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Geschichte Altonas
Christoph Bellin / bildarchiv-hamburg.de
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Geschichte Altonas

Anfänge der Altonaer Stadtgeschichte

Am 23. August 1664 unterzeichnet König Friedrich III. von Dänemark einen sogenannten "Offenen Brief", der den Satz enthält:

"Nach dem mahl Wir allergnädigst entschlossen, Unser in Unserer Herrschaft Pinneberg belegenes Städtlein Altona, mit Stadt- und Bürger-Recht, Gericht, Gerechtigkeit und Freiheyten, zu begnaden ..."

Das ist die Geburtsstunde der Stadt Altona, die es als solche seit dem 1. April 1938 als selbständige Gemeinde nicht mehr gibt. Im Zuge der Durchführung des Groß-Hamburg-Gesetzes wurde Altona Teil des größeren Nachbarn, der von Anfang an seiner Schwester im Westen kritisch gegenüberstand: Schon 1537 beschwerte sich Hamburg über Altona. Damals hatte nämlich Joachim von Lohe westlich des Grenzbachs einen Krug gebaut und machte den Hamburger Gastwirten arge Konkurrenz. Die Hamburger Ratsherren sollen den Loheschen Krug als "all to nah" bezeichnet haben. Doch kann der Name Altonas auch "all ten au", also "bei dem Bach", bedeuten. Dafür spricht, dass der Name oder gänzlich ähnliche Ortsnamen häufig sind. Allein in Schleswig-Holstein gibt es ihn viermal, und zwar jeweils bei Ortschaften, die keiner anderen zu nahe kommen.

Joachim von Lohe konnte immerhin mit der Hilfe des Pinneberger Drosten seinen Krug trotz Hamburger Proteste offenhalten. Pinneberg – das war ein Reichslehen, mit dem die Grafen von Schauenburg belehnt waren, die weitab auf ihrem Stammsitz an der Weser residierten und sich die Verwaltung durch den Drosten in Pinneberg besorgen ließen mit dem Ziel, möglichst hohe Einnahmen aus der Grafschaft zu ziehen.

Dieses Ziel sollte Altona sehr bald zum Vorteil gereichen, denn schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nahmen die Schauenburger Grafen Glaubensverfolgte auf, zunächst aus den spanischen Niederlanden, dann aber auch Mennoniten, Katholiken, Juden und Quäker. Bei allem heutigen Streit über die Frage, ob sich die Bundesrepublik Deutschland zu einem Einwanderungsland entwickelt, Altona war in seinen Anfängen nichts anderes als eine Einwandererstadt und hat davon glänzend profitiert. Natürlich gab es auch schon damals Streit mit den Alteingesessenen, vor allen Dingen mit den Handwerkern und Zünften, die ihrerseits sich mit den mächtigen Hamburger Nachbarn herumärgern mussten. Der Graf von Schauenburg kam aber 1603 zu einem weisen Beschluß, als er den eingewanderten Handwerkern nördlich der heutigen Straße Nobistor Flächen mit besonderem Vorrecht zuwies, auf denen die Handwerker sich niederlassen konnten, ohne dem Zunftzwang unterworfen zu sein. Das sind die noch heute bekannten Straßen Kleine und Große Freiheit, wobei sich der Graf diese Freiheit in barem Schutzgeld bezahlen ließ.

1620 hat Altona bereits 1500 Einwohner, es war allerdings ungeordnet bebaut und ohne jede Befestigung. Die einzige "Prachtstraße" war die Palmaille, die unter dem letzten Schauenburger Grafen 1639 als Spielbahn entstand. Der Name geht auf das italienische Pallamaglio-Spiel zurück, das sich seinerzeit sehr ausgebreitet hatte. Es bestand darin, dass zwei Parteien, die sich als Gegner gegenüberstanden, eine Kugel (palla) mit einem hölzernen Hammer (maglio) eine Bahn entlang zu treiben hatten. Kaum war die Palmaille fertiggestellt, starb Graf Otto VI. von Schauenburg, ohne Erben zu hinterlassen. Als erledigtes Reichslehen hätte der Kaiser in Wien die Grafschaft Pinneberg wieder vergeben müssen, doch wir sind mitten im Dreißigjährigen Krieg, die kaiserlichen Truppen haben in Norddeutschland genug anderes zu tun, und in dieses Vakuum stößt der dänische König Christian IV., um die Stellung der Dänen an der Unterelbe zu stärken.

Altona dänisch ...

Natürlich haben die Dänen die Konkurrenz zu Hamburg im Sinn, und die Verleihung des Stadtrechts durch Friedrich III. am 23. August 1664 ist in erster Linie eine Maßnahme zur Stärkung Altonas gegenüber Hamburg. Freilich werden durch den Wechsel des Landesherren aus den Altonaern keine Dänen, es beginnt aber eine nun 200 Jahre dauernde bemerkenswerte Lage für Altona, die diese Stadt immer wieder zum Spielball gesamtdänischer Interessen macht, sei es zum Vorteil, sei es aber auch zum Nachteil Altonas.

1711 und 1713 markieren zwei Schicksalsjahre für Altona, weil nach einer ersten Feuersbrunst und nach der Pest die Stadt 1713 in direkter Auseinandersetzung im Zuge des Nordischen Krieges verwickelt wird. Die Pest wütete in ganz Nordeuropa, aber immerhin wusste man inzwischen, dass sie durch Ansteckung übertragbar war. So hatte Hamburg die Tore geschlossen, als Altona von der gegen jedes Kriegsrecht verstoßenden Brandlegung durch schwedische Truppen im Januar 1713 getroffen wurde. Planmäßig setzten schwedische Soldaten des Generals Stenbock, im Osten beginnend, Haus für Haus in Brand. Aus dieser totalen Zerstörung erklärt sich, dass aus der Zeit vor 1713 außer der Straßenanlage der Palmaille so gut wie nichts mehr an das Altona vor dem Schwedenbrand erinnert.

König Friedrich IV. von Dänemark ernannte am 16. März 1713 Detlef Christian von Reventlow (1671 - 1738) zum Altonaer Oberpräsidenten. Reventlow ging tatkräftig an den Wiederaufbau, und als Glücksfall für Altona muss es gelten, dass Reventlow den erst 32 Jahre alten Claus Stallknecht als Baumeister zur Seite hatte. Der Aufbau vollzog sich in geordneten Bahnen, und die Stadt erhielt durch einige hervorragende Bauten ein sehr viel ansehnlicheres Gesicht als zuvor. Zu nennen ist besonders das Alte Rathaus an der Königstraße, das Max Brauer noch Ende der zwanziger Jahre hatte renovieren lassen und das im Bombenhagel des Jahres 1943 zerstört wurde.

Joachim von Lohe konnte immerhin mit der Hilfe des Pinneberger Drosten seinen Krug trotz Hamburger Proteste offenhalten. Pinneberg - das war ein Reichslehen, mit dem die Grafen von Schauenburg belehnt waren, die weitab auf ihrem Stammsitz an der Weser residierten und sich die Verwaltung durch den Drosten in Pinneberg besorgen ließen mit dem Ziel, möglichst hohe Einnahmen aus der Grafschaft zu ziehen.

Stallknecht war es, der die Genehmigungspflicht für Neubauten in Altona einführte und mit der mittelalterlichen Bauweise aufräumte. Beischläge sollte es in den Straßen nicht mehr geben.

Unter Reventlow wurden aber auch weitere bemerkenswerte Einrichtungen in Altona geschaffen, so von 1722 bis 1724 der neue Holzhafen - heute auch Kleinschiffhafen genannt -, um dessen Restaurierung man sich am nördlichen Elbufer in den nächsten Jahren wieder kümmern will. Schließlich fällt in Reventlows Amtszeit die Begründung des nach ihm benannten Reventlow-Stifts, das seinerzeit gemeinsam mit der Heilig-Geist-Kapelle auf dem Gelände der heutigen Grünanlage Behnstraße/Struenseestraße entsteht. Die Stiftung sollte Armen und Alten Wohnung und Unterstützung gewähren. Erst 1892 werden diese Stiftswohnungen abgebrochen und an den heutigen Standort des Reventlow-Stifts an der Thadenstraße verlegt.

Altona nimmt in der Mitte des 18. Jahrhunderts einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung, so vor allem am Hafen, an dem es 1740 drei Großschiffswerften und mehrere Bootswerften gab, dazu "Zubehörbetriebe" wie Reepschlägereien, Segelmachereien und Ankerschmieden.

Besonders hervor tat sich Altona aber im kulturellen und geistigen Leben dieser Zeit, wobei der Startschuss mit der Gründung des Christianeums im Jahr 1738 fällt. Auf Anordnung des Königs Christian VI. erhielt die bereits in Altona bestehende hohe Schule den Namen Christianeum und wurde zu einem akademischen Gymnasium, das den deutschen Landeskindern ein Studium an der Universität von Kopenhagen ermöglichte.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sammelten sich in Altona, Ottensen und entlang der feinen Landsitze an der Elbchaussee lokale Geistesgrößen der damaligen Zeit, aber auch mancher Dichterfürst, es sei nur an Klopstock erinnert.

Altona wird preußisch

Dem Krieg mit Dänemark im Jahr 1864 folgt der "Deutsche Bruderkampf" zwischen Preußen und Österreich 1866, der bekanntlich damit endet, dass Preußen sowohl das bisherige Königreich Hannover annektiert als auch ein selbständiges Bundesland Schleswig-Holstein nicht zulässt, sondern dieses ebenfalls zu einer Provinz macht. Altona ist ab 1867 Provinzstadt in Preußen, der Oberpräsident residiert nicht mehr dort, sondern als oberster Verwaltungsbeamter der Provinz in Schleswig. Damit sind die Altonaer nun zunächst "Zwangspreußen" geworden, aber der allgemeine wirtschaftliche Aufstieg des neuen Deutschen Reichs in den Gründerjahren nach 1871 vollzieht sich auch in Altona. So recht zur Entfaltung kommt das städtische Leben erst, nachdem 1888 die unselige Zollgrenze zu Ottensen fällt und ein Jahr später Ottensen eingemeindet wird, wie kurz danach auch Bahrenfeld und Neumühlen/Oevelgönne.

Die oben beschriebene planerische Stadterweiterung aus den Zeiten Behns Mitte der vierziger Jahre ist um 1890 vollzogen, so dass sich die Altonaer Stadtväter nach Erweiterungsgelände umsehen müssen. Es folgen wieder für die weitere Stadtentwicklung entscheidende Jahre, als man 1896 den Bahnhof an seinen heutigen Standort verlegt, damit eine bessere Verbindung von Altona nach Ottensen schafft und eine "neue Mitte" für Altona bekommt, den Kaiserplatz oder heute Platz der Republik. Hier entstehen mit dem neuen Rathaus, dem Museum, der Reichsbahndirektion und dem Hotel "Kaiserhof" großstädtische Bauten, die so ganz anders aussehen als die winklige Altstadt an der Pepermölenbek oder der Großen Mühlenstraße. Und es geschieht wenige Jahre später noch ein Weiteres, als neben Landgericht und Lyzeum an der Allee westlich von Ottensen mit dem Hohenzollernring und der Tresckowallee (heute Bleickenallee) weitere Möglichkeiten für öffentliche Bauten entstehen: Kreuzkirche, Oberrealschule, Kinderkrankenhaus (siehe Foto), Klinik Bülowstraße und Mittelschule Fischersallee. 1896 verabschieden die städtischen Kollegien einen neuen Bebauungsplan, der weit nach Westen und Norden ausgreift und schon spätere Wohngebiete nördlich des Bahnhofs Holstenstraße und im Raum Bahrenfeld und Ottensen planerisch vorwegnimmt.

Im August 1914 feiert Altona den 250. Stadtgeburtstag und tut dies unter anderem mit einer weit über Norddeutschland hinaus gerühmten Gartenbauausstellung beiderseits der Flottbeker Chaussee und dem Volkspark. Weitschauende Stadtväter haben den Geländeankauf ermöglicht, auf dem jetzt im Altonaer Volkspark ein Hauptfriedhof und später in den zwanziger Jahren das Volksparkstadion und das Schwimmstadion sowie ein Luftbad entstehen. Die ehemalige Donnersche Weide an der Fischersallee konnte erworben werden, und sie bildet, beginnend von der Rainvilleterrasse, mit dem früheren Altonaer Stadtpark das Gelände für die Gartenbauausstellung, auf der nicht nur Pflanzen zu sehen sind, sondern die neuesten Errungenschaften von Gartenkultur und Gartendenkmalpflege. Altona leistet sich inzwischen einen königlich-preußischen Gartenbaudirektor namens Tutenberg, der im Volkspark neben den schon genannten repräsentativen Anlagen auch eine große Festwiese, eine Freilichtbühne und einen Schulgarten errichtet.

Freie, allgemeine und geheime Wahlen ...

1918 hält nach einem Zwischenspiel mit Arbeiter- und Soldatenräten in Altona die Republik Einzug, das heißt erstmals freie, allgemeine und geheime Wahlen für jedermann, also auch für jede Frau. Aus diesen Wahlen werden die städtischen Kollegien gebildet, in denen die Weimarer Parteien SPD, DDP und Zentrum - letzteres spielt im protestantischen Altona nur eine geringe Rolle - eine komfortable Mehrheit haben. Gleichwohl bleibt der alte Bürgermeister aus der Kaiserzeit, Bernhard Schnackenburg, im Amt. Ihm zur Seite steht indes ein junger früherer sozialdemokratischer Stadtverordneter, Max Brauer, der das Amt des 2. Bürgermeisters und 1922 auch dasjenige des Kämmerers übernimmt. Nach dem Tod Schnackenburgs 1924 wird Brauer von der Bevölkerung zum Oberbürgermeister auf 12 Jahre gewählt, gleichzeitig mit ihm auch einige neue Senatoren, darunter Gustav Oelsner als Bausenator. Und nun beginnen neun wichtige Jahre für Altona, in denen Max Brauer und Gustav Oelsner das Gesicht der Stadt prägen. Auf den zuvor erworbenen städtischen Flächen entsteht vorbildlicher kommunaler Wohnungsbau, entstehen neue öffentliche Gebäude und Einrichtungen, die Altona vor allem wegen der modernen Architektur bald den Ruf einer vorbildlichen Großstadtverwaltung einbringen.

Max Brauer erkennt schon bei seinem Amtsantritt, dass die Zukunft Altonas als selbständige Großstadt neben Hamburg nur gewährleistet ist, wenn man sich entscheidet, die um Hamburg gruppierten preußischen Städte und Gemeinden zusammenzufassen und zu stärken. Deshalb wirbt er sehr nachdrücklich "für ein größeres Altona", und dies nicht immer nur mit vornehmen Mitteln, sondern auch mit plumper Propaganda. Natürlich wehren sich die Elbdörfer gegen eine Eingemeindung und tun dies auch nicht immer nur mit Samtpfoten. Am 1. Juni 1927 tritt schließlich ein entsprechendes preußisches Gesetz in Kraft, wonach unter anderen Groß-Altona bis Rissen und Stellingen-Langenfelde gebildet wird, und die Reformpolitik Max Brauers gewinnt nun eine größere Basis.

Neuer Anfang ...

Nach dem Mai 1945 beginnt in Altona bald wieder das kommunale Leben, und das heißt auch ein Leben mit beratenden Ausschüssen, Kommunalpolitikern und freien Wahlen. 1949 wird die Bezirksverwaltung gebildet und Altona wird zwar nicht wieder selbständig, aber einer unter sieben Hamburger Bezirken, allerdings ohne Stellingen und Langenfelde, die in den Bezirk Eimsbüttel integriert werden. Erster Bezirksamtsleiter nach dem Krieg wird August Kirch, der im Brauer-Magistrat bereits Senator war. Seit 1949 vollzieht sich in Altona sowie in der gesamten Bundesrepublik Deutschland zunächst ein stürmischer Wiederaufbau, bei dem manche neue Schritte im Städtebau gegangen werden, so etwa die gesamte Neu-Altona-Planung, aber auch vieles unwiederbringlich zerstört wird.

Der Bezirk Altona umfasst heute, von geringfügigen territorialen Änderungen abgesehen, das Gebiet der früheren preußischen Großstadt mit den Eingemeindungen. Dazu gehören die Stadtteile Altona-Altstadt, Altona-Nord, Ottensen, Bahrenfeld, Groß-Flottbek, Othmarschen und die im Ortsamtsbereich Blankenese zusammengefassten Stadtteile Lurup, Osdorf, Nienstedten, Blankenese, Iserbrook, Sülldorf und Rissen. Auf einer Fläche von 7.833 ha leben heute rund 248.000 Menschen.

Um einige Ecken im Bezirk Altona zu erhalten, wurde unter anderem die Palmaille mit einem Aufwand von 20 Millionen Mark renoviert. Erhebliche Investitionen erforderte auch das vom Verfall bedrohte benachbarte Ottensen - ein Stadtteil, der heute bunt und vielfältig ist und früher für seine geschickten Zigarrendreher berühmt war. Zusammen mit der Fischwirtschaft haben Industrie und Gewerbe in Altona schon immer eine große Rolle gespielt.

Typisch für Altona/Ottensen sind einerseits so repräsentative Anlagen wie der "Platz der Republik" mit dem Rathaus, Theater und Museum, andererseits Hinterhöfe und verwinkelte Straßen, in denen man noch Tingelläden, den Krämer an der Ecke und kleine Werkstätten antrifft. Originelle Pinten und urige Kneipen, gemütliche Restaurants und gute Einkaufsmöglichkeiten sorgen für ein reges gesellige Leben. Bereichert wurde Altona auch durch die gelungene Restaurierung der Fischauktionshalle.

Altonas NS-Zeit...

Bekanntlich hält die Stabilität in den Weimarer Jahren nicht lange, und im Herbst 1929 beginnen mit der Weltwirtschaftskrise die Schwierigkeiten, die auch an Altona nicht vorbeigehen. Ehrgeizige Wohnungsbauprogramme müssen gestoppt oder zumindest gestreckt werden, eine pädagogische Akademie - der spätere Neubau des Christianeums - bleibt als Rohbau stecken, statt Geschosswohnungsbau entstehen Siedlerstellen in Lurup und Osdorf aus einem Notprogramm der Reichsregierung. Und dann gerät am 17. Juli 1932 Altona reichsweit in die Schlagzeilen, als 18 Tote nach Straßenschlachten am Altonaer Blutsonntag zu beklagen sind, nachdem die SA Schleswig-Holsteins einen Provokationsmarsch durch die roten Stadtviertel der Altonaer Altstadt unternommen hatte. Am 1. August 1933 werden in diesem Zusammenhang vier Todesurteile auf dem Gerichtshof an der Allee gegen Bruno Tesch und drei seiner Freunde vollstreckt.

In den Märztagen des Jahres 1933 besetzt die SA das Altonaer Rathaus, hisst die Hakenkreuzfahne, und erste Verhaftungen von Magistratsmitgliedern und Stadtverordneten werden vorgenommen. Brauer kann in letzter Minute über Thüringen und München nach Österreich fliehen, Oelsner leitet gegen sich selbst ein Disziplinarverfahren ein, das mit einem Freispruch von allen gegen ihn erhobenen Vorwürfen wie Korruption und Bestechung endet.

Vier Jahre bleiben dem nationalsozialistischen Magistrat unter Oberbürgermeister Brix, andere Akzente als bisher zu setzen. Das geschieht sowohl in der Baupolitik - zum Beispiel in einer beginnenden Kahlschlagsanierung in der Altonaer Altstadt - als auch in der Schul- und Kulturpolitik, von den sonstigen Erscheinungen der NS-Diktatur ganz abgesehen. Am 26. Januar 1937 wird ohne vorherige Ankündigung das Groß-Hamburg-Gesetz verkündet, mit dem Adolf Hitler "mit einem Federstrich" die Selbständigkeit Altonas und auch der anderen preußischen Städte rund um Hamburg beseitigt. Zum 1. April 1937 scheidet Altona aus der Provinz Schleswig-Holstein aus und besteht zunächst für ein Jahr als selbständige Gemeinde innerhalb der Hansestadt Hamburg weiter. Die bisher von Altona wahrgenommenen staatlichen Aufgaben gehen auf Hamburg über. Zum 1. April 1938 wird Altona dann ganz nach Hamburg eingegliedert und seine Stadtverwaltung ist nur noch ein Außenposten Hamburgs. Dennoch haben die nationalsozialistischen Planer mit Altona viel vor, denn hier soll einmal das Grauhochhaus für Norddeutschland stehen, das Elbufer soll vollständig umgestaltet werden und gigantische Aufmarschachsen sollen den ankommenden Schiffen aus Übersee das neue Tor zur Welt weisen. Es wird eigens ein "Architekt für das Elbufer" (siehe Foto Elbufermodell) engagiert, der gegenüber dem Altonaer Rathaus auf dem heutigen Altonaer Balkon residiert, dort malt und zeichnet, aber außer einigen Steinproben und Holzmodellen im Bereich des Kühlhauses Neumühlen bis zum 1. September 1939 zum Glück nichts zustande bringt. Nach dem Ausbruch des Weltkrieges wird nur noch ein Sockel für die spätere Elbbrücke gemauert, alles andere wird nun der Kriegswirtschaft untergeordnet, was die Planer nicht davon abhält, noch nach den Luftangriffen von 1943 munter weiter zu planen und die Zerstörung der Altonaer Altstadt als Chance zu begreifen, nunmehr erst recht neue Achsen und Aufmarschplätze zu planen.

In den Julitagen des Jahres 1943 geht die Altonaer Altstadt mit dem alten Rathaus, der Königstraße, der Heilig-Geist-Kapelle, der Großen Johannisstraße und vielem anderen mehr im Bombenhagel unter. Ottensen dagegen bleibt weitgehend unzerstört, während auch in den Elbdörfern bis hin nach Rissen vereinzelt Luftangriffe zu verzeichnen sind. Hier hatte nämlich seit 1936 ein kräftiger Kasernen- und Flakstellungsbau begonnen, der nun das Ziel britischer und amerikanischer Luftangriffe wurde.

Altonas schwere Jahre ...

Nach diesen guten Jahrzehnten brachte die Franzosenzeit für Altona schwere Jahre. Das begann schon mit der Blockade durch die Engländer 1799 und der Stellung Altonas als südlichster Vorposten Dänemarks, das mit den Franzosen verbunden war. Im November 1806 verkündete Napoleon im Kampf gegen England die Kontinentalsperre, und damit waren Handel und Seefahrt sowohl für Altona wie für Hamburg über Jahre vernichtet. Nachdem Hamburg 1810 eine französische Stadt geworden war, fehlte nicht viel, dass Altona dasselbe Schicksal wie 1713 beim Schwedenbrand erlitten hätte. Zum Glück stand aber als Oberpräsident in dieser Zeit Graf Conrad von Blücher den Bürgern der Stadt bei, und seinem geschickten Verhalten gegenüber Franzosen und Russen ist die Rettung Altonas zu verdanken. Der französische Befehlshaber Davout hatte sich auch zu den Zeiten, als es mit Napoleon bereits bergab ging, in Hamburg festgesetzt, und einschneidend waren die Dezembertage 1813, als an die Hamburger Bürger der Befehl ergangen war, sich bis zum 1. Juli 1814 mit Lebensmitteln zu versorgen, andernfalls man die Stadt zu verlassen habe. Lange Elendszüge von abgehärmten Gestalten, Frauen mit kleinen Kindern, Alten und Kranken, machten sich über den Hamburger Berg auf den Weg nach Altona. Sie wurden dort, so gut es ging, untergebracht, aber Altona geriet daraufhin erst recht zwischen die Fronten von Russen einerseits und Franzosen andererseits. Im April 1814 kam es fast vor Altona zu einer Schlacht zwischen dänischen und englischen Kanonenbooten einerseits sowie dem französischen Festungskommandanten Davout, der drohte, Altona in Brand zu schießen. Erst die Niederlage Napoleons brachte auch Davout zur Aufgabe.

Dass diese Jahre für Altona so glimpflich abliefen, ist ohne Zweifel auch dem klugen und unerschrockenen Handeln des Oberpräsidenten von Blücher zu verdanken, der bis zu seinem Tod im Jahr 1845 in seiner Stellung blieb. Das Todesjahr Blüchers wiederum markiert einen Einschnitt, denn ein Jahr zuvor haben für Altona "moderne Zeiten" begonnen: Noch bis in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts hatte sich Altona im wesentlichen zwischen dem Grenzbach nach Hamburg und der Palmaille erstreckt, nach Norden bis zum Nobistor und etwas über die Königstraße hinaus. Zwischen Altona und Ottensen aber lagen freie Felder.

Die Entscheidung, die erste Eisenbahnlinie Schleswig-Holsteins nicht in der Stadt direkt, sondern an der westlichen Grenze Altonas auf freier Fläche ganz in der Nähe der Christianskirche in Ottensen enden zu lassen, führt zu einer möglichen Stadterweiterung, die Altonas Wachstum im 19. Jahrhundert ganz maßgeblich begünstigt. 1844 wird die Christian-VIII.-Ostseebahn eingeweiht.

Als Endpunkt dient das heutige neue Rathaus am Platz der Republik, damals Bahnhof und Tor nach Norden für den Warenumschlag von der Elbe zur Ostsee. Bürgermeister Behn entwirft in diesen Zeiten einen Stadterweiterungsplan, der schon das heutige Straßennetz zwischen Max-Brauer-Allee und der Holstenstraße klar aufweist, wenn auch die Bebauung zum Teil noch dreißig bis vierzig Jahre dauern wird. Die Lage des Bahnhofs direkt an der Geestkante zeigt aber auch, welchen Nachteil die geographische Lage Altonas im Verhältnis zu Hamburg bereit hält: Der Uferstreifen an der Elbe ist schmal, das Gewerbe kann sich nicht in die Breite, sondern nur in die Länge ausdehnen, und will man vom Hafen Waren weiter an Land transportieren, muss man eine "schiefe Ebene" überwinden, und das mit den technischen Möglichkeiten des 19. Jahrhunderts. Hamburg dagegen hat am Hafen Platz, ihm gehören die Elbinseln, und es kann von daher der stürmischen Entwicklung von Handel und Industrie Platz machen.

Hinzu kommt seit 1853 der Verlauf einer neuen Zollgrenze zwischen Ottensen und Altona, der dazu beiträgt, dass in Altona selbst eine nennenswerte Gewerbeerschließung oder Industrialisierung überhaupt nicht stattfindet, stattdessen aber Ottensen stürmisch auflebt, später auch Bahrenfeld nach dem Bau der Vorortsbahnstrecke von Altona nach Blankenese.

Mitte des 19. Jahrhunderts wird Altona wiederum in machtpolitische Auseinandersetzungen hineingezogen, die diesmal - und das erstmals seit mehreren hundert Jahren - die "nationale Frage" zum Gegenstand haben: 1848 hatten sich die Schleswig-Holsteiner gegen die dänische Herrschaft erhoben, nachdem zuvor Dänemark unverhohlen zumindest die Einverleibung des Landesteils Schleswig betrieben hatte. Die sogenannte "Schleswig-Holsteinische Erhebung" von 1848 bis 1850 endet bekanntlich mit einer Niederlage gegen die Dänen, nachdem unter anderen die Preußen aus Großmachtinteressen ihr Engagement für Schleswig-Holstein aufgeben.

Nach der Schaffung der oben beschriebenen Zollgrenze 1853 machen sich die dänischen Landesherren auch in Altona nicht beliebter, und 1863 wird zu einem konfliktträchtigen Jahr: Friedrich VII. schließt am 30. März Holstein und Lauenburg aus dem dänischen Gesamtstaat aus, trotz des seit 400 Jahren gültigen Vertrages von Riepen, wonach die Herzogtümer Schleswig und Holstein "up ewig ungedeelt" sein sollen. Nach dem Tod Friedrich VII. im Herbst 1863 geht die Personalunion zwischen dem dänischen Königtum und dem augustenburgischen Herzogtum Schleswig-Holstein zu Ende. Nachfolger Christian IX. unterzeichnet ein "Grundgesetz" für die gemeinschaftlichen Angelegenheiten Dänemarks und Schleswigs, womit er die Einverleibung des Landesteils Schleswig in den dänischen Gesamtstaat vollzieht. Dieses ist ein günstiger Vorwand für Bismarck, den preußischen Ministerpräsidenten, die Bundesexekution gegen Dänemark zu betreiben, und am 7. Dezember 1863 beschließt der Deutsche Bund, in Schleswig-Holstein einzugreifen. Oft ist beschrieben worden, wie am Heiligen Abend in Altona die Bundestruppen einziehen, lebhaft in einer antidänischen Stimmung begrüßt.