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Auszeichnung 1960

Dr. Herbert Kurt Weichmann (1896-1983)

dpa

Auszeichnung 1971

Senatsantrag vom 9. Juni 1971 (Drs.7/1254), Bürgerschaftsbeschluss vom 9. Juni 1971, Verleihung am 9. Juni 1971.

Begründung von 1971

„Verdienste um das Gemeinwohl“.

Hintergrund

Herbert Weichmann war promovierter Jurist, Journalist und Politiker. Als Finanzsenator und Erster Bürgermeister prägte er die Entwicklung Hamburgs in den ersten zweieinhalb Nachkriegsjahrzehnten nachhaltig mit und erlangte hohe überregionale Reputation.

Weichmann wurde 1896 im oberschlesischen Landsberg als Sohn einer jüdischen Arztfamilie geboren. Nach dem Abitur studierte er 1914 für einige Monate Medizin und nahm dann als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Ein Jahr nach Kriegsende begann er ein Jurastudium, das er 1922 mit einer Promotion an der Universität Breslau abschloss.

Nach dem sogenannten Kapp-Putsch 1920 in die SPD eingetreten, arbeitete Weichmann als Korrespondent der Frankfurter Zeitung und der Vossischen Zeitung. 1926/27 war er als Richter am Amtsgericht von Liegnitz und Breslau tätig. Für kurze Zeit übernahm er danach den Posten als Chefredakteur der Kattowitzer Zeitung, um 1928 als persönlicher Referent des Ministerpräsidenten Otto Braun ins Preußische Staatsministerium berufen zu werden. Dort war Weichmann in verschiedenen Bereichen tätig. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde er aus dem Staatsdienst entlassen.

Noch im selben Jahr flüchtete Weichmann mit seiner Frau Elsbeth, die er 1928 geheiratet hatte, über die Tschechoslowakei nach Paris. Unterstützt von seiner Frau, widmete er sich dort wieder der journalistischen Arbeit. Nach dem Angriff Deutschlands auf Frankreich 1940 wurde das Ehepaar Weichmann in unterschiedlichen Lagern interniert. Ihnen gelang es aber trotz vielerlei Hindernisse via Spanien und Portugal in die USA zu reisen. In New York sicherte Herbert Weichmann sich nach einer Fortbildung als Wirtschaftsprüfer den Lebensunterhalt.

Hamburgs Erster Bürgermeister Max Brauer holte Weichmann 1948 an den Hamburger Rechnungshof, wo er bis zu seiner Berufung 1957 als Finanzsenator der Hansestadt tätig war. Die von ihm vorangetriebene Wirtschaftlichkeitsprüfung staatlichen Haushaltens durch den Rechnungshof fand bundesweite Nachahmung. Als Erster Bürgermeister Hamburgs von 1965 bis 1971 erlangte Weichmann eine weit über die Parteigrenzen hinausreichende Popularität. In seine Amtszeit fielen weitreichende Entscheidungen für die weitere Entwicklung Hamburgs, darunter die Einrichtung eines Container-Hafens, der Bau des neuen Elbtunnels und die City-S-Bahn. Zeitweilig wurde er als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten gehandelt. Gemeinsam mit seiner Frau, die ebenfalls in der SPD sowie an vielen Stellen sozial- und kulturpolitisch engagiert und von 1957 bis 1974 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft war, bildeten die Weichmanns ein angesehenes Politikerehepaar, das für seine vielfältigen Verdienste zahlreiche Ehrungen erfuhr. Herbert Weichmann starb 1983 in Hamburg, seine Frau schied fünf Jahre später in Bonn aus dem Leben.

Vor der Abstimmung zur Verleihung des Ehrenbürgerrechts in der Bürgerschaft lobte der damalige CDU-Fraktionschef Jürgen Echternach, Herbert Weichmann sei „auch der Bürgermeister der Opposition“ gewesen. Allerdings war Weichmann durchaus ein streitbarer Politiker. Der neuen Ostpolitik unter Bundeskanzler Willy Brandt stand er kritisch bis ablehnend gegenüber, ebenso dessen Forderung „Mehr Demokratie wagen“. Große Spannungen gab es zwischen Weichmann und Vertretern der studentischen Protestbewegung, die mit der Chiffre „68“ verbunden ist.

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