Gewaltformen
Über das Ausmaß und zu den Ursachen der häuslichen Gewalt in homo-, Trans*-Beziehungen gibt es in Hamburg und Deutschland keine gesicherten Erkenntnisse. Sie wird im Vergleich zu heterosexuellen Paarbeziehungen noch stärker tabuisiert, weniger und anders wahrgenommen und thematisiert. Sie ist bisher selten Thema im bestehenden Hilfesystem, obwohl das Gewaltschutzgesetz unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und sexueller Identität Gültigkeit hat.
Im Kontext Zwangsverheiratung werden als Motiven einer (angedrohten) Zwangsverheiratung auch die Kontrolle über eine unerwünschte sexuelle Orientierung bzw. sexuelle Identität genannt.
Konzepte gegen homo- oder transphobe Gewalt
Der Senat hat sich daher mit seinem Konzept zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Menschenhandel und Gewalt in der Pflege verpflichtet, die bedarfsgerechte Unterstützung von LSBTI*-Opfer zu verbessern, deren wertschätzende und qualifizierte Beratung sicherzustellen sowie noch bestehende Zugangshürden für diese Zielgruppe zum Hilfesystem abzubauen.
Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen soll dabei weiter enttabuisiert werden. Homo- oder transphobe Tatmotive und dessen Folgen müssen anerkannt und in besonderer Weise berücksichtigt werden. Hierzu hat sich der Senat in seinem Landesprogramm zur Förderung demokratischer Kultur, Vorbeugung und Bekämpfung des Rechtsextremismus ausdrücklich bekannt.
Maßnahmen
Der Senat hat in diesen Konzepten strategische Ansätze und Maßnahmen beschlossen, die die Themen Bekämpfung von und Schutz vor Gewalt gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* - und intergeschlechtliche Menschen bei der Umsetzung angemessen berücksichtigen werden. Die Maßnahmen zielen darauf ab:
- Sichtbarkeit, Akzeptanz und Nutzung der Angebote sowie die Abstimmung der Beratungs- und Hilfeleistungen auf deren spezifische Belange zu verbessern,
- die vorhandenen Angebote und Strukturen so zu vernetzen, dass sie der besonderen Situation der Betroffenen besser als bislang gerecht werden sowie
- das Bewusstsein für die Problematik der Zielgruppen sowohl im Hinblick auf die Fachkräfte der Schutz- und Beratungsstellen als auch von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die besonderen Zugang zu den Zielgruppen haben, zu schärfen.
Internationale Verpflichtungen
Europarat
Am 11. Mai 2011 wurde das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul Konvention) verabschiedet, das Deutschland am Tag der Verabschiedung unterschrieben hat. Die Konvention ist am 1. August 2014 in Kraft getreten. Die Bundesregierung plant die Konvention noch in dieser Legislaturperiode zu ratifizieren und damit völkerrechtlich bindend anzuerkennen.
Die Konvention verpflichtet die Staaten zu umfassenden und koordinierten Maßnahmen bei Schutz- und Unterstützungsangeboten, in der Prävention sowie im Straf-, Zivil- und Ausländerrecht. Sie enthält rechtliche Vorgaben für Themen häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt.
Sie brauchen selbst Hilfe und Beratung?
Sie sind in Ihrer Arbeit beruflich oder ehrenamtlich mit LSBTI* konfrontiert, die von Gewalt betroffen oder bedroht sind. Auch Sie brauchen manchmal Unterstützung, wenn Sie Interventionen planen oder von der Gewaltproblematik überfordert sind.
Hier finden Sie Hilfe:
Rund um die Uhr erreichbar: Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"
Das kostenlose Hilfetelefon 08000 116 016 gibt Ihnen Auskunft zu allen Themen im Bereich Gewalt gegen LSBTI*. Das Hilfetelefon ist mit seinen gut ausgebildeten und erfahrenen Fachkräften für Sie da, um mit Ihnen über Ihre Erfahrungen und Beobachtungen zu sprechen. Wenn Sie Fragen zu Unterstützungsangeboten in Hamburg haben oder eine Hilfseinrichtung in Hamburg suchen, vermittelt das Hilfetelefon Ihnen diese gerne.intervento - pro-aktive Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt und Stalking bei Gewalt in Paarbeziehungen sowie Stalking
Interkulturelle Beratungsstellen bei häuslicher Gewalt und Zwangsheirat:
Mehr Informationen
- Übereinkommen (PDF, 1 MB) des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul-Konvention, 2011) und Homepage der Europaratskonvention
- "Konzept zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Menschenhandel und Gewalt in der Pflege" (Hamburger Opferschutzkonzept 2014)
- Hamburger Landesprogramm zur Förderung demokratischer Kultur, Vorbeugung und Bekämpfung des Rechtsextremismus
- Broken Rainbow – Bundesverband der lesbischen, lesbisch-schwulen und transidenten Anti-Gewalt-Initiativen in Deutschland e.V.