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Auszeichnung 1985

Prof. Ida Ehre (1900-1989)

dpa

Auszeichnung 1985

Senatsantrag vom 30. Juli 1985 (Drs. 11/4731), Bürgerschaftsbeschluss vom 3. Oktober 1985, Verleihung am 4. Oktober 1985.

Begründung von 1985

„Herausragende Verdienste um den Wiederaufbau unseres Landes und der Stadt Hamburg“.

Hintergrund

Ida Ehre war eine österreichisch-deutsche Schauspielerin, Regisseurin und Theaterintendantin. Die von ihr kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder eröffneten und geleiteten Hamburger Kammerspiele entwickelten sich zu einer führenden deutschen Schauspielbühne.

Ida Ehre, 1900 in Prären in Mähren als Tochter eines jüdischen Oberkantors geboren, wuchs nach dem frühen Tod ihres Vaters unter schwierigen finanziellen Verhältnissen in Wien auf. Mithilfe eines Stipendiums absolvierte sie an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst eine Ausbildung zur Schauspielerin. Nach ihrem Debüt in der Titelrolle von Goethes „Iphigenie auf Tauris“ am Stadttheater in Bielitz 1918 erhielt sie Rollen an mehreren mitteleuropäischen Theatern. Ihren künstlerischen Durchbruch erzielte Ida Ehre 1931 mit einem Engagement am Lessing-Theater in Berlin. Sie erhielt Angebote von anderen Berliner Bühnen, vom Rundfunk und vom Film. Doch sie konnte die Angebote nicht mehr wahrnehmen, da sie nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 als Jüdin Berufsverbot erhielt. Ehre, seit 1928 mit dem Frauenarzt Dr. Bernhard Heyde verheiratet, zog sich mit ihrer Familie nach Böblingen zurück, wo sie als Arzthelferin in der Praxis ihres Mannes arbeitete. Nach der Reichspogromnacht 1938 plante die Familie die Auswanderung nach Chile, die aber in Folge des Beginns des Zweiten Weltkrieges fehlschlug. Das Schiff, auf dem sich die Familie befand, wurde wieder nach Hamburg zurückbeordert. Dort wurde sie von der Gestapo überwacht und zeitweilig im örtlichen KZ Fuhlsbüttel interniert. Im Unterschied zu mehreren Angehörigen wurde die in einer „privilegierten Mischehe“ lebende Ehre nicht deportiert und ermordet.

Nach Kriegsende übertrug ihr die britische Besatzungsmacht die Leitung der Hamburger Kammerspiele, die bereits im Dezember 1945 wieder eröffneten. Mit der Aufführung vieler moderner Theaterstücke und dank ihrer experimentierfreudigen Intendantin erwarben sich die Kammerspiele rasch überregionales Renommee. Ein erster Höhepunkt war die Uraufführung von Wolfgang Borcherts Kriegsheimkehrer-Drama „Draußen vor der Tür“ im Jahr 1947. Mit Hörfunkbeiträgen und der ab Mitte der 1950er Jahre verstärkten Mitwirkung in Film- und Fernsehproduktionen sowie in Rundfunkgremien avancierte Ehre zu einer weit über Hamburg hinaus wirkenden und anerkannten Kulturschaffenden. Bis ins hohe Alter nahm sie öffentlich zu politischen Fragen Stellung. Die als „Mutter Courage des Theaters“ titulierte Ida Ehre leitete bis zu ihrem Tod 1989 in Hamburg die Kammerspiele.

Bereits zu Lebzeiten erhielt Ida Ehre zahlreiche Auszeichnungen wie das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Hamburg würdigte sie unter anderem 1975 mit dem Professorentitel. Als sie zehn Jahre später als erste Frau Ehrenbürgerin der Freien und Hansestadt wurde, fand dies breite Zustimmung in der Öffentlichkeit. Posthum folgten weitere Ehrungen.