Auszeichnung 2005
Senatsantrag vom 6. September 2005 (Drs. 18/2814), Bürgerschaftsbeschluss vom 29. September 2005, Verleihung am 29. September 2005.
Begründung von 2005
Für „herausragendes Mäzenatentum“ in Kultur und Wissenschaft und vorbildliches soziales Engagement.
Hintergrund
Hannelore und Helmut Greve waren Unternehmer, Stifter und Mäzene. Sie sind seit Jahrzehnten sozial-karitativ engagiert und fördern mit ihren Stiftungen wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen und Projekte in Hamburg und im internationalen Bereich.
Helmut Greve, 1922 als Sohn eines Kaufmanns in Hamburg geboren, absolvierte von 1939 bis 1941 ein Praktikum auf der Hamburger Stülcken-Werft und ein Semester auf der Ingenieurschule, bevor er zum Kriegsdienst in der Marine eingezogen wurde. 1946 holte er sein Abitur nach und studierte von 1949 bis 1951 Jura an der Universität Hamburg. 1962/63 kam ein Studium der Staatswissenschaft in Graz hinzu, wo er promoviert wurde. Ab 1950 baute er zusammen mit seiner Frau Hannelore, mit der er sich 1944 vermählt hatte, eine Immobilienfirma auf. Daraus erwuchs ein Familienkonzern mit etwa 20 Einzelfirmen, darunter die 1978 gegründete Dr. Helmut Greve Bau und Boden AG. Unter anderem baute Greve die City Nord in Hamburg. Hannelore Greve, 1926 in Wesel geboren, leitet dort seit 1969 ein eigenes Einrichtungshaus. Helmut Greve starb am 4. Juli 2016 im Alter von 94 Jahren.
Das Ehepaar Greve engagierte sich früh in sozialer Hinsicht, zunächst im Rahmen der mennonitischen Kirche, der Helmut Greve in Fortführung der Familientradition angehört. Nach eigener Aussage prägten ihn die durch die Religionsgemeinschaft vermittelten Werte und Vorstellungen stark. 1980 gründete das Ehepaar Greve das Hilfswerk „Aus großer Freude e.V.“ Mit ihm leisten sie seither humanitäre Hilfe in Südamerika sowie in Süd- und Osteuropa. Mittellosen Indianern und Straßenkindern in Paraguay werden dabei ebenso unterstützt, wie Heimkinder in Rumänien und Bedürftige andernorts. Nach dem Mauerfall 1989 ergänzten Helmut und Hannelore Greve ihr Engagement in Ungarn, Bulgarien und Estland durch umfangreiche kulturelle und wissenschaftliche Austausch- und Fördermaßnahmen.
Das gemeinnützige Engagement des Ehepaars Greve fand lange Zeit begrenzte öffentliche Aufmerksamkeit. Spätestens mit ihrer Schenkung zweier neuer Flügelbauten für die Universität Hamburg zu Beginn des neuen Jahrtausends sind sie jedoch weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt geworden. Es war die größte Einzelzuwendung seit knapp 100 Jahren in Hamburg gewesen. Bereits 1988 hatte das Ehepaar die „Dr. Helmut und Hannelore Greve Stiftung für Wissenschaft und Kultur“ gegründet. Später übernahmen sie mit ihrer 1995 gegründeten „Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve“ die anfängliche Finanzierung der 2004 gegründeten Akademie der Wissenschaften. In Hamburg ist das Ehepaar an vielen weiteren Stellen gemeinnützig aktiv geworden. Unter anderem stifteten sie 2004 den mit 25.000 Euro dotierten „Hannelore Greve Literaturpreis“, ein Jahr später finanzierten sie die Errichtung des Bibliotheks- und Verwaltungsgebäudes der Hochschule für Musik und Theater und stellten für den Bau der Elbphilharmonie 30 Millionen Euro zur Verfügung.
Für ihr gemeinnütziges Engagement haben Helmut und Hannelore Greve inzwischen zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen erhalten. Unter anderem verlieh ihnen der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg im Jahr 2000 den Ehrentitel „Professor“. Die Vergabe des hamburgischen Ehrenbürgerrechts machten weitere Details der sozialen, kulturellen und wissenschaftsfördernden Aktivitäten des Ehepaars Greve einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
Allerdings fand die zeitliche Überschneidung von Auszeichnung und der Elbphilharmonie-Spende mit dem Hinweis Kritik, es könnte der Eindruck entstehen, die höchste Ehrung Hamburgs sei käuflich. Doch auch die Kritiker stimmten mit übergroßer Mehrheit der Verleihung zu. Das außergewöhnliche Engagement von Helmut und Hannelore Greve wurde nicht angezweifelt. Beide erhielten seither weitere Auszeichnungen, unter anderem 2007/08 jeweils das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.