Auszeichnung 1886
Senatsantrag vom 20. Oktober 1886 (SVorl. 112), Bürgerschaftsbeschluss vom 10. November 1886, Übermittlung der Ehrung am 13. November 1886.
Begründung
Anerkennung für das Geschenk von 128 Gemälden an die Kunsthalle Hamburg.
Hintergrund
Gustav Christian Schwabe war ein Kaufmann und Kunstförderer. Er schenkte der Kunsthalle Hamburg seine wertvolle Gemäldesammlung und initiierte indirekt den Ausbau und die Modernisierung des Museums.
Schwabe wurde 1813 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Aus politischen Erwägungen konvertierte die Familie Schwabe 1819 geschlossen zur Evangelisch-Lutherischen Kirche. Gustav Schwabe erlernte wie sein Vater den Kaufmannsberuf und trat 1834 als Partner in die gleichzeitig umbenannte Handelsfirma Boustead, Schwabe and Company ein. Vier Jahre später wechselte Schwabe nach Liverpool, wo er der international renommierten Kommissionärs-Firma von Edward Little beitrat. Little starb im darauffolgenden Jahr. Es wird vermutet, dass er Schwabe sein Haus und Vermögen vererbte. Zu den Schwerpunkten der Geschäftstätigkeit Schwabes gehörte der Wollhandel.
Schwabe ging anschließend weitere lukrative Geschäftspartnerschaften ein, unter anderem mit der in Liverpool ansässigen John Bibbs & Sons und anderen Schifffahrtsgesellschaften sowie der Belfaster Werft Harland & Wolff. Deren Mit-Eigner Gustav Wilhelm Wolff war ein Neffe Schwabes, der eine Zeitlang bei seinem Onkel in Liverpool lebte. 1867 erwarb Schwabe mit Geschäftspartner Thomas Ismay die bankrotte White Star Line, wobei Schwabe seine einschlägigen Beteiligungen geschickt miteinander verknüpfte. Die neu gegründete White Star Line kaufte ihre Schiffe nur bei Harland & Wolff und nahm anschließend mit Erfolg den hart umkämpften Wettbewerb in der kommerziellen Passagierschifffahrt auf der Nordatlantik-Route auf. Ferner gehörte Schwabe zu den Finanziers des Reeders Albert Ballin, dem Generaldirektor der Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG).
Schwabe lebte später überwiegend in seinem Londoner Domizil. Der zu großem Wohlstand gekommene Kaufmann erwarb sich einen Ruf als leidenschaftlicher Kunstsammler und -förderer. 1893 setze er sich zur Ruhe. Schwabe starb 1897 in London.
Im Herbst 1883 war Schwabe mit der Kunsthalle Hamburg in Verhandlungen eingetreten, um dem Museum seine 128 Gemälde umfassende Sammlung englischer Künstler zu übergeben. Zusätzlich spendete er 6000 Pfund, um seine Sammlung in der Kunsthalle geschlossen präsentieren zu können. Damit initiierte er eine Erweiterung der Kunsthalle. Als im Dezember 1886 die vergrößerte Kunsthalle eröffnete, hatte sie mit Alfred Lichtwark auch erstmals einen professionellen Direktor eingestellt. Unter Lichtwark, der eine moderne Kulturpolitik, Museumspädagogik und Kunsterziehung etablierte, gewann die Kunsthalle überregional an Reputation.