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Interkulturelle Öffnung

Förderung von Vielfalt im Engagement – Erfahrungen aus dem Projekt evi – engagiert.vernetzt.interkulturell des Freiwilligennetzwerk Harburg (FNH)

Vor knapp drei Jahren hat das Freiwilligennetzwerk Harburg (FNH) den Prozess der interkulturellen Öffnung im freiwilligen Engagement begonnen. „Lern- und Öffnungsprozesse erfordern gegenseitiges Verständnis und sind keine Einbahnstraße“, erklärt Maren Gutmann, Leiterin des FNH. Dieser Ansatz wird durch verschiedene Maßnahmen umgesetzt, die gemeinsam das Ziel verfolgen, Barrieren abzubauen und die Vielfalt im Engagement zu fördern.

KinderSport-Isadora-Tast
KinderSport-Isadora-Tast FNH/Isadora Tast

Über das Projekt evi - engagiert.vernetzt.interkulturell hat das Freiwilligennetzwerk Harburg  zum Einen noch mehr Menschen mit eigener Migrationserfahrung angesprochen, die Vielfalt der freiwillig Engagierten im Bezirk Harburg sichtbarer gemacht, den Ausbau von Netzwerken im Feld des freiwilligen Engagements vorangetrieben und zum Abbau von Barrieren im Engagement beigetragen.

Zum Anderen hat das FNH aus dem Projekt aber auch eine Reihe an Learnings für sich selbst, für andere Freiwilligenagenturen sowie Organisationen, die mit Ehrenamtlichen arbeiten, sowie auch andere Akteure der Freiwilligenlandschaft mitgenommen.

Von Beginn an hat das FNH dafür in miteinander verzahnten Handlungsfeldern gewirkt. Dazu zählen:

  1. die gezielte Ansprache von Menschen mit eigener Migrationserfahrung,
  2. der Netzwerkausbau insbesondere zu Migrantenselbstorganisationen,
  3. das Sichtbarmachen von migrantischem Engagement sowie
  4. die Förderung von Diversität und „interkultureller“ Expertise im Team des FNH.

Durch die Beratung von Einrichtungen zum Barrierenabbau und die Erweiterung von (niedrigschwelligen) Engagementangeboten hat das FNH damit der evi-Zielgruppe, nämlich Menschen die erst drei bis fünf Jahre in Deutschland leben, den Einstieg in ein Engagement erleichtert. Von großer Hilfe war dabei auch ein Bündel weiterer Maßnahmen, wie z.B. die Audio-Galerie Vielfältige Vorbilder oder die Podcast-Miniserie Harburg Rockt! Das 1x1 des Freiwilligenmanagement! Auf Seiten von Einrichtungen - auch beim FNH selbst – wurde hinzugelernt, wie und welche Barrieren es abzubauen gilt und Lösungen forciert.

Expertise und Teamausbau für eine zielgruppengerechte Ansprache

Als ersten Schritt erforderte die Öffnung eine konsequente Organisationsentwicklung.

Interkulturelle Trainings und Fortbildungen waren wichtig, um sich das Selbstverständnis des FNH zu verdeutlichen, über eine diversitätssensible Sprache nachzudenken und eigene Barrieren oder auch Grenzen zu identifizieren.

„Eine große Bereicherung war es, unser Freiwilligenteam diverser aufzustellen“, so Sebastian Müller, evi-Projektkoordinator. „Dadurch wurden viele neue Impulse gesetzt. Wir haben so selbst erfahren, welche Barrieren es gibt, wie viel wir voneinander profitieren können und wie wertvoll unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen sind.“

Das FNH ist jetzt intern vielfältiger und mehrsprachig aufgestellt und konnte durch die Erweiterung des Teams viel präsenter im Bezirk agieren. Es konnte zudem ein klares Zeichen für Vielfalt gesetzt werden und in verschiedenen Sprachen über freiwilliges Engagement informiert und zu Engagementmöglichkeiten beraten werden.

Im erweiterten Team und mit Netzwerkpartnern wurde im FNH ein Flyer MIT und FÜR die Zielgruppe entworfen. Ein hilfreiches Tool, um Neugier bei Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, zu wecken und um grundlegend über freiwilliges Engagement zu informieren.  Ein agiles und flexibles Projektmanagement hat es darüber hinaus ermöglicht, Maßnahmen an den Bedürfnissen der Zielgruppe auszurichten und kurzfristig nachzujustieren.

Zwei Junge Frauen (mit Migrationshintergrund) halten Tüten mit Süßigkeiten in den Händen - Vermutlich aus Anlass des Zuckerfestes.
Zuckerfest Isadora Tast FNH/Isadora Tast

Oft sind die eigenen Prioritäten nicht die gleichen wie die unseres Gegenübers. Umso wichtiger ist es, Bedürfnisse und Erwartungen von Partnereinrichtungen zu kennen. Aufsuchende (Beziehungs-)Arbeit, das Mitwirken in Arbeits- und Fachkreisen sowie die Ausrichtung von und die Teilnahme an Veranstaltungen sind hilfreich, um zu erfahren, wo der Schuh drückt und was besonders gut läuft, aber auch um sich weiter zu vernetzen.

Nicht für alle Fragen oder Herausforderungen ist das FNH der passende Ansprechpartner. Aber durch eine gute Vernetzung war oftmals eine Verweisberatung möglich, und es konnte auf Lösungen hingewirkt werden, um so bei Kooperationspartnern Kapazitäten zu schaffen, um dann an gemeinsamen Anliegen zu arbeiten bzw. Aufgabenfelder im freiwilligen Engagement zu identifiziert und anzugehen.

Gemeinsam mit Piloteinrichtungen hat das FNH so u.a. Barrieren bei der Registrierung in der Engagementdatenbank und beim Einstellen von Angeboten identifiziert und abgebaut. Dadurch kann das FNH nun noch zielgruppengenauer in Engagements vermitteln und hat zudem neue Einrichtungen hinzugewonnen. Auch das Antragsformular für den Mikrofond Geld für Gutes, den das FNH in Kooperation mit dem Bezirksamt Harburg vergibt um freiwilliges Engagement in Harburg zu fördern, konnte weiter vereinfacht und die Reichweite in migrantische Communities ausgeweitet werden.

Vielfalt als Teil der Organisations-DNA – Wie die Nachhaltigkeit sichern?

Bis Dezember 2024 wird das Projekt evi vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) im Rahmen des Bundesprogramms Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Vor Ort. Vernetzt. Verbunden. und durch das Bezirksamt Harburg gefördert. Die Bestrebungen aus dem Projekt sind teils in die FNH-DNA übergegangen und spiegeln sich in der FNH-Mission und den Grundlagen des FNH-Handelns wider. Das FNH wirkt so an der Umsetzung des Harburger Leitbilds Zusammenleben in Vielfalt mit. Als etablierte Anlaufstelle für freiwilliges Engagement im Hamburger Süden wird das FNH als Expertin zum Thema Vielfalt von Partnerorganisationen, wie z.B. dem AKTIVOLI-Landesnetzwerk auch über den Bezirk hinaus angefragt.

Für eine erfolgreiche und nachhaltige Arbeit vor Ort sowie die langfristige Verstetigung eines so komplexen Vorhabens sind gesicherte finanzielle und personelle Ressourcen unerlässlich. Nur so kann eine stabile Beziehungsarbeit geleistet werden, die wiederum Voraussetzung ist, um Barrieren abzubauen und nachhaltige Wege zu gelebter Vielfalt und Teilhabe zu schaffen.

Das Bild zeigt das Logo des BMI - Bundesministerium des Innern und für Heimat und das Logo des Projektes Gesellschaftlicher Zusammenhalt: Vor Ort.Vernetzt.Verbunden
Kombilogo Bundesprogramm Gesellschaftlicher Zusammenhalt BMI