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Kartoffel

Giftpflanze des Jahres 2022

Die giftige + Kartoffel wurde mit 480 Stimmen (27,5%) zur 18. Giftpflanze des Jahres gewählt.

Helge Masch

Inhaltsverzeichnis

Platz 2: Lebensbaum  - Thuja sp. 21,1%
Platz 3: Schwarzes Bilsenkraut - Hyoscyamus niger 20,6%
Platz 4: Dickmännchen - Pachysandra terminalis 17,6%
Platz 5: Blauer Nachtschatten - Lycianthes rantonnetii 13,2%

Die Kartoffel ist heute als Grundnahrungsmittel nicht mehr aus Rezepten und Speisekarten wegzudenken. Doch nach der Einfuhr dieses Gewächses aus den Anden Südamerikas mussten einige Hürden genommen werden, bis Pommes, Pell- und Salzkartoffel und sogar der Kartoffelsalat zu Weihnachten salonfähig wurden. Grund hierfür ist, dass zunächst das giftige Kartoffelkraut verzehrt wurde und dadurch Krankheits- und Todesfälle auftraten. Die Knollen hingegen wurden verteufelt und den Schweinen oder Häftlingen zum Verzehr gegeben.

Mit der Wahl der Kartoffel zur Giftpflanze des Jahres wollen wir auf die Giftwirkung  in den grünen Pflanzenteilen und Früchten aufmerksam machen. Keinesfalls soll dieser Titel den Verzehr der leckeren stärkehaltigen Knollen beschränken. Nehmen wir die Kartoffel als Botschafterin dafür, dass es mit wenigen Grundkenntnissen problemlos möglich ist, unfallfrei mit Giftpflanzen in Haus und Garten zu leben. Denn das Uhrwerk der Biodiversität ist auch auf die giftigen Vertreter in Flora und Fauna angewiesen!

Vorkommen und Standort

Anden Südamerika | Feldanbau in vielen Regionen der Welt.

Giftigkeit

Alle grünen Pflanzenteile, Früchte und gekeimte Knollen sind stark giftig ++

Hauptwirkstoffe

Solanin und Chaconin
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt vor stark keimenden Kartoffeln. Diese sollten maximal 100 Milligramm Solanin pro Kilogramm Speisekartoffeln enthalten.

Vergiftungserscheinungen

Ungewöhnliche Erregung, Beschwerden im Magen- und Darmtrakt mit Durchfall und Erbrechen, multiple Blutungen insbesondere in der Netzhaut, Kopfschmerzen bis hin zu Atemnot, Krämpfen und Lähmungen, Tod nicht ausgeschlossen.

Erste Hilfe

Bei dem geringsten Verdacht einer Vergiftung sollte man sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.

Tiere

Für Pferde, Rinder und Kühe, Schafe, Schweine, Hasen und Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und für Vögel sind das Kartoffelkraut sowie gekeimte Kartoffeln giftig. Vergiftungserscheinungen bei den Tieren: Erbrechen, Magen- und Darmentzündung und Durchfall. Es kann zum Zerfall der roten Blutkörperchen kommen.

Die Kartoffel als Nutzpflanze

Speisekartoffeln

An dieser Stelle wollen wir uns nicht in den über 2.000 Geschwistern von Laura, Linda, Sieglinde, Bintje oder gar den Bamberger Hörnchen verlieren. Es ist jedoch festzustellen, dass Kartoffelsorten unterschiedliches Kochverhalten haben, so unterscheidet man festkochende und mehligkochende Kartoffelsorten.

Küchentipps - die vor gesundheitlichen Schäden bewahren sollen.

  • Mit giftigen Kartoffelknollen haben wir es zu tun, wenn die Kartoffel mehr grün als gelb / braun ist oder sich bereits lange (> 1 cm) Keime gebildet haben. Denn das Solanin ist hitzebeständig und wird erst bei über 240 °C zerstört. Das Kochen in siedendem Wasser zerstört das giftige Alkaloid nicht!
  • Modernere Kartoffelsorten weisen einen Solaningehalt von 3 bis 7 mg/100 g in der Schale auf, der Gehalt im Kartoffelkörper ist wesentlich geringer. Dieser Werte steigen z.B. bei Lagerung unter Lichteinfluss! Bei alten Kartoffelsorten können die Werte höher sein!
  • Insbesondere kleine Kinder sollten keine ungeschälten Kartoffeln essen.

  • Große Kartoffeln sind gegenüber kleinen Kartoffeln zu bevorzugen, da das Verhältnis von Oberfläche (Schale) zu Volumen bei großen Kartoffeln kleiner und somit günstiger ist.

  • Sobald Sie die Kartoffeln geschält und zerkleinert haben, sollten Sie diese niemals im Kühlschank aufbewahren! An den Schnittstellen bildet sich das giftige Solanin zum Schutz der Knolle vor Infektionen! Die Lagerung in Wasser mit einem Schuss Essig hingegen ist für etwa 24 Stunden unbedenklich. Das Essigwasser ist vor der Zubereitung abzugießen.
  • Das Einfrieren der Kartoffelstücke wäre aus Sicht der Bildung von Solanin ok. Allerdings werden die Kartoffelstücke nach dem Auftauen glasig und schmecken süßlich. Dies geschieht auch, wenn die Kartoffeln bei der Lagerung Frost bekommen.
  • Bei der Ernte oder dem Transport beschädigte Kartoffeln sollten aussortiert werden.
  • Recycling und Wassersparen werden natürlich immer gern gesehen. Jedoch sollte Kartoffelkochwasser nicht weiterverwendet werden. Denn das Solanin zerfällt bei der Zubereitung nicht, sondern geht teilweise in das Kochwasser über. Auch Frittierfett sollte aus diesem Grund regelmäßig gewechselt werden.
  • Haben Sie die obigen Hinweise alle befolgt und Ihr Kartoffelgericht schmeckt seltsam bitter, ist von dem Verzehr abzusehen.
    Mit anderen Worten: NICHT WEITERESSEN!
  • Werden Pommes oder Bratkartoffeln und andere Kartoffelgerichte bei über 170 °C zubereitet, entsteht das gesundheitsschädliche Acrylamid. Acrylamid ist als erbgutschädigend und krebserregend eingestuft.

Stärkekartoffeln

Für die Produktion von Kartoffelstärke werden Sorten gewählt, die besonders viel Stärke ausbilden. Diese sind für den täglichen Verzehr nicht geeignet.

Futterkartoffeln

Futterkartoffeln kommen von Kartoffelsortierbetrieben. Es handelt sich dabei um aussortierte Kartoffeln, die nicht für den Verzehr, als Saatkartoffeln oder die Herstellung von Pommes frites geeignet sind.

Lesen Sie hierzu auch den Newsletter-Artikel unserer FÖJlerin [Tabea]:
Kulturpflanzen - Mangelnde Vielfalt auf Feldern

Speisen mit Kartoffeln

  • Salzkartoffeln
  • Pellkartoffeln
  • Kartoffelknödel
  • Pommes frites
  • Kartoffelbrot
  • Kartoffelsalat
  • Kartoffelpuffer
  • Kartoffelbrei

Beschreibung der Pflanze

Lebensdauer: Staude bei uns einjährig da nicht winterhart
Wuchshöhe: bis über 100 cm können erreicht werden.
Blätter: gefiedert dunkelgrün
Blüte: weiß oder blau fünflappig
Früchte: kugelig kirschengroß gelbgrün
Generative Ausbreitung: Die Verbreitung erfolgt durch Verdauungsverbreitung.
Vegetative Ausbreitung: Die Pflanze bildet knollentragende Ausläufer (Stolonen) aus.

Name

Solanum : Gattung = Die Bedeutung ist ungeklärt
tuberosum: Art =
Kartoffel: zuvor Tartuffel, vom italienischen Tartufolo für Trüffel, dies wiederum von „terrar tuber“ für Erdknolle.
Pflanzenfamilie: Nachtschattengewächse / Solanaceae
Weitere Namen: Erdapfel, Erdbirne, Grundbirne, Potaten

Kartoffeln im Gartenbeet oder im Kübel „anbauen“

Sind Ihre Kartoffeln im Vorrat schneller gekeimt, als Sie diese essen konnten? Diese wegzuschmeißen ist doch wirklich zu schade. Warum nicht im Frühjahr den persönlichen Kartoffelanbau starten. Die erste Vollblüte des Löwenzahns ist der richtige Zeitpunkt, mit der Kartoffelkultur zu beginnen. Füllen Sie in einen hohen Kübel eine Schicht von ca. 10 cm humosen, aber torffreien Substrat. Legen Sie die bereits vorgekeimten Kartoffeln (Anzahl je nach Durchmesser des Gefäßes) auf das Substrat. Nach dem Positionieren werden die Kartoffeln mit ca. 5 cm über der Knolle mit Substrat bedeckt und angegossen. Zu diesem Zeitpunkt können die Gefäße direkt an einem sonnigen Platz im Freien aufgestellt werden. In den folgenden Tagen und Wochen bilden sich Sprosse und Blätter die sich in die Höhe recken. Diese werden dann fortlaufend mit Substrat bedeckt, bis der Kübel gefüllt ist. Es sollten immer ca. 10 cm des beblättertern Spross dem Sonnenlicht ausgesetzt sein. Im Herbst zieht das Kartoffelkraut ein und Sie können zur Ernte schreiten. Durch das sukzessive Auffüllen mit Substrat ist der Kübel in ganzer Höhe mit leckeren Knollen gefüllt.

Ganz ähnlich gehen Sie im Beet vor. Nach dem Auslegen der vorgekeimten Kartoffeln wird das Kraut der Pflanze mit der umgebenden Erde angehäufelt. Halten Sie daher von Beginn an einen ausreichend großen Reihenabstand ein.

Postwertzeichen

1967- Österreich Int. Pflanzenschutzkongress – Kartoffelkäfer
1977 – DDR – 25 Pfennig - Moderne Technik in der Landwirtschaft, Kartoffel-Rodelader
1997 - BRD - 300 Pfennig - 350 Jahre Kartoffelanbau in Deutschland
2008 – Schweiz - 85 Rappen - Jahr der Kartoffel – Sonderbriefmarke
2021 – Dänemark – 8 Kronen - Smörrebröd

Zu guter Letzt

Kartoffelbefehl, auch Kartoffelerlass,

ist eine Bezeichnung für Anordnungen, Rundschreiben und Verordnungen Friedrichs II. von Preußen an die Beamten seiner Provinzen, in denen er sich bemühte, den Anbau der Kartoffel in den preußischen Provinzen durchzusetzen. Es sind 15 solcher „Kartoffelbefehle“ bekannt; der erste wurde 1746 anlässlich einer Hungersnot in Pommern erlassen. (Quelle: Wikipedia)

Internationale Jahr der Kartoffel 2008 (Vereinte Nationen).

Die Mission des Internationalen Jahrs der Kartoffel ist, das Bewusstsein für die Bedeutung der Kartoffel als Nahrungsmittel in den Entwicklungsländern zu steigern, Forschung und Entwicklung kartoffelbasierter Systeme zu fördern und damit zum Erreichen der Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen beizutragen. Die Kartoffel hat ein erhebliches Potenzial, bei der Bekämpfung der Unterernährung beizutragen. (Quelle: Wikipedia)

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Übersicht über die Giftpflanzen in Deutschland

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