Im Februar 2022 wurden rund um die Einmündung Gödeke-Michelsweg und Heunerstieg im Bereich der Fahrbahn sechs Versickerungsbeete mit verschiedenen Baumarten angelegt. Ziel war es, einen zusätzlichen unterirdischen Stauraum im bestehenden Straßenbereich zu schaffen, um das Regenwasser zu sammeln, temporär zurückzuhalten, zeitverzögert vor Ort versickern zu lassen und die Situation zu entschärfen, die selbst bei den geringen Starkregenereignissen zu überfluteten Kellern führen würde!
Grundlage des Projekts war von CLEVER im Jahre 2021 initiierte "Entwässerungsanalyse für Starkregenereignisse - Neugraben-Fischbek", eine interinstitutionelle und transdisziplinäre Arbeit zwischen verschiedenen Hamburger Verwaltungsstellen auf Ministerial- und Bezirksebene, Hamburg Wasser, Vertretern der Wissenschaft (Technische Universität Hamburg) und der IBA Hamburg. Die Analyse wurde durchgeführt, um die Auswirkungen von Starkregenereignissen unterschiedlicher Intensität auf die Entwässerungssituation des Stadtteils Neugraben-Fischbek besser zu verstehen. Aus diesem Grund wurde eine innovative Methodik unter Verwendung einer bidirektionalen hydrodynamischen Abflussmodellierung entwickelt, bei der das 1D-Kanalnetzmodell mit 2D-Oberflächenmodellen gekoppelt wurde, um die hochwassergefährdeten Gebiete in Neugraben-Fischbek zu identifizieren und gleichzeitig potenzielle Minderungsmaßnahmen mit naturnahen Lösungen zur Abhilfe des Gefahrenpotenzials vorzuschlagen.
Für die Evaluierung der umgesetzten Maßnahme wurde nun mit dem Modell die Entwässerungssituation nach dem Einbau von sogenannten Versickerungsbeeten gerechnet simuliert. Das Rückhaltevolumen aus Rigolen, Drainagekissen, Kontrollschächten und Freibord wurde durch die Vertiefung der im Modell nachgebildeten Versickerungsflächen erhöht. Zusätzlich wurden die Anlageflächen auf durchlässigen Sanduntergrund als versickerungswirksam geändert. Das gesamte Rückhaltevolumen der sechs Versickerungsbeete beträgt ca. 54 m³.
Diverse getestete Simulationsansätze haben auch gezeigt, dass die Überflutungsgefahr durch die Versickerungsbeete bei unterschiedlichen Starkregenszenarien reduziert wird. Beispielsweise wird bei SRI-2 das Risiko, dass Oberflächenwasser auf benachbarte Grundstücke fließt oder Fahrzeuge im Tiefpunkt stecken bleiben, verringert, aber bei SRI-5 ist die Überflutungssituation nicht allein durch die gebauten Versickerungsbeete zu verhindern. Dennoch tragen die Tiefbeete als natürliche Regenwasserrückhalte- und versickerungsfläche erheblich zu der angespannten Überflutungssituation in diesem Bereich bei und sind im Sinne des Projektes CLEVER Cities eine natürliche Gegebenheiten nutzende, ressourcenschonende und funktionierende Maßnahme (Nature based Solution) der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung. Kombiniert mit einer Reihe anderer gezielter Maßnahmen wie z. B. weitere Entsiegelung von Flächen, dachbegrünungsbedingte Abflussreduzierung, weitere Versickerungsbeete und Straßenraumgestaltung können die negativen Auswirkungen künftiger Starkregenereignisse auf die benachbarten Häuser weiter vermindert werden. Und das ist ein großer Erfolg eines kleinen Forschungsprojekts wie diesem!
Die Realisierung von sechs Versickerungsbeeten zur dezentralen Rückhaltung des Regenwassers, die im Rahmen der Entwässerungsanalyse im Kreuzungsbereich von Gödeke-Michelsweg und Heuerstieg vorgeschlagen wurden, erfolgte durch das Tiefbauamt in enger Zusammenarbeit mit der Grünabteilung und des Bezirks Harburg sowie dem CLEVER Team. Die Versickerungsbeete wurden auf einem Fahrbahnstreifen angelegt, ohne den Straßenraum weiter ausbauen zu müssen. Zusätzlich wurden die Beete mit verschiedenen Arten von flachwurzelnden Bäumen bepflanzt, die auch experimentell hinzugefügt wurden, um die Vitalität und die Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Baumarten bei der extrem wechselnden Feuchtigkeit zu bewerten. Außerdem war das Ziel, durch die Pflanzung von Bäumen das Straßenbild optisch aufzuwerten und einen Beitrag zur Artenvielfalt und zum Mikroklima in diesem Bereich zu leisten. Diese Erfahrungen werden in weiteren Projekten der Stadt- und Landschaftsplanung Hamburgs angewendet und fortgeschrieben.
Bemerkenswert ist, dass die Einwohner auch die Möglichkeit haben, das Wachstum der Bäume im Rahmen eines kleinen Citizen-Science-Projekts vor Ort zu beobachten, bei dem durch einfaches Scannen eines QR-Codes und Ausfüllen der Antworten auf die vordefinierten Fragen weitere Erkenntnisse über die Vitalität der Straßenbäume unter den sich ändernden Bedingungen gewonnen werden können.