projekt „Regenbogenkinderfrühstück“, die ASB Zeitspender-Agentur für das Projekt „Pfoten-Buddies – Haustierhilfe Hamburg“ und an Marie Krüerke für ihr Projekt „Nachbarschaftsgarten der zweiten Chance“.
Der Verein Queere Familien Hamburg e.V. erhielt einen der beiden mit je 3.000 Euro dotierten Gruppenpreise für das Projekt „Regenbogenkinderfrühstück / Frühstückstreff“. Das Projekt ermöglicht es queeren Familien, sich direkt miteinander zu vernetzen und auszutauschen, um Erfahrungen, Sorgen und Ängste mit Familien teilen zu können, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Der zweite Gruppenpreis ging an das Projekt „Pfoten-Buddies – Haustierhilfe Hamburg“. Die ASB Zeitspender-Agentur vom ASB LV Hamburg e.V. organisiert seit Ende 2022 ehrenamtliche Unterstützung älterer oder erkrankter Menschen bei der Versorgung ihrer Haustiere. So soll die Unterbringung in Tierheimen verhindert und das große Problem der sozialen Vereinsamung abgemildert werden, denn gerade für diesen Personenkreis spielen Haustiere für die Gesundheit eine wichtige Rolle.
Der mit 2.000 Euro dotierte Einzelpreis ging in diesem Jahr an Marie Krüerke für ihr Projekt „Nachbarschaftsgarten der zweiten Chance“. Mit der Wiederverwendung von Pflanzen und Materialien begrünt Frau Krüerke Flächen in der Nachbarschaft und Umgebung. Damit möchte sie sowohl auf das Konsumverhalten und seine Entsorgung aufmerksam machen und gleichzeitig die Bewohnerinnen und Bewohner anregen, ihren Stadtteil ökologisch zu verschönern.
Auftritt von "Bitte Lächeln!"
Musikalisch bereichert wurde die Veranstaltung von vier Musikern der inklusiven Band Bitte Lächeln!. Die Vier luden die Gäste mit Songs aus ihrem aktuellen Album zum Zuhören, leisen Mitsummen beim Refrain, vor allem aber auch zum Nachdenken ein. Mit ihren Texten und ihrer Musik ist Bitte Lächeln! zu Konzerten für das Goethe Institut schon bis nach Sibirien gereist.
Vernetzung und Austausch
Der Frühstückstreff für queere Familien findet seit Dezember 2022 regelmäßig einmal im Monat statt und wird für alle queere Familien im Stadtgebiet angeboten. Queere Familie bedeutet, dass mindestens ein Elternteil sich als queer identifiziert. In einer sicheren und diskriminierungsarmen Umgebung lernen Kinder queere Familienmodelle als Norm kennen und Erwachsene können sich zu aktuellen familiären Themen, Kinderwunsch, Sorgen und Belastungen sowie Diskriminierungserfahrungen austauschen. Die Familien haben auch die Möglichkeit, sich über eine Chatgruppe bei Fragen und Problemen zu unterstützen und auszutauschen.
Juror Mats Regenbogen, Vorstandsmitglied der Hamburger Tafel e.V., sagte dazu in seiner Laudatio:
„Der Frühstückstreff für queere Familien schließt mit seiner zielgruppengerechten Ausrichtung eine Lücke im Beratungs- und Versorgungsangebot in der Stadt. Mit dem Angebot der Engagierten kann auch Diskriminierungserfahrungen entgegengewirkt werden, was gerade in der heutigen Zeit notwendig und wertvoll ist.“
Eine Brücke zwischen Einsamkeitsbekämpfung und Tierschutz
Das Projekt Pfoten-Buddies wird seit Oktober 2022 in ganz Hamburg angeboten und unterstützt ältere oder erkrankte Menschen bei der Versorgung ihrer Haustiere. Freiwillig Engagierte aus der Nachbarschaft können beispielsweise ein Tier bei Krankenhausaufenthalten aufnehmen, bei Tierarztbesuchen begleiten oder Gassigehen. Für weitere psychosoziale Problemlagen der Haustierhalterinnen und Haustierhalter greift das Projektteam auf vernetzte Kooperationspartner zurück und bietet Verweisberatung an.
Lars Meier, Vereinsvorstand von MenscHHamburg e.V., sagte dazu in seiner Laudatio:
„In einer Zeit, in der das Miteinander oft in den Hintergrund rückt, steht die Initiative als strahlendes Beispiel für Engagement, Mitgefühl und Nächstenliebe.“
Schaffung einer Oase im urbanen Raum durch das gemeinschaftliche Miteinander
Marie Krüerke hat im September 2023 begonnen, eine zuvor vernachlässigte Grünfläche vor ihrer Haustür in einen lebendigen Rückzugsort für Vögel und Insekten zu verwandeln. Mit neuen Pflanzen, Wassertränken, einem Weidentipi mit Nistmaterial und einem Sandbad schafft sie Lebensraum und Nahrung für die Tiere. Die Pflanzen stammen von verwahrlosten Orten, an denen Müll und Unkraut überwucherten. Mit ihrem Engagement möchte Marie Krüerke nicht nur die Lebensqualität in ihrer Nachbarschaft verbessern, sondern auch ihre Mitbewohnerinnen und Mitbewohner dazu inspirieren, Grünflächen in ihrer Umgebung ebenfalls liebevoll zu gestalten.
Juror Reinhard Förtsch, Vorstandsmitglied im AKTIVOLI-Landesnetzwerk Hamburg e.V., sagte dazu in seiner Laudatio:
„Das Projekt Nachbarschaftsgarten der zweiten Chance verbindet in herausragender Weise, ressourcenschonendes Handeln, ökologische Vielfalt und die Verbesserung des gesellschaftlichen Klimas miteinander. Es sorgt so dafür, dass Hamburg ein Stück lebenswerter wird.“
Alle preisgekrönten Projekte werden im Folgejahr für den Deutschen Engagementpreis nominiert, der in diesem Jahr, am 09. Dezember 2024, zum 9. Deutschen EngagementTag in Berlin verliehen wird.
Judith Galka, Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt, Leiterin des Deutschen Engagementpreises, sagte in ihrem Grußwort dazu:
"Begegnungen schaffen Vertrauen, Vertrauen schafft Kooperationen und durch Kooperationen schaffen wir gemeinsam einen gesellschaftlichen Zusammenhalt, der Unterschiede und Vielfalt nicht nur aushält, sondern Mehrwerte daraus zieht. Es scheint also ganz klar, dass zivilgesellschaftliches, bürgerschaftliches, ehrenamtliches oder einfach - wie es in Hamburg heißt - freiwilliges Engagement essentiell für diesen gesellschaftlichen Zusammenhalt ist."
Gastgeber der diesjährigen Preisverleihung war das Ernst Deutsch Theater: „Ich freue mich sehr, dass wir die Verleihung des Annemarie Dose Preises im Ernst Deutsch Theater feiern können. Mehr denn je geht es in unserer Gesellschaft darum, für den Zusammenhalt einzutreten. Hierfür braucht es innovative Engagement-Projekte, die das Miteinander in unserer Stadt stärken und uns Mut, Hoffnung und Lebensfreude schenken", sagte Isabella Vértes-Schütter, Intendantin und Schauspielerin am Ernst Deutsch Theater.
Der Annemarie Dose Preis
Nach dem Credo der Tafel-Pionierin „Faszinierend, was machbar ist“ hatte der Hamburger Senat im Frühjahr 2024 aufgerufen, sich mit Engagement-Projekten um den Annemarie Dose Preis zu bewerben. Dieses Credo und der Tatendrang haben Annemarie Dose im November 1994 motiviert, die Hamburger Tafel zu gründen, auch um für sich selbst eine sinnstiftende Aufgabe zu finden. Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg hat den Annemarie Dose Preis gestiftet und 2019 erstmals verliehen. Voraussichtlich im März 2025 wird es die nächste Ausschreibung um den Annemarie Dose Preis geben.
(v.l.n.r.) Intendantin des Ernst Deutsch Theaters Isabella Vértes-Schütter, Jurymitglied Mats Regenbogen (Enkel von Annemarie Dose/Hamburger Tafel e.V.), Jurymitglied Dr. Nele Julie Todsen (Annemarie Dose Stiftung), Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer, Preisträgerin Marie Krüerke („Nachbarschaftsgarten der zweiten Chance“), Jurymitglied Reinhard Förtsch (AKTIVOLI-Landesnetzwerk Hamburg e.V.), Preisträgerin Natalia Klug (Queere Familien Hamburg e.V. – „Regenbogenkinderfrühstück / Frühstückstreff), Preisträgerin Marion Wessling (ASB Zeitspender-Agentur (ASB LV Hamburg e.V.) – „Pfoten-Buddies – Haustierhilfe Hamburg“), Jurymitglied Lars Meier (MenscHHamburg e.V.), Jurymitglied Dilar Kisikyol (Preisträgerin 2023 „Du kämpfst“), Jurymitglied Sascha Schneider (Handelskammer Hamburg), Judith Galka (Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt DSEE), Moderatorin Annalena Jonetzko (Körber-Stiftung)