Dazu wurde in einem ersten Schritt in den vergangenen Monaten eine Risikoanalyse durchgeführt – um herauszufinden, welche Regionen und Personengruppen im Bezirk schon heute und auch künftig besonders durch die Folgen des Klimawandels betroffen sein könnten. Ganz konkret geht es dabei einerseits um Starkregenereignisse (Überflutung) und andererseits um sogenannte Hitzeinseln.
Starkregen liegt vor, wenn binnen eines bestimmten Zeitraums große Niederschlagsmengen fallen. Nach Hitzeperioden mit Trockenheit kann der Boden den Niederschlag nicht mehr oder nicht schnell genug aufnehmen. Hinzu kommt, dass auch die Siele mit Niederschlagsereignissen mit hohen Intensitäten überfordert sind, weshalb es dann zu Überflutungen kommt. Im Rahmen der Analyse wurde festgestellt, dass es in Altona insgesamt rund 100 kleinere und größere Gebiete mit einer erhöhten Überflutungsgefahr bei Starkregenereignissen gibt. In Hamburg sind solche Starkregenereignisse in den vergangenen Jahren wiederholt vorgekommen, so auch in Altona.
In Bezug auf Hitzeinseln ließ sich im Rahmen der Analyse feststellen, dass in Altona an heißen Tagen – mit Temperaturen über 30 Grad Celsius - bereits heutzutage großflächig extreme Wärmebelastungen auftreten. Dies bedeutet ein Temperaturempfinden (PET- Physiologische Äquivalente Temperatur) von über 41°C. Dies betrifft sowohl Siedlungsbereiche als auch Freiflächen. Insbesondere das dicht bebaute und stark versiegelte Kerngebiet des Bezirks ist von einer extremen Wärmebelastung betroffen. In Teilen von Ottensen, der Sternschanze, Altona-Nord, Altona-Altstadt und dem Südosten Bahrenfelds kommt es zudem nachts zu einer hohen thermischen Belastung mit sogenannten Tropennächten und einer Lufttemperatur von mehr als 20 Grad Celsius.
Im Rahmen der Risikoanalyse wurden nicht nur der Ist-Zustand mit den bestehenden Stadtklimaanalysedaten berechnet, sondern es wurden zusätzliche Klimasimulationen durchgeführt. Diese geben zudem einen Ausblick der zukünftigen thermischen und bioklimatischen Verhältnisse in Form der Wärmebelastung in den Tag- und Nachtstunden im Jahr 2050.
Dies vorangestellt hat das Bezirksamt Altona Risikokarten erstellt, aus denen hervorgeht, wo die Folgen des Klimawandels beispielsweise auf besonders vulnerable Personengruppen (z.B. Kinder, ältere Menschen) und Einrichtungen (z.B. Kliniken, Kinder- und Senioreneinrichtungen, Geflüchteten-Unterkünfte) treffen. Diese Karten dienen als Grundlage, um konkrete Handlungsräume zu identifizieren und Maßnahmen zu entwickeln. So wurde beispielsweise analysiert, in welchen Gebieten Maßnahmen wie Entsiegelungen, Gründächer oder auch Regenrückhaltemöglichkeiten dazu beitragen könnten, Folgen des Klimawandels zu mindern.
In einem nächsten Schritt sollen nun einzelne Handlungsräume genauer untersucht werden, um Lösungsansätze zu entwickeln. Für die Erstellung des Klimafolgenanpassungskonzeptes hat das Bezirksamt 79.000 Euro vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz erhalten. Die Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft hat mit zusätzlichen Mittel für die Kofinanzierung unterstützt.
Dr. Stefanie von Berg, Bezirksamtsleiterin Altona: „Wir in Altona nehmen Klimaschutz sehr ernst, denn der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Das erleben wir immer häufiger, so wie zuletzt bei den Starkregenereignissen in Polen und Tschechien. Wir müssen uns als Gesellschaft an die veränderten Klimabedingungen anpassen – und dafür müssen wir Maßnahmen ergreifen. Aus diesem Grund erarbeitet unser Klimateam aktuell ein Klimafolgenanpassungskonzept für unseren Bezirk und die Menschen, die hier leben. Das Konzept wird mittel- und langfristige Maßnahmen und Lösungsansätze beinhalten. Somit werden die Ergebnisse als Entscheidungsgrundlage und Wegweiser für die Planung und Einbindung der Klimaanpassungsziele im Bezirk für eine durchdachte und organisierte Umsetzung dienen. Parallel werden Konzepte für die Planung erster klimaresilienter Quartiere erarbeitet. Diese werden eine Vorbildfunktion für andere Quartiere haben.“
Samira Lange, Leitung Klimateam Altona: „Um unseren Bezirk zukunftsfit und widerstandsfähig zu machen und Menschen zu schützen, müssen wir uns den Klimawandelfolgen anpassen. Das Klimaanpassungskonzept wird uns dabei auf gleich zwei Wegen unterstützen. Zum einen wissen wir für die Stadtentwicklungsplanung, welche Bereiche wir in Altona besonders berücksichtigen müssen. Zum anderen können wir uns den im Rahmen des Klimaanpassungskonzeptes identifizierten Handlungsräumen widmen, um gezielt dort die Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen des Klimawandels zu erhöhen. So können wir uns auf Bereiche mit den größten Risiken, aber auch den größten Potentialen konzentrieren und so präzise in die Gesundheit, die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen vor Ort investieren.“
Zamna Castillejos, Projektleitung des Klimaanpassungskonzeptes „COOL-Altona“: „Als Verantwortliche für das Konzept „COOL-Altona“ möchte ich die Menschen in unserem Bezirk vor den Auswirkungen des Klimawandels so gut es geht schützen – denn der Klimawandel ist bereits da! Bei „COOL-Altona“ geht es darum, alles realistisch Mögliche zu tun, um die negativen Folgen langfristig für die Menschen und Umwelt so gering wie möglich zu halten. Vor allem Kinder, Schwangere und Senior*innen leiden sehr unter hohen Temperaturen; Hausbesitzende, Mietende und Unternehmen leiden unter den Überflutungen. Durch ganzheitliche Lösungsansätze, die wir vorantreiben möchten, werden diese Risiken für die Menschen nach und nach reduziert. Eine Investition in Maßnahmen, die die Auswirkungen des Klimawandels mindern, ist zudem günstiger, als im Nachhinein die Schäden zu reparieren, die an Infrastruktur und Gebäuden entstehen können – ganz zu schweigen von den Kosten für gesundheitliche Folgen, sowie Beeinträchtigungen in Lieferketten und im täglichen (Arbeits-)Leben.“
Hintergrund - Warum benötigt Altona ein Klimaanpassungskonzept?
Die globale Jahresmitteltemperatur ist seit 1881 bis heute bereits um 1,7°C gestiegen und wird bis zum Ende des Jahrhunderts mindestens um 0,5 Grad weiter steigen (Voraussetzung für keine stärkere Zunahme ist, dass die Klimaschutzziele erreicht werden). Die Anzahl der Sommertage (>25°C) hat sich in Hamburg von 21,2 auf 31,6 Tage erhöht. Somit werden sommerliche Hitzeperioden und Trockenphasen häufiger, intensiver und länger auch in Altona auftreten. Die Erhöhung der Lufttemperatur führt zu einem Anstieg des Potentials für extreme Niederschlagsereignisse, stärkere Gewitter und Sturmböen im Sommer (Juni, Juli), die ein erhöhtes Schadenspotential erzeugen. Hitze- und Trockenheitsperioden treffen vor allem die sensiblen Personengruppen im Bezirk. Auch die Natur leidet darunter: Bestimmte junge Arten von Straßenbäumen z.B. leiden unter Hitzestress. Aber auch großflächige Naturbereiche sind betroffen.
Zudem gibt es eine Verschiebung der Regensaison. Der hohe Versiegelungsgrad verhindert die Versickerung des Regenwassers und erhöht zum Teil das Überflutungsrisiko bei Starkregenereignissen von Gebieten in tiefen Senken. Andererseits hat der Bezirk Quartiere mit lockerer Bebauung, die mit den Zielen des Wohnungsbaus und der entsprechenden Nachverdichtung vor großen Herausforderungen stehen. Der Bezirk hat außerdem Lagen am Elbhang, die bei Starkregenereignissen einem höheren Risiko ausgesetzt sind, auch durch Sturmfluten. Mit dem Klimaanpassungskonzept „Cool-Altona“ wollen wir unseren Bezirk auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten.
Alle Informationen zu „COOL-Altona“ gibt es hier.