Kalt und regnerisch zeigt sich der Septembermorgen. Die zwölf Schülerinnen und Schüler der Stadtteilschule Winterhude stört das gerade wenig. Sie schaufeln Kies und laden Steine in ihre Schubkarren, wuchten einen Baumstamm auf eine Sackkarre und beginnen mit ihrem Tagewerk. 15 Tage lang werden sie die Tarpenbek renaturieren – jeden Tag sechs Stunden harte Arbeit. Das ist ihre Herausforderung.
Vor zehn Jahren wurde an der Stadtteilschule Winterhude ein dreiwöchiges Projekt mit dem Namen "Herausforderung" ins Leben gerufen. Drei Wochen lang sitzen die Schüler nicht im Klassenraum, um zu pauken, sondern beweisen sich draußen. Sie haben die Gelegenheit, Leistungen zu erbringen, auf die sie stolz sein können – sei es bei einer Wanderung über die Alpen, einer Fahrradtour nach Paris oder einem Renaturierungsprojekt in Hamburg. „Wir wollen unseren Schülern in den drei Wochen die Möglichkeit geben, in einer für sie außergewöhnlichen Situation Lebenserfahrung zu sammeln“, sagt die Lehrerin und Leiterin dieser Herausforderung Bärbel Langmaack.
Im September 2017 fand zum achten Mal das Projekt "Natur pur" statt, bei dem die Teilnehmer sich drei Wochen lang sechs Stunden pro Tag in einem Bachrenaturierungsprojekt engagieren. Fachlich koordiniert wurde der Einsatz von zwei Mitarbeitern des Fachamtes Management des öffentlichen Raumes, Abteilung Tiefbau. Henrik Hufgard und Jens Brehm sind für die Unterhaltung der zahlreichen Gewässer im Bezirk Hamburg Nord zuständig. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, die Bäche ökologisch aufzuwerten. „Die europäische Wasserrahmenrichtlinie verpflichtet uns, Maßnahmen zu planen und umzusetzen, die den ökologischen Zustand unserer Gewässer verbessern“, erklärt Herr Hufgard. „Die Umsetzung von Kleinmaßnahmen im Gewässer mit Bachpaten ist eine hervorragende Möglichkeit, Menschen die Bedeutung von Wasser allgemein und Fließgewässern im Besonderen näher zu bringen“ führt sein Kollege Jens Brehm weiter aus.
„Durch den Einbau von Steinen und Holz versuchen wir, mehr Vielfalt in den Bach zu bringen“, fasst Andreas Lampe, der als freiberuflicher Umweltpädagoge solche Einsätze von Schülern an Gewässern im Bezirksamt Nord anleitet, die Aufgabe der Schüler zusammen. „In der schnurgeraden, schnellfließenden Tarpenbek haben gerade Fische es schwer. Sie finden nicht ausreichend Verstecke, Ruhezonen und Laichplätze.“ Die Schüler haben in drei Wochen nördlich der Straße Tarpen 32 Tonnen Kies, 14 Tonnen Geröll und einiges an Totholz in der Tarpenbek platziert. „Wir sind alle gespannt, wie sich die Einbauten der Schüler auf das Vorkommen der Fische und der Kleinlebewesen wie zum Beispiel Köcherfliegen auswirken“, sagt Henrik Hufgard aus der Abteilung Tiefbau. Im Jahr 2018 soll die Aktion fortgeführt werden.