Große braune Augen, kuscheliges Fell und ein kleiner Puschelschwanz – beim Anblick der Zwergkaninchen schlagen nicht nur Kinderherzen höher. Wenn sogar gestandene Männer dem Streichelreflex nicht widerstehen können, schmunzelt Clemens Grimm hinter seinem Stand stolz und verständnisvoll. Er selbst ist seinen langohrigen Lieblingen schon vor vielen Jahren verfallen.

Top-Models mit langen Ohren
Die Kaninchen-Passion hat der 49-Jährige aus dem kleinen niedersächsischen Dorf Küsten-Karmitz vom Vater „geerbt“, der ebenfalls Züchter war. Heute teilt er das Hobby mit seiner Frau: „Wir haben keine Kinder – die Kaninchen und unser Hund sind sozusagen unsere Familie.“ Für die heimische Langohr-Bande verzichtet das Ehepaar sogar auf Urlaubsreisen, denn länger als einen Tag können die lieben Kleinen nicht allein bleiben. Zuhause in ihrem umgebauten Schweinestall hoppeln sie durchs Stroh und warten auf den nächsten Model-Job bei einer Kaninchen-Züchter-Ausstellung. Die optimalen Stammbäume für künftige „Bunny“-Schönheiten ermittelt Clemens Grimm übrigens mit einer Spezial-Software. Doch trotz High-tech gilt auch bei Kaninchen: Perfektion ist selten.

Suchtfaktor Fischmarkt
Häschen, die keine Ideal-Maße haben, verkaufen die Grimms auf dem Fischmarkt als Haustiere: „Seit drei Jahren kommen wir jede Woche her. Natürlich nur, wenn’s für die Kaninchen warm genug ist“, erzählt Clemens Grimm. „Mittlerweile ist ein Sonntag ohne Fischmarkt ist für uns fast schon kein Sonntag mehr, das ist wie eine Sucht.“ Was mit dem Tipp eines anderen Züchters begann, treibt die beiden nun regelmäßig um halb zwei Uhr nachts aus dem Bett und ins 115 km entfernte Hamburg. Was ihnen am Fischmarkt besonders gefällt? „Einfach die Atmosphäre. Der Publikumsmix aus Alt und Jung, gut Betuchten und nicht so Wohlhabenden, Einheimischen und von weit her Gereisten. Und natürlich der Plausch mit unseren Stammkunden.“

Lebenstraum Kaninchenzucht
Im Gegensatz zu vielen Fischmarkt-Kollegen ist Clemens Grimm nur in seiner Freizeit Händler. Unter der Woche schiebt er Nachtschichten in einem Hamburger Fleischgroßmarkt und lebt währenddessen in einem Wohnmobil. Doch auch wenn er die Stadt ganz gerne mag, träumt er davon, vielleicht bei einem Bauern auf dem Land eine Anstellung zu finden. „Ich hab’ 20 Jahre im Akkord gearbeitet, jetzt würde ich gern ein wenig kürzer treten und dafür meine Zucht ausbauen.“ Auch wenn im Gegensatz zu vielen anderen Fischmarkt-Händlern noch keinen „Künstler-Namen“ führt – bei so viel Engagement hat Clemens Grimm den Titel „Kaninchen-Clemens“ eigentlich verdient.