Fragen und Antworten für Eltern
Hier finden Eltern Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Thema religiös begründeter Extremismus.
Was ist religiös begründeter Extremismus?
Religiös begründeter Extremismus ist eine ideologisierte Auffassung und Auslegung von Religion, die keine andere neben sich akzeptiert. Eine Form des religiös begründeten Extremismus ist der „islamistische Extremismus“, dessen Anhänger sich auf den Islam berufen. Sie streben die Errichtung einer allein religiös legitimierten Gesellschafts- und Staatsordnung an. Einige islamistischen Extremisten befürworten die Anwendung von Gewalt.
Wenn Sie sich noch näher mit dem Thema beschäftigen möchten, finden Sie umfassendes Infomaterial über das Online-Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung oder direkt vor Ort in Hamburg bei der Landeszentrale für politische Bildung.
Die Broschüre „Glaube oder Extremismus? Hilfe für Angehörige"der Beratungsstelle Radikalisierung des Bundes hilft außerdem dabei einzuschätzen, ob bei jemandem in Ihrem Umfeld Anzeichen einer möglichen Radikalisierung erkennbar sind.
Was macht den religiös begründeten Extremismus so interessant für einige junge Menschen?
Besonders anfällig sind junge Menschen, die sich isoliert und ohnmächtig fühlen. Eine Krise, zum Beispiel durch Krankheit oder den Verlust einer wichtigen vertrauten Person, kann einen Prozess der Neuorientierung in Gang setzen.
Diesen Prozess wollen extremistische Gruppen für sich und ihre Ideologie nutzen. Sie bieten scheinbar einfache Antworten auf komplexe Fragen und ein Gemeinschaftsgefühl. Sie sprechen von einer weltumspannenden religiösen Gemeinschaft, die Geborgenheit bietet und die die Möglichkeit schafft, sich von der Elterngeneration bzw. einer als feindlich wahrgenommenen Umwelt abzugrenzen.
Kann eine Verhaltensänderung meines Kindes auf eine Radikalisierung hindeuten?
Es gibt nicht das eine oder ein einzelnes Merkmal, woraus man auf einen Radikalisierungsprozess schließen kann. Vielmehr können unterschiedliche Anzeichen darauf hindeuten, dass jemand sich einer extremistischen Religionsausübung zuwendet.
Beispiele:
- Die Person kleidet sich plötzlich anders, grenzt sich von alten Freunden ab und hat plötzlich neue Freunde, mit denen sie sich an unbekannten Orten trifft.
- Oder: Jemand zieht sich zurück und Andersdenkende werden abgewertet.
- Außerdem möglich: dogmatisch und unreflektiert werden die strikte Nachahmung und Umsetzung von Werten und Normen gefordert, die er oder sie aus dem „einzig wahren Islam“ abzuleiten meint – unabhängig davon, ob sie aus einer muslimischen oder nicht-muslimischen Familie stammt.
Weitere Informationen finden Sie in der Broschüre „Glaube oder Extremismus?"der Beratungsstelle Radikalisierung des Bundes sowie auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung.
Wo finde ich Rat, wenn andere Jugendliche mein Kind dazu drängen bzw. unter Druck setzen, sich ihrer Form der Religionsausübung anzuschließen?
Wenn Ihr Kind in der Schule bedroht wird, wenden Sie sich bitte an die Klassenlehrerin oder den Klassenlehrer, die Beratungslehrkräfte oder die Schulleitung. Sie können sich auch an die Beratungsabteilungen der Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) oder an das Beratungszentrum für Berufliche Schulen (bei Berufsschüler/innen) sowie an die Beratungsstelle Gewaltprävention wenden.
Zudem kann die Fach- und Beratungsstelle für religiös begründete Radikalisierung Legato kontaktiert werden. Die Beratung ist vertraulich, kostenlos und auf Wunsch anonym.
Wo erhalte ich in Hamburg kostenlos Beratung und Unterstützung in meiner Sprache?
Die Beratungsstelle Legato beantwortet Ihre Fragen und hilft Ihnen weiter – nicht nur auf Deutsch, sondern zum Beispiel auch auf Arabisch, Dari, Englisch, Farsi, Kurdisch und Türkisch. Sie erreichen die Beratungsstelle unter der Rufnummer (040) 389 029 52 oder per E-Mail: beratung@legato-hamburg.de.
Auch die Beratungsstelle Radikalisierung des Bundes, die Sie unter der bundesweiten Rufnummer (0911) 943 43 43 montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr erreichen können, hilft Ihnen bei Fragen zu Radikalisierung.
Gibt es in Hamburg eine Selbsthilfegruppe für betroffene Eltern?
Die Beratungsstelle Legato betreut eine Selbsthilfegruppe für betroffene Eltern (Kontaktdaten siehe vorherige Frage).
Wie kann ich mein Kind darin unterstützen, aus der Szene auszusteigen?
Unterstützung und Ausstiegsbegleitung finden Sie bei der Hamburger Beratungsstelle Legato (Kontaktdaten siehe oben).
Legato verfügt über jahrelange Erfahrung in der Ausstiegsarbeit und weiß das Verhalten Ihres Kindes möglicherweise besser einzuordnen – nehmen Sie deshalb frühzeitig die auf Wunsch anonyme Beratung in Anspruch.