Herausforderung Urbaner Sportstättenbau
Die Sportinfrastruktur in wachsenden Städten und Ballungsgebieten muss sich nicht nur in Zukunft, sondern bereits gegenwärtig großen Herausforderungen stellen. Die zunehmende Reduzierung der zur Verfügung stehenden Flächen bei gleichzeitig stetig ansteigender Einwohnerzahl generiert eine Konkurrenzsituation, die in der Planung von urbanen Sportstätten zu Ansätzen führen muss, die über den sportfunktionellen Tellerrand hinausblicken.
Dabei bilden Nachhaltigkeitsaspekte in ganzheitlicher Betrachtung den Schwerpunkt für die Sportanlagen der Zukunft, wie die ökologische, ökonomische, soziokulturelle, funktionale und technische Qualität. Für die Gesellschaft steht dabei nicht selten ein gesteigertes Umweltbewusstsein im Vordergrund. So soll eine Sportanlage im Idealfall klimaneutral sein und darf ökonomische Zwänge nicht unberücksichtigt lassen.
Zielsetzungen des Bundesprogramms
Um für die zuvor beschriebene Gemengelage einen zukunftsweisenden konzeptionellen Ansatz zu erzeugen, konnte durch das Bezirksamt Hamburg-Mitte über das "Modellvorhaben zur Weiterentwicklung der Städtebauförderung" eine Bundesförderung eingeworben werden. Unter dem Dach der Nationalen Stadtentwicklungspolitik sollen hier beispielhaft Modernisierungs- und Anpassungsstrategien für den klimagerechten Umbau, die Infrastruktur neuer Mobilitätsformen, die Nachverdichtung und das Nebeneinander von Sport , Wohnen, Freizeit und Gewerbe unter Berücksichtigung des sozialen Zusammenhaltes entwickelt werden.
In Hamburg-Mitte trägt das Modellvorhaben den Titel „Mitte machen“. Neben den zuvor genannten Zielsetzungen wurde im Zuge erster Abstimmungen mit dem Bund eine Schnittstelle zu bautechnischen und planungsmethodischen Aspekten implementiert, um innovative und beispielgebende Ansätze zu konzipieren, zu prüfen und ggf. zu etablieren.
Dieser Zielsetzung folgend entstand das Konzept der Innovationskonferenz „Urbaner Sportstättenbau 2020“.
Zielsetzung der Innovationskonferenz
Über diese Innovationskonferenz - die von Seiten des Fachamtes Bezirklicher Sportstättenbau initiiert und durch die Hochschule Osnabrück begleitet wurde - konnte gemeinsam mit etwa 30 nationalen Expertinnen und Experten aus Forschung, Lehre, Planung, Bauwirtschaft, produzierendem Gewerbe, Sportverbänden und Verwaltung über innovative und umsetzbare Perspektiven für die Planung und den Bau von urbanen Sportfreianlagen diskutiert werden.
Das übergeordnete Ziel der Innovationskonferenz war es, für die bis 2026 im Zuge des Modellvorhabens „Mitte machen“ geplanten Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen konkrete Erkenntnisse zu generieren, um diese unmittelbar umsetzen zu können.
Über vorgeschaltete Telefoninterviews wurden die Schwerpunktthemen „Boden, Wasser, Luft, Klima“, „Bespielbarkeit“, „Urbaner Sportbelag“, „Sportbelag im Lebenszyklus“ und „umweltgerechter
Oberbau“ identifiziert und dann am 07. und 08. September im Bezirksamt Hamburg-Mitte im Rahmen einer Zukunftswerkstatt erörtert.
Dabei wurden die Erfordernisse der Multicodierung urbaner Sportanlagen sowie die Belange des regeloffenen und informellen Sports ebenso thematisiert wie die im Detail erörterten Möglichkeiten einer nachhaltigen, umweltgerechten Bauweise sowie der Verwendung von zukunftsweisendem Kunststoffrasen, der an einer End-of-life-Betrachtung bzw. an Recyclingprozessen ausgerichtet ist.
Fazit
Der Diskurs der Expertinnen und Experten hat gezeigt, dass bereits jetzt einige innovative und beispielgebende Ansätze zur Gestaltung von Sportfreianlagen vorhanden sind und daher umgesetzt werden sollten. So sind am Markt vielfältige neue und umweltgerechtere Produkte und Systeme erkennbar und in Teilen bereits verfügbar.
Die Vielfalt der im Rahmen der Innovationskonferenz vertretenden Fachbereiche hat breit gefächerte Möglichkeiten für eine zukünftige Herangehensweise aufgezeigt. Die Diskussionsrunden zeigten aber auch, dass es einen gewissen Mut bedarf, innovative Projekte außerhalb des Normbereichs umzusetzen. Erkennbar war, dass es für den im urbanen Raum wichtigen Kunststoffrasen mehrere Möglichkeiten zu geben scheint, zukunftsorientierter zu produzieren und zu arbeiten – sei es über die Verwendung von Bio- oder Recyclingkunststoffen oder über die Langlebigkeit und Recyclingfreundlichkeit zukünftiger Produkte.
Dabei ist neben der Betrachtung der Umweltverträglichkeit der Produkte und Bauweisen auch auf die sportfunktionellen Auswirkungen etwaiger Anpassungen der Bauweisen zu achten, um dem Anspruch an die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler gerecht zu werden.
Die Bereitstellung eines angemessenen Budgets für Bau und Betrieb war nach Auffassung aller Teilnehmenden obligatorisch, um nahezu allen diskutierten Aspekten der Sportstättenplanung zur Wirksamkeit zu verhelfen. Perspektivisch müssen die Belange der Nachhaltigkeit und Umweltgerechtigkeit in Bau und Betrieb stärker in die relevanten Vergabeentscheidungen eingebracht werden. Eine ausschließliche Orientierung am Preis erscheint vor dem Hintergrund der aktuellen Aufgaben nicht mehr zeitgemäß und soll in den Projekten des Modellvorhabens deshalb weiterentwickelt werden.
Sinnvoll wäre es zudem, die Sportanlage der Zukunft nach Möglichkeit deutlicher an einer multifunktionalen Nutzbarkeit auszurichten und in diesem Kontext sportfremde Themen von urbaner Bedeutung in der Planung zu berücksichtigen wie das Regenwassermanagement, ökologische Faktoren wie die Biodiversität oder eine übergeordnete Aufenthaltsqualität.
Die Möglichkeit einer Wiederholung der Innovationskonferenz zum Zwecke der Überprüfung und Diskussion zwischenzeitlich gesammelter Erkenntnisse (in zwei bis drei Jahren) wurde von den Teilnehmenden begrüßt.